20.09.2024, 21:41
(20.09.2024, 21:02)Quintus Fabius schrieb: Israel hat schon vor dem 7 Oktober und auch schon letztes Jahr und das Jahr davor usw. Ziele im Libanon und in Syrien angegriffen welche man zur Hisbollah rechnen muss. Die Sache ging im Norden ja keineswegs am 8 Oktober einfach so los. Das hat eine Vorlaufzeit die Jahre zurück reicht und es reicht mit den ständigen völkerrechtswidrigen Angriffen Israels auf Syrien auch über den Libanon hinaus. Es hat ja schon seinen Grund, warum Israel sich grundsätzlich nie zu diesen Angriffen bekannt hat.Der springende Punkt ist das die Hezbollah ausdrücklich erklärt hat die Hamas in diesem Krieg mit eigenen Angriffen zu unterstützen. Freilich gab es schon vor dem 7. Oktober irgendwelche Zusammenstöße, die Situation nach dem 7. Oktober hatte jedoch eine ganz andere Qualität.
Das hat sich dann auch nicht nur irgendwie ohne tieferen Sinn aufgeschaukelt, Strategie der Hezbollah war es, möglichst viele Truppen im Norden zu binden um die Hamas zu entlasten ohne einen großen israelischen Angriff zu riskieren.
Insofern, die Hezbollah hat sich nach Kriegsausbruch zur Konfliktpartei erklärt und ganz bewusst eskaliert und trägt damit auch die volle Verantwortung für alles was sich daraus entwickelte.
Zitat: Wobei vielen das Ausmaß der gegenseitigen Angriffe gar nicht klar ist.Das ist völlig richtig, die IDF ist seit Monaten dabei, die Strukturen der Hezbollah im Südlibanon systematisch auseinanderzunehmen:
https://cdn.cfr.org/sites/default/files/...LjYwLjAuMA..
Dabei setzt man immense Feuerkraft ein, wenigstens zweimal jetzt auch mit enormen Luftschlägen. Zurückhaltung gibt es höchstens noch geographisch, man behält sich direkte Angriffe auf Beirut als Eskalationsstufe und Drohpotential noch vor. Zumindest bis zur Tötung von Ibrahim Aqil heute.
Zitat:Aktuell schlagen die Israelis für jeden Angriff der Hisbollah im Libanon ungefähr 10 mal so oft zu. Bei einem Verhältnis von 1 zu 10 ist das natürlich nur eine völlig verhältnismäßige Selbstverteidigung ......Ja ist es, schlicht weil staatliche Selbstverteidigung gegenüber nicht durch den Verhältnismäßigkeitsgrundsatz gedeckelt wird. Der Verteidiger hat das Recht gegen den Angreifer solange vorzugehen bis die Bedrohung durch den Angreifer beseitigt ist. Die Verteidigungsmaßnahmen an sich müssen freilich dem Kriegsvölkerrecht entsprechend, mithin muss hinsichtlich Kollateralschäden auch das Verhältnismäßigkeitsprinzip gewahrt sein, das Recht auf Selbstverteidigung erlischt aber nicht plötzlich nur weil man eine Feuerdominanz gegenüber dem Feind erreichen konnte und ihn nach Strich und Faden vermöbelt.
Zitat:Man könnte desweiteren darauf verweisen, dass die Hisbollah im November 2023 bereits einen Waffenstillstand anbot und diesen dann auch einhielt, worauf auch Israel seine Angriffe deutlich reduzierte.Soweit ich mich entsinne ist die Hezbollah mit der Aussage aufgetreten, dass man die Angriffe einstellen würde wenn Israel die Operation in Gaza abbricht. Später dann hat man sich den kurzzeitigen Waffenstillstand zur Geiselfreilassung angeschlossen.
Man hätte von israelischer Seite im November 2023 durchaus die Chance gehabt, die Lage an der Nordfront zu beruhigen, [...]
Das ist auch immer noch ihre Position; man wird wieder zum Status Quo ante zurück kehren wenn der Konflikt in Gaza beendet ist.
Israel hat nach dem 7.Oktober freilich weitergehende Interessen und möchte die Hezbollah von der Grenze im Norden wegbekommen.
Zitat: Nun schreiben alle leichtfertig und übereinstimmend, dass der Angriff ja fast nur Hisbollah Anhänger getroffen habe, und hoch präzise war und kaum Kollateralschäden hatte usw usf. Das finde ich faszinierend, denn vom aktuellen Informationsstand kann man das noch gar nicht sagen. Dennoch wird der Angriff einseitig pro-israelisch als völkerrechtskonform dargestellt, weil er ja ach so präzise gewesen sein soll. Möglich, aber nicht erwiesen. Man wird erst abwarten müssen, wie sich die Sache tatsächlich darstellt. Rein persönlich kann ich mir nicht vorstellen, dass eine solche Operation derart sauber und präzise abgelaufen sein soll, dass ist meiner Meinung nach gar nicht machbar (technisch wie operativ).Man muss es auch nicht komplizierter machen als es ist. Dei Hezbollah hat Pager bestellt. Die Lieferung ging an die Hezbollah. Entsprechend wird es auch die Hezbollah getroffen haben und nicht die Freiwillige Feuerwehr Beirut Süd.
Hätte es größere Verluste unter der Zivilbevölkerung gegeben wäre es zudem schon längst propagandistisch ausgeschlachtet worden.
Ich kann diese wohlfeile Krittelei nicht nachvollziehen. Da führt man eine außerordentlich präzise und hochwirksame Operation durch und dann ist es auch wieder nicht recht, weil wahlweise es doch irgendwie perfider war als ordinäre Luftangriffe, der Feind darauf verschnupft reagieren könnte oder die Aktion das gerade persönlich favorisierte Problem in diesem Konflikt nicht gelöst hat.
Ich möchte den sehen, der in der Lage der Israelischen Regierung auf diese Aktion verzichtet hätte. Kritikwürdig ist höchstens, dass man sich noch nicht zu einer umfassenden Offensive hat druchringen könen. Alterantiv wären gangbare Handlungsalternativen auch nicht schlecht.