31.10.2024, 01:38
(30.10.2024, 21:57)Quintus Fabius schrieb: In diesem Kontext sei auch auf die Verkündung der russisch-orthodoxen Kirche über die Zukunft Russlands am 27.03.2024 verwiesen.
https://risu.ua/en/ordinary-fascism-or-t...ll_n147526
https://risu.ua/en/order-of-the-xxv-worl...ld_n147334
Und nein, dass sind eben keine bloßen Marionetten, wie man das hierzulande allzu leicht glaubt. Deren Ziele reichen weit über alles hinaus was Putin will und sind teilweise höchstgradig irrational:
Danke für die Erläuterungen und die Links. Aus dem ersten ein Zitat:
Zitat:In essence, the document developed and approved under the auspices of the ROC-MP resembles and partially copies the program documents of the pro-Nazi church movement known as the "German Christians" (German: Glaubensbewegung "Deutsche Christen"). In particular, certain similarities can be traced to the so-called "Directives" of May 1932 and the "10 basic principles" of May 1933, which supported the new imperial-religious doctrine of the Third Reich, "sacralized" and blessed expansionist and xenophobic ideas, sanctioned the unification of church and state, and the synthesis of Christianity and German National Socialism. The Deutsche Christen movement effectively distanced itself from the Gospel precepts of peace, love, and forgiveness as those that weaken a nation. They sought to monopolize the status of a single imperial church, putting it at the service of the interests of Hitler's regime and Nazi Germany. It is obvious that some of the authors of the new ROC-MP ”Edict” were inspired by these ideas and prototypes
Das wundert mich wiederum nicht. Mit Ende von WW2 sind auch viele einschlägige NS-Dokumente nach Moskau verbracht worden, diese wurden daraufhin intensiv studiert und auf „Anwendbarkeit“ geprüft.
Vielleicht irre ich mich, aber ich meine, Putin wäre weitestgehend atheistisch aufgewachsen - oder zumindest war er nicht praktizierend. Dass man mit fingiertem Glauben Ziele erreichen und andere manipulieren kann, hat ja bekanntlich Bushs Blick in die Seele gezeigt (sic).
Für mich sind diese religiösen Oberhäupter „useful idiots“, die erst in den letzten Jahren ins Boot geholt wurden. Es wurde mit der Abkehr vom Westen ab ca. 2007 ein neues Narrativ gebraucht, um die spätere Annexion der Krim und im weiteren Verlauf die Spezialoperation zu rechtfertigen. Dieses Narrativ hat sich zunächst langsam entwickelt. Scheint ganz so, als habe man sich wieder einmal an einschlägigen Vorlagen bedient, wie in der KGB-Schule gelehrt. Diese zunächst vage Ideologie der „russischen Welt“ wurde künstlich aufgebaut und konkretisiert, unter Einbezug nationalistischer russischer Philosophen einerseits, und andererseits eben aus dem vielfältigen „intellektuellen“ WW2 NS-Erbe diverser Propaganda- und Strategieschriften.
So war z.B. diese absurde Christenbewegung aus der Hitlerzeit eine unerwartete Randerscheinung für eine zunächst aus der Esoterik heraus entstandene arische Bewegung, welche den „schwachen“ Jesus Christus ablehnte, und sich zu „starken“ urgermanischen Göttern hingezogen fand. Hitler baute auf dieses unbedeutende nationalistisch-esoterische Fundament, welches zu Beginn des WW2 bereits gut 40 Jahre alt war (siehe Ariosophie), seine eigene Ideologie auf.
In Russland mag sich in ähnlicher Weise etwas gegenseitig befruchtet haben, wobei die Clique der Ultra-Nationalisten die orthodoxen Kirchenfürsten mit ins Boot geholt haben, wir mir scheint (und nicht umgekehrt), und nationalistische philosophische Schriften haben das Ideologiegefüge zusätzlich auf eine überzeugende intellektuelle Basis gestellt. So konnte sowohl eine theologische als auch säkuläre Rechtfertigung des „russischen Sonderwegs“ erreicht werden. Also eine „russische Welt“, die weder westlich-europäisch noch asiatisch sondern eurasisch (im Sinn eines Sonderstatus) ist.
Natürlich, wenn man sich erst mal die Kleriker ins Boot geholt hat, wollen die dann auch mitrudern, haben sie doch die politische Agenda (Spezialoperation usw. rechtfertigen) nur zu bereitwillig mit übernommen.
Auch wenn es eine Rivalität zwischen diversen orthodoxen Oberhäuptern (Ukraine und Russland) geben mag, denke ich nicht, dass es die Idee der russischen Kleriker war, die Ukraine mit einer „Spezialoperation“ im Sinn eines Kreuzzugs zu „bewirken“.