20.07.2024, 09:57
(19.07.2024, 18:31)Quintus Fabius schrieb: Die Zweistaatenlösung wird aber hier und heute inzwischen auch von einer Mehrheit der Palästinenser abgelehnt. Gleichermaßen oder sogar noch mehr als auf israelischer Seite.warum?
Da ist längst jeder Zug abgefahren und alles zu spät. ...
(19.07.2024, 18:31)Quintus Fabius schrieb: ...Menschen jüdischen Glaubens gab es kontinuierlich seit der Römerzeit in der Region - auch während der Besetzung durch Kreuzfahrer und nach der Eroberung durch Muslime.
Die Idee, dass hier einfach Juden eine Kolonisierung betrieben hätten, durch Einwanderung, ist einfach falsch. Die Juden wanderten schon im 19 Jahrhundert dort ein und siedelten dort schon lange bevor Israel entstand und versuchten dort friedlich Land zu erwerben und einfach mit den Arabern zu koexistieren. Dies scheiterte, und dem folgend wurden unzählige Juden aus vielen arabischen Ländern mit Gewalt vertrieben - nach Israel.
Durch die Einmischung dieser Juden im Laufe der Zeit stammt heute praktisch ein Gros der gesamten Bevölkerung von jüdischen Flüchtlingen aus dem Irak, Syrien, Jordanien, Ägypten usw usw ab. Die sind also genau so Flüchtlinge wie die palästinensischen Flüchtlinge.
Das ist unbestreitbar.
Problematisch wurde die Situation erst mit dem Zionismus, einer (Ende des 19. Jahrhunderts entstandene) jüdische Bewegung, die das Ziel hat, einen selbstständigen Nationalstaat für Juden in Palästina (damals einer osmanischen Provinz) zu schaffen. Hauptbegründer war Theodor Herzl (1860-1904).
Die Shoah hat dieser Bewegung nachträglich nicht nur massiven "Schwung", sondern auch eine intensive moralische Rechtfertigung gegeben. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurden die überlebenden Juden in den Lagern der ehemaligen Munitionsfabrik in Geretsried - Wolfratshausen zusammen gefasst und viele davon auf Schleichwegen oder auch mit großen Transporten in das britisch beherrschte Gebiet gebracht. Es handelte sich vor allem um (ost-)europäische Juden aus den Gebieten, die von den Nazis beherrscht waren. Und auch heute noch kommen viele Aussiedler aus dem ehemaligen Gebiet der UdSSR nach Israel.
1948 wurde der Staat Israel gegründet - gegen die Zusagen, die von britischer Seite den einheimischen Arabern gemacht worden waren.
Von Beginn an wurde Israel von den meisten Arabern, die in dem Gebiet wohnten, nicht anerkannt. Das ist das Eine. Dass zugleich auch die Auswanderung nordamerikanischer Juden nach Israel kontinuierlich zunahm, ist das Andere. Auch hier handelt es sich zumeist um Menschen, die ihre Abstammung auf europäische Wurzeln zurückführen können - und die mit ihren gesellschaftlichen Werten einen Fremdkörper in der Kultur der Einheimischen (egal welchen Glaubens) darstellen.
Die Migration von Menschen jüdischen Glaubens aus arabischen Ländern, aus Äthiopien (als besonderes Beispiel) oder aus asiatischen Regionen ist dagegen marginal. Die heutige israelische Gesellschaft ist wegen der genannten Einwanderungen aus Europa und Nordamerika vorwiegend "westlich" geprägt. Leider auch, was die Intoleranz oder Überheblichkeit der westlichen Zivilisationsgesellschaft gegenüber anderen Kulturen betrifft.
Man sieht am Beispiel Israel, welche Folgen es hat, wenn eine örtlich tradierte Gesellschaft ohne Inkulturation von Zuwanderern einer völlig anderen Wertegemeinschaft übernommen wird.