18.09.2024, 17:02
(18.09.2024, 15:04)alphall31 schrieb: Wagenknecht hat die Aussage auf Krieg im allgemeinen bezogen und damit hat sie recht . Ein Krieg muss nur lange genug gehen , dann kommt es allerspätestens aus Langeweile zu Kriegsverbrechen oder aus Frust .Einspruch. Die Aussage war bewusst irreführend. Wenn Du mit dieser Aussage Recht hättest, bzw. wenn Wagenknecht mit ihrer Behauptung Recht hätte, dann müsste sich mit zunehmender Dauer eines Krieges die Zahl der Kriegsverbrechen beider Seiten annähern. Das tun sie aber kaum jemals, und in diesem Fall schon gar nicht.
(18.09.2024, 15:04)alphall31 schrieb: Und mit den 99% das glauben sie doch wohl nicht wirklich ?Doch, das glaube ich wirklich, weil es den Erhebungen der Vereinten Nationen entspricht.
Bis auf zwei, maximal drei ukrainische Fälle wurden sämtliche Fälle von schweren Kriegsverbrechen, die in der Ukraine dokumentiert sind, von russischen Soldaten (bzw. Söldnern und Geheimdienstmitarbeitern) verübt. Als schwere Kriegsverbrechen betrachte ich hier Straftaten gegen Menschen, insbesondere
- die systematische Misshandlung von ukrainischen Gefangenen, nach Aussage der VN-Menschenrechtsbeauftragten Bell in 95% der Fälle, durch Schläge, Stromschläge, Scheinhinrichtungen, Schlafentzug, Nahrungsmittelentzug, sexuelle Übergriffe
- die lebensgefährliche Folterung von ukrainischen Gefangenen, u.a. in mindestens acht Fällen durch Kastration
- die Ermordung von mindestens 161 ukrainischen Kriegsgefangenen, nachdem sie sich ergeben hatten, in mindestens zwei Fällen durch Enthauptung (dies durch Wagner-Söldner)
- Massaker von Butscha
- Massaker von Isjum
- Massaker von Irpin
- Massaker von Mariupol
- (=insgesamt bis zu 1.100 ermordete Zivilisten)
- die Zwangsrekrutierung männlicher Ukrainer in den besetzten Gebieten in die russische Armee, und das Verschwindenlassen von Verweigerern
- die gewaltsame Verschleppung mehrerer tausend ukrainischer Kinder und deren Freigabe zur Adoption durch Russen
- die Einrichtung von "Filtrationslagern" zur Umerziehung "politisch unzuverlässiger" Ukrainer in den besetzten Gebieten
- der unterschiedslose Beschuss ziviler Ziele, insbesondere von lebensnotwendiger Infrastruktur wie Krankenhäusern, Elektrizitätskraftwerken, mit zivilen Opfern
- die unnötige Inkaufnahme ziviler Opfer
- systematische Plünderungen ziviler Besitztümer
- systematische sexuelle Gewalt gegen Frauen in den besetzten Gebieten
verbürgt:
- In Mala Rohan wurden mehrere russische Soldaten durch georgische Freiwillige u.a. mit Schussverletzungen gequält, nachdem sie sich ergeben hatten.
- Im April 2022 wurden in Butscha mehrere Kriegsgefangene erschossen.
- Der VN-Bericht nennt überdies als mögliches Kriegsverbrechen die Erschießung mehrerer russischer Soldaten in Makijiwka, nachdem sich diese ergeben hatten. Als Jurist und jemand, der das Video des Vorfalls gesehen hat, gehe ich davon aus, dass es sich nicht um ein Kriegsverbrechen handelte, weil einer der Russen sich nur zum Schein ergab und das Feuer eröffnete, woraufhin nach herrschender Lehre die gesamte Gruppe ihren völkerrechtlichen Schutzstatus verlor.
Nicht als Kriegsverbrechen anzusehen (wohl aber als Verbrechen) ist die wahrscheinlich dem ukrainischen Geheimdienst zuzurechnende Tötung von Darja Dugina, die wohl einem ihrem Vater geltenden Anschlag zum Opfer fiel. Auch dessen Tötung wäre freilich ein Verbrechen gewesen.
Alles in allem ist das Missverhältnis extrem, und dieses Extrem lässt sich auch nicht wegdiskutieren. Die Ukrainer bemühen sich, das Völkerrecht zu achten, die Russen wischen sich mit dem Völkerrecht den Hintern ab. Dies zu leugnen, kann nur propagandistischen Zwecken dienen.