01.08.2024, 01:22
@Old Boy & @DorJur
An der Beschaffung von Arrow 3 sticht meiner bescheidenen Meinung nach vor allem der Zeitpunkt als kritikwürdig ins Auge, da es aktuell dringendere Baustellen gäbe. Das heißt aber nicht, dass Arrow 3 für Deutschland nutzlos wäre, wie mitunter in den Medien behauptet wurde – insbesondere nicht mittelfristig.
Die verbreitete Kritik an der Auswahlentscheidung an sich kann ich nicht nachvollziehen, und wundere mich über die Bereitwilligkeit, mit der bspw. 'Der Spiegel' den Standpunkt einer Denkfabrik übernahm, die seit Jahren für TWISTER und eine gemeinsame europäische Raketenabwehr eintritt.
Die Luftwaffe erhält mit Arrow 3 einen zusätzlichen Air Defence Layer oberhalb von Patriot und unterhalb des künftigen TWISTER-Effektors. Neben ballistischen Mittelstreckenraketen (und bestimmten Kurzstreckenraketen) können Satelliten und Hypersonic Glide Vehicles bekämpft werden.
Gegen Interkontinentalraketen (nach SALT II: >5.500 km Reichweite) kann Arrow 3 unter bestimmten Voraussetzungen durchaus eingesetzt werden. 2019 wurde in Alaska ein erfolgreiches Testschießen gegen drei ballistische Raketen durchgeführt, deren Flugbahn einen Angriff aus 6.000 km Entfernung simulierte.
Vor allem ist aber damit zu rechnen, dass Russland künftig wieder verstärkt auf MRBM/IRBM setzen wird, um Europa zu bedrohen. Wir befinden uns längst in einem neuen Kalten Krieg, doch diesmal hat Moskau nicht die finanzielle Standfestigkeit für ein strategisches Wettrüsten. Da liegt es nahe, vergleichsweise billige Systeme wie die RS-26 wieder aus der Schublade zu holen.
Vielleicht ist dies der Hintergrund der Bedrohungslage, zu der sich Luftwaffe und Bundesregierung nicht anders öffentlich äußern wollten, als dass die Öffentlichkeit nicht alle Fakten kenne.
Was die Kosten anlangt, glaube ich nicht, dass man im gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfeld aus den Entwicklungskosten und vergangenen Beschaffungsvorhaben (auch den nur angedachten) erschließen kann, ob Deutschland einen "fairen" Preis erhalten hat. Aus fiskalischer Sicht tobt momentan einfach der perfekte Sturm:
Die Industrienationen erleben eine erhebliche Inflation mit insb. gestiegenen Energiepreisen; Israel leidet unter Fachkräftemangel; China hat die Marktverfügbarkeit seltener Erden künstlich verknappt; Donald Trump hat, indem er Zweifel an Amerikas Bündnistreue gegenüber Taiwan aufkommen ließ, den Preis für Halbleitertechnik in die Höhe schießen lassen. Und dann herrscht natürlich eine extrem volatile geostrategische Lage. Viele Staaten decken sich mit Rüstungsgütern ein, was nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage die Preise ganz natürlich in die Höhe treibt. Gerade IAI hat derzeit eigentlich andere Sorgen, als mit hoher Priorität Arrow 3 für Deutschland zu bauen.
An der Beschaffung von Arrow 3 sticht meiner bescheidenen Meinung nach vor allem der Zeitpunkt als kritikwürdig ins Auge, da es aktuell dringendere Baustellen gäbe. Das heißt aber nicht, dass Arrow 3 für Deutschland nutzlos wäre, wie mitunter in den Medien behauptet wurde – insbesondere nicht mittelfristig.
Die verbreitete Kritik an der Auswahlentscheidung an sich kann ich nicht nachvollziehen, und wundere mich über die Bereitwilligkeit, mit der bspw. 'Der Spiegel' den Standpunkt einer Denkfabrik übernahm, die seit Jahren für TWISTER und eine gemeinsame europäische Raketenabwehr eintritt.
Die Luftwaffe erhält mit Arrow 3 einen zusätzlichen Air Defence Layer oberhalb von Patriot und unterhalb des künftigen TWISTER-Effektors. Neben ballistischen Mittelstreckenraketen (und bestimmten Kurzstreckenraketen) können Satelliten und Hypersonic Glide Vehicles bekämpft werden.
Gegen Interkontinentalraketen (nach SALT II: >5.500 km Reichweite) kann Arrow 3 unter bestimmten Voraussetzungen durchaus eingesetzt werden. 2019 wurde in Alaska ein erfolgreiches Testschießen gegen drei ballistische Raketen durchgeführt, deren Flugbahn einen Angriff aus 6.000 km Entfernung simulierte.
Vor allem ist aber damit zu rechnen, dass Russland künftig wieder verstärkt auf MRBM/IRBM setzen wird, um Europa zu bedrohen. Wir befinden uns längst in einem neuen Kalten Krieg, doch diesmal hat Moskau nicht die finanzielle Standfestigkeit für ein strategisches Wettrüsten. Da liegt es nahe, vergleichsweise billige Systeme wie die RS-26 wieder aus der Schublade zu holen.
Vielleicht ist dies der Hintergrund der Bedrohungslage, zu der sich Luftwaffe und Bundesregierung nicht anders öffentlich äußern wollten, als dass die Öffentlichkeit nicht alle Fakten kenne.
Was die Kosten anlangt, glaube ich nicht, dass man im gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfeld aus den Entwicklungskosten und vergangenen Beschaffungsvorhaben (auch den nur angedachten) erschließen kann, ob Deutschland einen "fairen" Preis erhalten hat. Aus fiskalischer Sicht tobt momentan einfach der perfekte Sturm:
Die Industrienationen erleben eine erhebliche Inflation mit insb. gestiegenen Energiepreisen; Israel leidet unter Fachkräftemangel; China hat die Marktverfügbarkeit seltener Erden künstlich verknappt; Donald Trump hat, indem er Zweifel an Amerikas Bündnistreue gegenüber Taiwan aufkommen ließ, den Preis für Halbleitertechnik in die Höhe schießen lassen. Und dann herrscht natürlich eine extrem volatile geostrategische Lage. Viele Staaten decken sich mit Rüstungsgütern ein, was nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage die Preise ganz natürlich in die Höhe treibt. Gerade IAI hat derzeit eigentlich andere Sorgen, als mit hoher Priorität Arrow 3 für Deutschland zu bauen.