24.11.2024, 08:36
Im deutschen Kaiserreich waren die Luftstreitkräfte ja noch auf Heer und Marine aufgeteilt, und ja, auch in anderen Ländern war dies so. Entsprechend hast du schon recht, dass hier die Japaner schlussendlich nur durch diese Aufteilung nicht von anderen Mächten des Ersten Weltkrieges abweichen. Aber es geht eben nicht nur um diese Aufteilung als Umstand für sich allein, sondern um die Motive und die Gründe dahinter und warum dies in Japan im Gegensatz zu anderen Ländern dann beibehalten wurde, während alle anderen Großmächte eine eigene Luftwaffe als Teilstreitkraft einführten.
Natürlich, es gibt immer auch bei anderen Mächten irrationale Motive hinter den nach außen hin scheinbar rationalen Entwicklungen, und gerade die hier angerissene Entstehenung der Fallschirmjägertruppe und deren Eingliederung in die Luftwaffe, obwohl ja das Heer 1937 ebenfalls Fallschirmjäger aufstellte und diese Idee ebenso verfolgte, hatten ja ganz genau so irrationale Motive (in diesem Fall die persönlichen Befindlichkeiten Görings), und ja, auch in anderen Staaten gab und gibt es Rivalitäten zwischen Teilstreitkräften um Mittel, Posten, wirtschaftlichen wie politischen Einfluss usw.
Dennoch bezeichne ich die Situation in Japan als Sonderweg, weil dort diese Rivalitäten wie angesprochen sehr viel extremer waren als in jeder anderen modernen Nation, insbesondere weil sie vormodernen Mustern und Ursachen entsprangen und ein Ausmaß erreichten, dass seinesgleichen sucht und eben nicht einfach mit dem üblichen Geschehen vergleichbar ist. Noch darüber hinaus drehten und drehen sich Rivalitäten zwischen Teilstreitkräften anderer Mächte eben um Fragen wie Posten, Mittel, Einfluss usw. also um rationale, weil von der Motivation her nachvollziehbare Egoismen. Man handelt also dahingehend aus rationalen Motiven, weil diese egoistisch sind und der Vorteilserwägung dienen. Wenn man als Beispiel Göring heranzieht, dann diente all dies auch seiner rein persönlichen Macht und der Absicherung derselben, daher beispielsweise die Aufstellung dieser Polizeitruppe welche alphall schon genannt hat und die nach kurzer Zeit auf 6 Bataillone aufgebläht wurde, um als persönliche Haustruppe Görings zu dienen usw.
In Japan aber war man bereit sich selbst und der eigenen Teilstreitkraft sogar Schaden zuzufügen, Hauptsache der Feind (die jeweils andere Teilstreitkraft) hatte davon auch einen Schaden und sogar so weitgehend, dass hier Aufwand und Nutzen in manchen Fällen in keinem Verhältnis mehr standen. Und gerade weil dies eben so extrem war, gerade eben deshalb betrachte ich die Entwicklung in Japan als Sonderweg, weil dort die Rivalität nicht einfach nur die übliche war wie bei anderen Mächten, sondern weit über das sonst übliche hinaus ging, bis hin zu völlig irrationalen und vollständig dysfunktionalen Mustern, welche durchaus weltweit einzigartig waren. Und wie erwähnt reichte das bis auf die strategische und politische Ebene hinauf, so dass Japan insgesamt deshalb nicht einmal in der Lage war, eine kohärente nationale Strategie zu formulieren, geschweige denn irgendeine nationale Strategie kohärent zu verfolgen.
Dass diese in Japan historisch bedingt außerordentlich ausgeprägt waren stelle ich nicht in Abrede, über deren Hintergründe kannst du vermutlich mehr sagen als ich, aber in welcher Form sollte dieser Umstand der Bildung einer eigenständigen Luftwaffe (die wie auszusehen gehabt hätte?) konkret im Weg gestanden haben, und aus welchem Grund wäre eine solche die eigentlich rationale Entwicklung gewesen?
1. Es gab in Japan einzelne Überlegungen eine eigenständige Luftwaffe aufzustellen, aber dies wurde in den bestehenden Teilstreitkräften jeweils nur als eine Intrige des "Feindes" verstanden und jeder noch so kleine Gedanke daran deshalb von beiden Seiten rigide bekämpft. Statt der Entwicklung anderer Großmächte zu folgen, welche ja in den Jahren auf den Zweiten Weltkrieg hin eigene Luftwaffen aufstellten, verblieb man also primär aufgrund der beschriebenen außerordentlichen Feindschaft in dem Zusrtand welchen andere Länder durch die Schaffung eigener Luftwaffen überwunden haben.
2. Die Entwicklung einer eigenständigen Luftwaffe wäre rational und notwendig gewesen, um diese auf allen Ebenen deutlich leistungsfähiger zu machen, und insbesondere auch um damit eine dritte Partei zu Heer und Marine zu schaffen, was den Konflikt zwischen diesen beiden "Großmächten" verändert hätte und damit politisch-strategisch vorteilhaft gewesen wäre, vor allem aber auch um die Beschaffung zu straffen und zu vereinheitlichen und dann nicht zuletzt vor allem auch aufgrund der Größe des Kriegsraumes. Selbst schon in China stand man ja vor immens großen Räumen, in welchen man operieren musste. Aufgrund der Größe und der Distanzen über welche hier gekämpft wurde, wäre eine eigene Luftwaffe meiner Meinung nach vorteilhaft gewesen. Und spätestens als Japan in die Defensive geriet, wäre die Zusammenlegung der Luftstreitkräfte in einer Luftwaffe sinnvoll gewesen, aus den gleichen Gründen die in Großbritannien schon 1916 diskutiert wurden, zur Verteidigung gegen die amerikanischen Luftangriffe. Entsprechend schuf man in England ja schon 1918 die Royal Air Force, während Japan bis zum Ende verbissen an der Aufteilung der Luftstreitkräfte festhielt.
Andere Nationen aber führten dann Luftwaffen als eigene Teilstreitkraft ein, die Japaner nicht. Ich würde es daher eher so formulieren: die Entwicklung lief Anfangs parallel, aber dann trennten sich die Wege und die Entwicklung in anderen Staaten verlief anders.
In Japan ging diese Sache sogar so weit, dass Flugzeughersteller voneinander rigide getrennte Werkshallen und rigide getrennte Produktionsbereiche hatten, jeweils für Heer und Marine, wobei entsprechende Mitarbeiter aus dem einen Bereich nicht mal den anderen Bereich betreten durften. Nur ein Beispiel für etliche solcher völlig dysfunktionaler Strukturen, hier mal für die Detailebene.
Natürlich, es gibt immer auch bei anderen Mächten irrationale Motive hinter den nach außen hin scheinbar rationalen Entwicklungen, und gerade die hier angerissene Entstehenung der Fallschirmjägertruppe und deren Eingliederung in die Luftwaffe, obwohl ja das Heer 1937 ebenfalls Fallschirmjäger aufstellte und diese Idee ebenso verfolgte, hatten ja ganz genau so irrationale Motive (in diesem Fall die persönlichen Befindlichkeiten Görings), und ja, auch in anderen Staaten gab und gibt es Rivalitäten zwischen Teilstreitkräften um Mittel, Posten, wirtschaftlichen wie politischen Einfluss usw.
Dennoch bezeichne ich die Situation in Japan als Sonderweg, weil dort diese Rivalitäten wie angesprochen sehr viel extremer waren als in jeder anderen modernen Nation, insbesondere weil sie vormodernen Mustern und Ursachen entsprangen und ein Ausmaß erreichten, dass seinesgleichen sucht und eben nicht einfach mit dem üblichen Geschehen vergleichbar ist. Noch darüber hinaus drehten und drehen sich Rivalitäten zwischen Teilstreitkräften anderer Mächte eben um Fragen wie Posten, Mittel, Einfluss usw. also um rationale, weil von der Motivation her nachvollziehbare Egoismen. Man handelt also dahingehend aus rationalen Motiven, weil diese egoistisch sind und der Vorteilserwägung dienen. Wenn man als Beispiel Göring heranzieht, dann diente all dies auch seiner rein persönlichen Macht und der Absicherung derselben, daher beispielsweise die Aufstellung dieser Polizeitruppe welche alphall schon genannt hat und die nach kurzer Zeit auf 6 Bataillone aufgebläht wurde, um als persönliche Haustruppe Görings zu dienen usw.
In Japan aber war man bereit sich selbst und der eigenen Teilstreitkraft sogar Schaden zuzufügen, Hauptsache der Feind (die jeweils andere Teilstreitkraft) hatte davon auch einen Schaden und sogar so weitgehend, dass hier Aufwand und Nutzen in manchen Fällen in keinem Verhältnis mehr standen. Und gerade weil dies eben so extrem war, gerade eben deshalb betrachte ich die Entwicklung in Japan als Sonderweg, weil dort die Rivalität nicht einfach nur die übliche war wie bei anderen Mächten, sondern weit über das sonst übliche hinaus ging, bis hin zu völlig irrationalen und vollständig dysfunktionalen Mustern, welche durchaus weltweit einzigartig waren. Und wie erwähnt reichte das bis auf die strategische und politische Ebene hinauf, so dass Japan insgesamt deshalb nicht einmal in der Lage war, eine kohärente nationale Strategie zu formulieren, geschweige denn irgendeine nationale Strategie kohärent zu verfolgen.
Dass diese in Japan historisch bedingt außerordentlich ausgeprägt waren stelle ich nicht in Abrede, über deren Hintergründe kannst du vermutlich mehr sagen als ich, aber in welcher Form sollte dieser Umstand der Bildung einer eigenständigen Luftwaffe (die wie auszusehen gehabt hätte?) konkret im Weg gestanden haben, und aus welchem Grund wäre eine solche die eigentlich rationale Entwicklung gewesen?
1. Es gab in Japan einzelne Überlegungen eine eigenständige Luftwaffe aufzustellen, aber dies wurde in den bestehenden Teilstreitkräften jeweils nur als eine Intrige des "Feindes" verstanden und jeder noch so kleine Gedanke daran deshalb von beiden Seiten rigide bekämpft. Statt der Entwicklung anderer Großmächte zu folgen, welche ja in den Jahren auf den Zweiten Weltkrieg hin eigene Luftwaffen aufstellten, verblieb man also primär aufgrund der beschriebenen außerordentlichen Feindschaft in dem Zusrtand welchen andere Länder durch die Schaffung eigener Luftwaffen überwunden haben.
2. Die Entwicklung einer eigenständigen Luftwaffe wäre rational und notwendig gewesen, um diese auf allen Ebenen deutlich leistungsfähiger zu machen, und insbesondere auch um damit eine dritte Partei zu Heer und Marine zu schaffen, was den Konflikt zwischen diesen beiden "Großmächten" verändert hätte und damit politisch-strategisch vorteilhaft gewesen wäre, vor allem aber auch um die Beschaffung zu straffen und zu vereinheitlichen und dann nicht zuletzt vor allem auch aufgrund der Größe des Kriegsraumes. Selbst schon in China stand man ja vor immens großen Räumen, in welchen man operieren musste. Aufgrund der Größe und der Distanzen über welche hier gekämpft wurde, wäre eine eigene Luftwaffe meiner Meinung nach vorteilhaft gewesen. Und spätestens als Japan in die Defensive geriet, wäre die Zusammenlegung der Luftstreitkräfte in einer Luftwaffe sinnvoll gewesen, aus den gleichen Gründen die in Großbritannien schon 1916 diskutiert wurden, zur Verteidigung gegen die amerikanischen Luftangriffe. Entsprechend schuf man in England ja schon 1918 die Royal Air Force, während Japan bis zum Ende verbissen an der Aufteilung der Luftstreitkräfte festhielt.
Zitat:Die Entwicklung dort verlief in den wesentlichen Grundzügen genau so ab wie bei den meisten anderen Nationen auch
Andere Nationen aber führten dann Luftwaffen als eigene Teilstreitkraft ein, die Japaner nicht. Ich würde es daher eher so formulieren: die Entwicklung lief Anfangs parallel, aber dann trennten sich die Wege und die Entwicklung in anderen Staaten verlief anders.
Zitat:auf der Detailebene gibt es keine einheitliche Entwicklung, von der sich die japanische grundsätzlich unterscheiden könnte, sondern vielmehr eine Vielzahl an unterschiedlichen Entwicklungen, bei denen die japanische nicht besonders heraus sticht.
In Japan ging diese Sache sogar so weit, dass Flugzeughersteller voneinander rigide getrennte Werkshallen und rigide getrennte Produktionsbereiche hatten, jeweils für Heer und Marine, wobei entsprechende Mitarbeiter aus dem einen Bereich nicht mal den anderen Bereich betreten durften. Nur ein Beispiel für etliche solcher völlig dysfunktionaler Strukturen, hier mal für die Detailebene.