11.09.2024, 17:31
Zur geostrategischen Lage:
Die Außenminister der USA und Großbritanniens, Blinken und Lammy, sind in der Ukraine eingetroffen. Es wird erwartet, dass sie Kiew die lange erbetene Erlaubnis zur Verwendung der von diesen Ländern gelieferten Waffen auf russischem Gebiet erteilen werden. (Quelle)
Zum ukrainischen Vorstoß auf Kursk:
Die russische Armee hat offenbar ihren ersten konzertierten Gegenstoß gestartet. In den letzten 48h fand ein Angriff auf das von den Ukrainern gehaltene Snagost (hier) statt, der zu ukrainischen Verlusten (bestätigt neun Gefangene) führte. (Quelle)
Zur Lage der russischen Armee:
Die 'Süddeutsche Zeitung' hat mithilfe lokaler Journalisten russische Kriegsgefangene in der Ukraine interviewen können. Der Autor zeigt sich erstaunt über die großzügige Behandlung der Gefangenen durch die ukrainische Seite und seinen freien Zugang zu ihnen. Die Gespräche zeichnen ein Bild der Indoktrination und des Erstaunens über die Behandlung durch die Ukrainer. Auszüge [der Artikel ist hinter einer Bezahlschranke, das Forum soll keinen Ärger bekommen]: (Quelle)
Zu Ereignissen mit möglicher Relevanz für die Anti-Putin-Koalition:
Ich kann die schweizerischen Anschuldigungen beim besten Willen nicht nachvollziehen. Die Schweiz geht mit ihrer Gesetzgebung weit über die völkerrechtlichen Pflichten neutraler Staaten hinaus, hat also aus freiem Willen diese Entscheidung getroffen; warum sollte Deutschland nicht die Konsequenzen daraus ziehen dürfen? Staaten sind nicht dazu verpflichtet, miteinander Handel zu treiben.
Die Außenminister der USA und Großbritanniens, Blinken und Lammy, sind in der Ukraine eingetroffen. Es wird erwartet, dass sie Kiew die lange erbetene Erlaubnis zur Verwendung der von diesen Ländern gelieferten Waffen auf russischem Gebiet erteilen werden. (Quelle)
Zum ukrainischen Vorstoß auf Kursk:
Die russische Armee hat offenbar ihren ersten konzertierten Gegenstoß gestartet. In den letzten 48h fand ein Angriff auf das von den Ukrainern gehaltene Snagost (hier) statt, der zu ukrainischen Verlusten (bestätigt neun Gefangene) führte. (Quelle)
Zur Lage der russischen Armee:
Die 'Süddeutsche Zeitung' hat mithilfe lokaler Journalisten russische Kriegsgefangene in der Ukraine interviewen können. Der Autor zeigt sich erstaunt über die großzügige Behandlung der Gefangenen durch die ukrainische Seite und seinen freien Zugang zu ihnen. Die Gespräche zeichnen ein Bild der Indoktrination und des Erstaunens über die Behandlung durch die Ukrainer. Auszüge [der Artikel ist hinter einer Bezahlschranke, das Forum soll keinen Ärger bekommen]: (Quelle)
Zitat:Die Frage ist jetzt erst mal, wer überhaupt zu einem Interview bereit ist. Es gelten, so ist es vereinbart, folgende Regeln: Die Soldaten werden nur mit Vornamen und militärischem Rang beschrieben, damit sie nicht identifiziert werden können und im Fall ihrer Rückkehr nach Russland keine Schikanen oder Schlimmeres wegen Interviews mit westlichen Medien fürchten müssen. Auch Fotos, auf denen sie zu erkennen sein könnten, dürfen nicht gemacht werden. Vier Russen werden im Lauf der kommenden eineinhalb Stunden reden: Hauptmann Alexej, Oberleutnant Alexander und die Unterleutnants Fajaz und Jewgenij.
Von ukrainischer Seite gibt es keine Regeln für die Gespräche, auch die Zitate der Kriegsgefangenen müssen nicht autorisiert werden. Das ist bei Interviews mit ukrainischen Soldaten an der Front anders. Am Anfang des Interviews steht der Vizegefängnisdirektor noch kurz in der Tür – nach wenigen Minuten geht er weg und schaut nur immer mal wieder kurz in den Raum.
Der ukrainische Gefängnisdirektor hatte am Morgen in seinem Büro den Umgang mit den Kriegsgefangenen folgendermaßen beschrieben: "Unsere Aufgabe ist es, die Gefangenen gut zu ernähren, sie psychologisch zu beobachten, das Rote Kreuz alle Kriegsgefangenen besuchen zu lassen, den Kontakt zum UN-Menschenrechtskommissar zu halten und generell die Genfer Konvention zum Schutz von Kriegsgefangenen einzuhalten."
Zitat:Als also am 26. August ukrainische Soldaten bei ihrem Vorstoß in der Kursk-Region das Haus umstellten, in das sich Oberleutnant Alexander mit seinen sechs Untergebenen geflüchtet hatte, und riefen: "Ergebt euch im Guten, dann garantieren wir euch das Leben", habe er sich nur gedacht: "Sie werden uns sofort erschießen."
Ein anderer Kriegsgefangener, ein paar Zellen weiter, erzählt dem Infodienst Unian, wie er und ein Kamerad eine Handgranate gezündet hätten, sie wollten lieber sterben, als in die Hände der Ukrainer zu fallen und gefoltert und ermordet zu werden. Und dann sei alles ganz anders gewesen, die Ukrainer hätten sich um sie, die russischen Gefangenen, gekümmert und ihnen das Leben gerettet.
Zitat:Offiziere fühlen sich den jungen Rekruten oft väterlich verbunden – auch Unterleutnant Jewgenij. Während das noch in sowjetischer Zeit geprägte Ethos des russischen Militärs die Kapitulation von Offizieren als Schande bewertet, gelten für Srotschniki [Wehrpflichtige, muck] andere Regeln. "Nach einer Woche hat unser Kommandeur kapituliert, um die Srotschniki zu retten", sagt der Unterleutnant. Das sei auch richtig gewesen. Es könne ja nicht sein, "dass wir achtzehn oder neunzehn Jahre alte Burschen in den Tod schicken".
Er selbst aber habe gedacht: "Die Srotschniki werden weggebracht – und wir Offiziere auf den Boden gelegt und erschossen." Es ist Oberleutnant Alexander, der dann sagt: "Wie sollten wir auch anders denken, bei all der Propaganda, die wir zu Hause über die angeblich so furchtbaren Ukrainer zu hören bekommen?"
Zitat:Der menschliche Umgang hier hätte sie alle überrascht. "Als mich ein ukrainischer SBU-Offizier verhörte, ließ er mich meine Frau anrufen", sagt der 46 Jahre alte Hauptmann Alexej. Der Genfer Konvention folgend haben Kriegsgefangene eigentlich nur das Recht, Briefe zu schreiben und zu empfangen. Unterleutnant Fajaz hat seiner Frau am 2. September einen Brief über seine Gefangennahme ein paar Tage zuvor geschrieben, er kramt jetzt einen kleinen Zettel hervor, die Bestätigung der Gefängnisleitung über die Entgegennahme des Briefs.
Zitat:Wenn man die fünf Männer fragt, ob sich ihre Einstellung zu diesem Krieg gegen die Ukraine geändert habe, sagt Unterleutnant Jewgenij nur: "Ich habe in der Ukraine noch keine Nazis kennengelernt." Und Oberleutnant Alexander sagt, seine Sicht auf die Ukrainer habe sich nach den Erfahrungen seiner Gefangenschaft "um 180 Grad gedreht". Hauptmann Alexej wird etwas deutlicher, für Putin hat er nur ein Schimpfwort, das mit "Vollidiot" sehr zurückhaltend übersetzt ist. "Wozu brauchen wir die Ukraine? Haben wir Russen etwa nicht genug Territorium? Wir können ja nicht einmal das Territorium, das wir haben, in Ordnung bringen." Die anderen nicken zustimmend.
Zitat:Und natürlich würden sie alle fünf am liebsten sofort ihre Familien wieder sehen. Aber da ist auch die Angst, was nach ihrer Rückkehr nach Russland mit ihnen passieren würde. "Offiziere dürfen sich bei uns dem Feind nicht ergeben", sagt Unterleutnant Jewgenij. "Wer trotzdem in Kriegsgefangenschaft landet, hat bei uns nach der Rückkehr nichts Gutes zu erwarten." Was genau das heißt, lässt er offen. Es ist Hauptmann Alexej, der etwas mehr dazu sagt: "Wenn wir ausgetauscht werden, wird es für uns zu Hause schlimmer als hier bei den Ukrainern. Keiner von uns darf dann direkt nach Hause, das ist mal sicher. Uns stehen lange Verhöre oder Gefängnis bevor. Oder ein Strafkommando an die Front."Der Grad der Indoktrination ist erschreckend. Nicht nur, weil durch sie mittelbar viele Russen sterben, die am Leben bleiben könnten, sondern auch, weil sie auf eine absolut dysfunktionale Gesellschaft hinweist. Vor- und Fehlurteile existieren natürlich auch in freien Gesellschaften, aber sie betreffen dann andere Länder, zu denen kein reger Kontakt und Austausch besteht. Die Ukraine ist aus russischer Sicht jedoch nicht gerade der Kongo oder Kuwait, will sagen, da ist keine Sprach- und Kulturbarriere, die die Russen daran hindern würde, sich ein zutreffendes Bild über die Zustände in der Ukraine zu machen, wenn sie es denn wollten.
Die Männer schauen sich an, wie verrückt das klingt, dass sie fast lieber hierbleiben würden, als nach Hause zu kommen. Doch überlaufen zu den Ukrainern? Das will keiner von ihnen. Hauptmann Alexej sagt noch diesen einen Satz: "Wie heißt es bei uns so schön: Mütterchen Russland ist gut zu allen – nur nicht zu den Ihren." Dann ist Stille.
Zu Ereignissen mit möglicher Relevanz für die Anti-Putin-Koalition:
(01.09.2024, 01:45)muck schrieb: Die Schweiz wird vor dem Hintergrund eines veränderten geostrategischen Umfelds voraussichtlich den Schulterschluss mit der NATO suchen. Eine eigens eingesetzte Studienkommission empfiehlt der Regierung für die zu erarbeitende Sicherheitsstrategie 2025, in eine sogenannte Verteidigungskooperation mit dem Bündnis einzutreten, das auf fest vereinbarten Leistungen beider Seiten basieren soll. Außerdem solle die eidgenössische Armee regelmäßig mit ihren NATO-Pendants üben, und die Schweiz solle künftig Rüstungsgüter auch an kriegführende Staaten verkaufen, sofern diese im Einklang mit internationalem Recht handeln. (Quelle)Die Bundesregierung hat die Regierung der Schweiz davon in Kenntnis gesetzt, dass Deutschland künftig schweizerische Unternehmen von der Teilnahme an Rüstungsgeschäften der Bundeswehr ausschließen wird. Man schätze die Schweiz nicht als zuverlässigen Partner ein. Politiker fast aller Parteien reagierten hochverärgert und werfen Deutschland Missachtung der schweizerischen Neutralität vor. Hintergrund des Streits ist nicht nur das schweizerische Veto gegen die Weitergabe von Bundeswehr-Munitionsbeständen an die Ukraine, sondern auch die Feststellung, dass die schweizerische Exportkontrollgesetzgebung Deutschland auch im Falle eines Angriffs auf sich selbst von Munitions- und Ersatzteillieferungen für in der Schweiz produzierte Waffen abschneiden würde. (Quelle)
Ich kann die schweizerischen Anschuldigungen beim besten Willen nicht nachvollziehen. Die Schweiz geht mit ihrer Gesetzgebung weit über die völkerrechtlichen Pflichten neutraler Staaten hinaus, hat also aus freiem Willen diese Entscheidung getroffen; warum sollte Deutschland nicht die Konsequenzen daraus ziehen dürfen? Staaten sind nicht dazu verpflichtet, miteinander Handel zu treiben.