19.10.2024, 19:14
um nun zur Hamas zurück zu kommen noch etwas Geschichtsstunde:
Dein Problem ist, dass Du die Ursachen der aktuellen Handlungen und Taten verdrängst und auf die Propaganda der rechtsnationalen Kräfte in Israel herein fällst, die eine "Schuldzuweisung" ausschließlich auf palästinensischer Seite sieht.
So ignorierst Du Oslo, ignorierst die Gründe des Scheiterns von Oslo oder die Zusage von Abbas und dem damalige israelische Premier Ehud Olmert im November 2007, bis Ende 2008 eine Friedensregelung auszuhandeln. Statt das zu tun hat Israel ständige Raids gegen Palästinenser ("gezielte Tötungen") durchgeführt und so letztendlich im Jahr 2008 das Scheitern des Friedensprozesses verursacht - was dann wenige Tage vor dem Ablauf der festgesetzten Frist auch die Hamas dazu brachte, das Scheitern der Gespräche und das Ende des verkündeten Waffenstillstandes zu erklären.
Zitat:Die ersten Wahlen in der Palästinensischen Autonomiebehörde fanden im Januar 1996 statt. Über 85 Prozent der Wähler stimmten für Yassir Arafat als Präsident der Autonomiebehörde. Abgeordnete seiner Partei, der Fatah, erhielten im Palästinensischen Parlament die meisten Sitze.Damals (1996!) war die Hamas also noch eine kleine Gruppe, die mit der Fatah / PLO konkurrierte. Aaaber:
Zitat:Bereits 1978 meldete der damals 49-jährige Sheikh Ahmed Yassin, ein seit seiner Jugend gelähmter muslimischer Führer in Gaza, bei den israelischen Besatzungsbehörden eine "Islamische Vereinigung" ("Al-Mujamma Al Islami") an, die sich um bedürftige Palästinenser kümmern wollte. Israel stimmte zu: Seine Strategie war, den Alleinvertretungsanspruch der PLO zu entkräften und zu zeigen, dass es in den besetzten Gebieten selbst Kräfte gibt, die die Palästinenser besser vertreten als die – damals noch in Tunis residierende – PLO Yasser Arafats. In Jerusalem hoffte man vor der "Intifada" und vor Oslo, dass eine religiös gefärbte Bewegung, die bisher vor allem karitativ und humanitär tätig gewesen war, ein geeignetes Gegengewicht sein(und stärkt damit weiter die radikalen Kräfte auf palästinensischer Seite. Das Ergebnis der Rechtsaußen-Politik der israelischen Regierung sehen wir heute.
würde gegen den – damals noch – als Erzterroristen und Todfeind verschrienen Yasser Arafat.
Die "Hamas" (Abkürzung für "Harakat Al-Muqawama Al-Islamia" - "Islamische Widerstandsbewegung") wurde Ende 1987 bei Ausbruch der ersten "Intifada" bekannt, als die Gruppe plötzlich im Gazastreifen und in der Westbank öffentlich auftrat und der weltlichen PLO das Terrain strittig machte. Für Israel erschwerte dies die Reaktion auf den Palästinenseraufstand, da es sich plötzlich mit zwei konkurrierenden, sonst aber gleichermaßen militanten Gruppen konfrontiert sah. Genau die Konkurrenz zur PLO war freilich einmal Ziel der Unterstützung gewesen, die Israel den Leuten und Gruppen gegeben hatte, die nun plötzlich als "Hamas" auftraten:
...
Zur Teilnahme an Wahlen ist "Hamas" erst Anfang 2006 bereit – zwei Jahre nach Arafats Tod. Inzwischen ist viel geschehen: Die israelische Armee hat nicht nur Sheikh Yassin in Gaza ermordet, sondern auch einen Monat später seinen Nachfolger Abdel Aziz a-Rantisi. Die Führung von "Hamas" wird immer mehr von Khaled Masha´al von Damaskus aus übernommen, Mitbegründer der Organisation und seit 1996 Leiter des Politbüros.
Die Wahlen 2006 werden für Hamas ein voller Erfolg: Begünstigt durch ein regionales Wahlsystem, vor allem aber durch den wachsenden Unmut der Bevölkerung über Korruption und Vetternwirtschaft der alten PLO-Führung, gewinnt "Hamas" 74 der 132 Parlamentssitze
Statt von Frieden beginnt "Hamas" (nun) von jahrzehntelanger Waffenruhe zu sprechen und sie hält sich bis nach den Wahlen an eine im Jahre 2005 verkündete zeitweilige Einstellung der Angriffe auf Israel.
Andere Gruppen – darunter der "Jihad" – setzen ihre Angriffe jedoch fort, darunter Raketenangriffe von Gaza auf Israel, und Israel reagiert massiv. "Hamas" kündigt die Waffenruhe schließlich auf und die Situation im Gazastreifen eskaliert, bis sie im Frühsommer 2007 in einen offenen Bruderkampf zwischen "Hamas" und der "Fatah" von Palästinenser-Präsident Mahmoud Abbas mündet. Saudische und andere arabische Vermittlungsbemühungen (darunter die Bildung einer Koalitionsregierung zwischen "Hamas" und "Fatah") scheitern und nach kurzen, heftigen Kämpfen übernimmt "Hamas" im Juni 2007 die alleinige Kontrolle über den Gazastreifen. In der Westbank bleibt es zunächst ruhig. Dort ruft Abbas eine Notstandsregierung aus und beginnt unter anderem, mit dieser wieder an einem Friedensprozess zu arbeiten.
Bei einer eintägigen Nahostkonferenz im amerikanischen Annapolis sagen Abbas und der damalige israelische Premier Ehud Olmert im November 2007 zu, bis Ende 2008 eine Friedensregelung auszuhandeln. Nichts dergleichen geschieht. Stattdessen bringt das Ende 2008 eine neue und ebenso gefährliche wie folgenschwere Eskalation:
Seit dem 19. Juni herrscht im Gazastreifen wieder einmal eine von "Hamas" erklärte einseitige Waffenruhe, die auf sechs Monate begrenzt ist. Gelegentliche Zwischenfälle werden selbst von Israel verharmlost und nicht "Hamas" angelastet, sondern radikaleren Gruppierungen. Gleichwohl greift Israel – das Gaza im Herbst 2005 verlassen hat – immer wieder im Gazastreifen ein: Es führt "gezielte Tötungen" radikaler Palästinenser durch und versucht, den Nachschub von Waffen und Munition über die ägyptische Grenze zu unterbrechen.
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Anfang Februar 2009 bei den Wahlen zur Knesset (wird) das rechte Lager gestärkt ... und "Likud"-Chef Benjamin Netanyahu - obwohl selbst nicht Wahlsieger – am 1. April eine Koalition mit dem Rechtsaußen Avigdor Lieberman ("Unser Haus Israel"), drei orthodoxen Parteien und der Arbeiterpartei vorstellen kann.
International gerät Israel wegen des Krieges und der Blockade des Gazastreifens unter heftige Kritik. Jerusalem ist aber nicht bereit, diese Politik zu ändern. ....
(19.10.2024, 19:02)Quintus Fabius schrieb: Erich:@QF:
Dein Problem ist, dass du durch das ständige hervorkramen von früheren Ereignissen die aktuellen Handlungen und Taten der Hamas relativierst und dabei auch noch außer Acht lässt, dass es schon vor den Ereignissen welche du nennst seitens der Muslime / Araber fortwährend nur den Aufruf gab, ganz Israel auszulöschen.
Es ging von dieser Seite nie um einen eigenen palästinensischen Staat, sondern immer nur um die vollständige Auslöschung Israels und die Tötung aller Juden und die Eliminierung alles Jüdischen an sich.
Die wollten kein freies Palästina, sondern alles. Einschließlich der Vernichtung aller Juden.
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Dein Problem ist, dass Du die Ursachen der aktuellen Handlungen und Taten verdrängst und auf die Propaganda der rechtsnationalen Kräfte in Israel herein fällst, die eine "Schuldzuweisung" ausschließlich auf palästinensischer Seite sieht.
So ignorierst Du Oslo, ignorierst die Gründe des Scheiterns von Oslo oder die Zusage von Abbas und dem damalige israelische Premier Ehud Olmert im November 2007, bis Ende 2008 eine Friedensregelung auszuhandeln. Statt das zu tun hat Israel ständige Raids gegen Palästinenser ("gezielte Tötungen") durchgeführt und so letztendlich im Jahr 2008 das Scheitern des Friedensprozesses verursacht - was dann wenige Tage vor dem Ablauf der festgesetzten Frist auch die Hamas dazu brachte, das Scheitern der Gespräche und das Ende des verkündeten Waffenstillstandes zu erklären.