07.10.2024, 09:35
(06.10.2024, 22:14)Quintus Fabius schrieb: Die IDF stochert weiterhin in Gaza herum und findet auch weiterhin Stellungen, Tunnel und Waffenlager der Hamas:wenn im Gazastreifen "fast 70 Prozent aller Menschen in Behelfsunterkünften leben müssen" (Quelle) und etwa "40.000 Tote in Gaza" (Quelle) zu beklagen sind, dann hat das mit chirurgischen Präzisionsschlägen wenig bis nichts zu tun, sondern vielmehr mit blindwütigem Zuschlagen.
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Natürlich findet man mit dieser Methode (erst zuschlagen und dann schauen) auch die eine oder andere "weitere Stellung, Tunnel oder Waffenlager." Aber das sind Zufallsfunde.
70 % aller Menschen in Behelfsunterkünften heißt im Umkehrschluss, dass nur 30 % aller Unterkünfte noch intakt sind. Und mir kann einfach niemand vormachen, dass 70 % aller Unterkünfte als Stellungen oder heimliche Waffenlager genutzt wurden. Bei 7 %, einem Zehntel, würde ich das noch akzeptieren. Aber nicht in dieser Größenordnung.
(06.10.2024, 23:13)Quintus Fabius schrieb: Ich glaube ebenfalls nicht, dass der Iran hier wirklich Einfluss hatte. Ob man etwas wusste und wie weit, müsste diskutiert werden, aber meiner Ansicht nach agierte die Hamas völlig autonom oder eventuell sogar gegen die Wünsche der Iraner.dementsprechend hatte sich die Hisbollah als Verbündeter des Iran ja auch auf eher symbolische Beistandsakte beschränkt und sich schon vor knapp einem Jahr von den Terrorakten der Hamas (diese in Anlehnung an den IS) distanziert.
Die aktuellen Funde in Gaza zeigen meiner Meinung nach auf, dass es sogar schon seit jeher das primäre Ziel der Hamas war, eben nicht von "Verbündeten" abhängig und damit beeinflussbar zu sein, sondern möglichst autark / autonom alles aus eigener Kraft aufzustellen und völlig unabhängig von jederman zu entscheiden und zu handeln. Man findet geradezu verblüffend wenig iranische Waffen, kaum Hinweise auf iranisches Geld und stattdessen eine regelrechte Hamas-Waffenindustrie in der möglichst alles in eigener Fertigung hergestellt wird. ...
Als "symbolische Beistandsakte" bezeichne ich etwa das sporadische Abfeuern von Raketen oder Drohnen, die wirkungslos in Wald und Wiese gezielt waren.
Wenn der Iran oder die Hisbollah eine gewaltsame Auseinandersetzung gewollt hätten, dann hätten sie zeitgleich mit der Hamas, zumindest unmittelbar danach zugeschlagen. Das ist aber nicht erfolgt. Auch das indiziert m.E., dass der Gewaltausbruch der Hamas vor einem Jahr eine Sonderaktion der Hamas und nicht abgesprochen oder gar vom Iran orchestriert war.
Die Autonomie der sunnitischen Hamas war von Anfang an deren Bestreben. Sie ist - bitte nicht vergessen - ursprünglich von Israel als Gegenpart für die Fatah unterstützt worden. Das heißt also, von der Fatah nicht nur unabhängig sondern konträr zu dieser. Und die Hamas hat sehr schnell geschaut, sich auch von der israelischen Unterstützung unabhängig zu machen. Sich nun in neue Abhängigkeiten zu begeben wäre völlig konträr zur Einstellung der Funktionäre. Denen kann man allenfalls eine Nähe zu Al Quaida und IS nachsagen, auch in den Methoden, wobei man sich dann fragen muss, wer zuerst da war - Hamas oder IS, Henne oder Ei ...
Die Regionalmacht, die sich derzeit lautstark zur Hamas bekennt, ist die Türkei. Und Erdo unterstützt sogar IS-Verbündete in dem von der Türkei beherrschten syrischen Gebiet an der türkischen Grenze. Dabei würde ich dennoch nicht so weit gehen, zu sagen, dass diese Gruppierungen auf Weisung der türkischen Machthaber handeln. Denn die Unterstützung der Türkei beschränkt sich darauf, den entsprechenden Gruppierungen ausreichend Unterstützung zu geben, dass sie in der Lage sind, sich selbstständig gegen die jeweiligen Regierungskräfte zu halten. Und auch da hat sich die Hamas offensichtlich der Lenkung oder Steuerung durch türkische Einflüsterer entzogen. Sie spielt vielmehr die Klaviatur, Türkei und Iran gegeneinander auszuspielen und deren regionale Konkurrenz zu nutzen.
Die Frage, die ich mir stelle, ist:
wie kann man das Gemetzel beenden?
Wäre es etwa sinnvoll, die israelischen Truppen zurück zu ziehen und durch Einheiten aus muslimischen Ländern - namentlich Ägyptens und der Türkei - im Gaza-Streifen zu ersetzen?