07.11.2024, 05:50
Dieses Ergebnis hatte sich schon 2023 abgezeichnet. Die Kampagne der Demokraten war die schlechteste, die ich je in einer westlichen Demokratie gesehen habe.
Die Kipppunkte – oder eher, die Stufen auf der Treppe abwärts:
1.
Die Weigerung der Demokraten einzusehen, dass ihre postmateriellen Positionen im Großen und Ganzen nicht mehrheitsfähig sind, und dass sie die Stimmen der ethnischen Minderheiten und Frauen nicht gepachtet haben. Insbesondere die Identitätspolitik, die mit Barack Obama Einzug hielt, hängt den Amerikanern bis weit über die Mitte hinaus zum Halse heraus.
2.
Afghanistan. Viele Amerikaner hassen es, wenn ihr Land Schwäche zeigt. Sullivans Management des Abzugs war einfach grottenschlecht und schädigte Bidens Ansehen nachhaltig, zumal der es nicht schaffte, die Mitverantwortung Trumps herauszustellen, der ihm das Ganze erst eingebrockt hatte. (Dazu gleich mehr.)
3.
Die Anklagen gegen Trump. Die Vorwürfe mögen noch so berechtigt gewesen sein; die Tatsache, dass Bezirksstaatsanwälte in den USA gewählte Politiker sind, und die Anklage in einem blauen Staat von einem selbsterklärten Sozialisten erhoben wurde, war Wasser auf Trumps Mühlen. Es wirkte bis weit in die Mitte hinein wie ein Versuch, einen vielversprechenden Kandidaten der Gegenseite zu sabotieren.
4.
Bidens Weigerung, sich als Übergangskandidat zu begreifen. Er hätte seine Kräfte realistisch einschätzen und spätestens zu den Midterms auf eine zweite Amtszeit verzichten müssen. Dank medialer Dauerbeschallung einer mehrheitlich voreingenommenen Medienwelt wollte niemand links der Mitte wahrhaben, dass Trump Recht hatte: Biden war zu alt, zu tattrig, zu ausgelaugt. Die Amerikaner wollen keine konstitutionell schwachen Präsidenten, sie wollen wenigstens einen Anschein von Stärke (z.B. Roosevelt).
5.
Bidens Weigerung, einen Nachfolger aufzubauen. Trump bemühte sich ja sehr, Harris als schlechte Vizepräsidentin hinzustellen, aber Tatsache ist, dass sie in Wahrheit keine substantielle eigene Leistungsbilanz vorzuweisen hatte. Dazu hatte Biden ihr zu wenig Kompetenzen eingeräumt. Viele Amerikaner kannten Harris nicht einmal.
6.
Apropos Leistungsbilanz: Die von Biden war gar nicht mal schlecht. Aber das Phänomen der "Vibecession", der gefühlten Rezession vor dem Hintergrund einer boomenden Wirtschaft, weil z.B. das Benzin teurer wird, ist in den USA gut bekannt. Biden hätte offensiv gegen die Miesmacherei Trumps angehen müssen, dazu hatte er nicht die Kraft, sondern verließ sich offenbar darauf, dass die Leute z.B. die Arbeitslosenzahlen selbst nachgucken. Dumme Idee.
7.
Gaza und Ukraine. Biden versuchte den Ausgleich zwischen den Polen seiner Partei und scheiterte. Für die einen tat er zu viel, für die anderen zu wenig, wodurch er beide Seiten vergrätzte. Und wieder scheiterte er daran, sich zu erklären, sondern begnügte sich mit Floskeln.
8.
Der viel zu späte Rückzug Bidens, die Partei wirkte panisch. Die Botschaft: Trump gewinnt, wenn wir jetzt nicht alles auf Anfang stellen. Da musste auch der letzte Depp merken: Trump wird wahrscheinlich gewinnen.
9.
Die Auswahl der Person Kamala Harris' als Kandidatin. Man genügte sich mit der Feststellung, dass sie aufgrund ihres Amtes sozusagen die natürliche Nachfolgerin war, anstatt den Kandidaten zu suchen, der Trump schlagen konnte.
10.
Ein verhängnisvolles Interview. Harris wurde gefragt, ob sie irgendetwas anders gemacht hätte als Biden. Sie sagte: nein. Damit gab sie die Richtung vor: Wer mit Biden unzufrieden ist, kann Harris nicht wählen, denn Harris ist wie Biden. Keine eigenen Akzente zu setzen, war ein großer Fehler.
Es ist bezeichnend, dass jetzt in den Medien wieder Ratlosigkeit, Verzweiflung oder gar Wut herrschen, und man Millionen Amerikaner als patriarchalische Rechtsextreme abstempelt. Der sogenannte politische Mainstream muss endlich begreifen, dass er es in der Hand hat, dem Rechtspopulismus das Wasser abzugraben, und dieser Weg liegt nicht in der Beschimpfung von Wählern.
Die Kipppunkte – oder eher, die Stufen auf der Treppe abwärts:
1.
Die Weigerung der Demokraten einzusehen, dass ihre postmateriellen Positionen im Großen und Ganzen nicht mehrheitsfähig sind, und dass sie die Stimmen der ethnischen Minderheiten und Frauen nicht gepachtet haben. Insbesondere die Identitätspolitik, die mit Barack Obama Einzug hielt, hängt den Amerikanern bis weit über die Mitte hinaus zum Halse heraus.
2.
Afghanistan. Viele Amerikaner hassen es, wenn ihr Land Schwäche zeigt. Sullivans Management des Abzugs war einfach grottenschlecht und schädigte Bidens Ansehen nachhaltig, zumal der es nicht schaffte, die Mitverantwortung Trumps herauszustellen, der ihm das Ganze erst eingebrockt hatte. (Dazu gleich mehr.)
3.
Die Anklagen gegen Trump. Die Vorwürfe mögen noch so berechtigt gewesen sein; die Tatsache, dass Bezirksstaatsanwälte in den USA gewählte Politiker sind, und die Anklage in einem blauen Staat von einem selbsterklärten Sozialisten erhoben wurde, war Wasser auf Trumps Mühlen. Es wirkte bis weit in die Mitte hinein wie ein Versuch, einen vielversprechenden Kandidaten der Gegenseite zu sabotieren.
4.
Bidens Weigerung, sich als Übergangskandidat zu begreifen. Er hätte seine Kräfte realistisch einschätzen und spätestens zu den Midterms auf eine zweite Amtszeit verzichten müssen. Dank medialer Dauerbeschallung einer mehrheitlich voreingenommenen Medienwelt wollte niemand links der Mitte wahrhaben, dass Trump Recht hatte: Biden war zu alt, zu tattrig, zu ausgelaugt. Die Amerikaner wollen keine konstitutionell schwachen Präsidenten, sie wollen wenigstens einen Anschein von Stärke (z.B. Roosevelt).
5.
Bidens Weigerung, einen Nachfolger aufzubauen. Trump bemühte sich ja sehr, Harris als schlechte Vizepräsidentin hinzustellen, aber Tatsache ist, dass sie in Wahrheit keine substantielle eigene Leistungsbilanz vorzuweisen hatte. Dazu hatte Biden ihr zu wenig Kompetenzen eingeräumt. Viele Amerikaner kannten Harris nicht einmal.
6.
Apropos Leistungsbilanz: Die von Biden war gar nicht mal schlecht. Aber das Phänomen der "Vibecession", der gefühlten Rezession vor dem Hintergrund einer boomenden Wirtschaft, weil z.B. das Benzin teurer wird, ist in den USA gut bekannt. Biden hätte offensiv gegen die Miesmacherei Trumps angehen müssen, dazu hatte er nicht die Kraft, sondern verließ sich offenbar darauf, dass die Leute z.B. die Arbeitslosenzahlen selbst nachgucken. Dumme Idee.
7.
Gaza und Ukraine. Biden versuchte den Ausgleich zwischen den Polen seiner Partei und scheiterte. Für die einen tat er zu viel, für die anderen zu wenig, wodurch er beide Seiten vergrätzte. Und wieder scheiterte er daran, sich zu erklären, sondern begnügte sich mit Floskeln.
8.
Der viel zu späte Rückzug Bidens, die Partei wirkte panisch. Die Botschaft: Trump gewinnt, wenn wir jetzt nicht alles auf Anfang stellen. Da musste auch der letzte Depp merken: Trump wird wahrscheinlich gewinnen.
9.
Die Auswahl der Person Kamala Harris' als Kandidatin. Man genügte sich mit der Feststellung, dass sie aufgrund ihres Amtes sozusagen die natürliche Nachfolgerin war, anstatt den Kandidaten zu suchen, der Trump schlagen konnte.
10.
Ein verhängnisvolles Interview. Harris wurde gefragt, ob sie irgendetwas anders gemacht hätte als Biden. Sie sagte: nein. Damit gab sie die Richtung vor: Wer mit Biden unzufrieden ist, kann Harris nicht wählen, denn Harris ist wie Biden. Keine eigenen Akzente zu setzen, war ein großer Fehler.
Es ist bezeichnend, dass jetzt in den Medien wieder Ratlosigkeit, Verzweiflung oder gar Wut herrschen, und man Millionen Amerikaner als patriarchalische Rechtsextreme abstempelt. Der sogenannte politische Mainstream muss endlich begreifen, dass er es in der Hand hat, dem Rechtspopulismus das Wasser abzugraben, und dieser Weg liegt nicht in der Beschimpfung von Wählern.