(Zweiter Weltkrieg) Imperiale Japanische Armee
#42
(24.11.2024, 08:36)Quintus Fabius schrieb: 1. Es gab in Japan einzelne Überlegungen eine eigenständige Luftwaffe aufzustellen, aber dies wurde in den bestehenden Teilstreitkräften jeweils nur als eine Intrige des "Feindes" verstanden und jeder noch so kleine Gedanke daran deshalb von beiden Seiten rigide bekämpft. Statt der Entwicklung anderer Großmächte zu folgen, welche ja in den Jahren auf den Zweiten Weltkrieg hin eigene Luftwaffen aufstellten, verblieb man also primär aufgrund der beschriebenen außerordentlichen Feindschaft in dem Zusrtand welchen andere Länder durch die Schaffung eigener Luftwaffen überwunden haben.

Ich kann dieser Argumentation nicht folgen, tatsächliche verstehe ich sie zum Teil nicht einmal. Andere Länder haben den Zustand der Rivalität zwischen Marine und Heer nicht durch die Schaffung einer Luftwaffe überwunden, weil üblicherweise die ursprünglichen Fliegerkräfte der Marine in dieser gar nicht aufgegangen sind. Bezeichnend ist hierbei etwa die Entwicklung in Großbritannien, einem der wenigen Länder, in dem tatsächlich aus den Fliegerkräften des Heeres und der Marine eine einzige neue Teilstreitkraft gebildet wurde, in der es allerdings wenige Jahre später ein eigenes und tatsächlich relativ unabhängiges Marinefliegerkommando gab, dass dann Mitte der 30er Jahre an die Marine zurück übertragen wurde. Und wie gesagt war das die Ausnahme, üblicherweise entstanden eigenständige Luftwaffen ausschließlich aus den Fliegerkräften des Heeres.
Die immanente Gefahr des Kontrollverlustes, das meines Erachtens einzig logische Argument für das Ausbleiben des finalen Schrittes der formalen Herauslösung aus dem Kommando des Heeres (denn immer weitere Unabhängigkeit innerhalb des Heeres hat die Fliegerei im Laufe der 20er und 30er Jahre ja erhalten, bis hin zur Auflösung des von mir zuvor kritisierten Zustands der Trennung von den eigenen Unterstützungskräften), kann auf die tiefgehende Rivalität mit der Marine zurückzuführen sein, allerdings ist auch das kein untypischer Zustand. In diesem Kontext ist es beispielsweise erwähnenswert, dass in den USA erst 1941 das extra zur Kontrolle durch das Heer gebildete USAAC durch die USAAF ersetzt wurden, die hinsichtlich ihrer Organisation eigenständig, aber formal immer noch Teil des Heeres waren. Eine eigene Luftwaffe hat die USA final erst 1947 erhalten.

Zitat:2. Die Entwicklung einer eigenständigen Luftwaffe wäre rational und notwendig gewesen, um diese auf allen Ebenen deutlich leistungsfähiger zu machen, und insbesondere auch um damit eine dritte Partei zu Heer und Marine zu schaffen, was den Konflikt zwischen diesen beiden "Großmächten" verändert hätte und damit politisch-strategisch vorteilhaft gewesen wäre, vor allem aber auch um die Beschaffung zu straffen und zu vereinheitlichen und dann nicht zuletzt vor allem auch aufgrund der Größe des Kriegsraumes. Selbst schon in China stand man ja vor immens großen Räumen, in welchen man operieren musste. Aufgrund der Größe und der Distanzen über welche hier gekämpft wurde, wäre eine eigene Luftwaffe meiner Meinung nach vorteilhaft gewesen. Und spätestens als Japan in die Defensive geriet, wäre die Zusammenlegung der Luftstreitkräfte in einer Luftwaffe sinnvoll gewesen, aus den gleichen Gründen die in Großbritannien schon 1916 diskutiert wurden, zur Verteidigung gegen die amerikanischen Luftangriffe. Entsprechend schuf man in England ja schon 1918 die Royal Air Force, während Japan bis zum Ende verbissen an der Aufteilung der Luftstreitkräfte festhielt.

Die Royal Air Force ist aber, wie zuvor dargestellt, ein schlechtes Beispiel für deinen Standpunkt. Als die Bedeutung des Flugzeugs als ein Mittel des Seekrieges erkannt wurde und die Priorität sich immer mehr von den Schlachtschiffen hin zu Flugzeugträgern verlagerte, machte Großbritannien die Entscheidung der Zusammenführung der Fliegerkräfte von Heer und Marine rückgängig, löste den zwischenzeitlich gegründeten Fleet Air Arm aus der Royal Air Force heraus und unterstellte ihn der Royal Navy. Diese Bedeutung des Flugzeugs für den Seekrieg hat Japan bereits relativ früh begriffen (immerhin stellten sie den ersten Flugzeugträgerneubau in Dienst und schufen in den 30er Jahren das Konzept der Kreuzerkriegführung aus der Luft) und die entsprechenden Strukturen der Marineflieger darauf ausgerichtet. Damit entsprach die Entwicklung der Marinefliegerei jener der anderen großen Marinenationen jener Zeit, abgesehen von Italien (und Deutschland, wenn man die dazu zählen möchte).

Eine solche von dir genannte Zusammenlegung wäre also atypisch gewesen, insbesondere wenn die geographischen Eigenheiten und die Ausrichtung der Marine berücksichtigt werden. Ich bin auch nicht der Ansicht, dass diese in irgendeiner Form besser gewesen wäre, gerade aus den von dir genannten Gründen. Wie bereits gesagt, bei der Flugzeugentwicklung, der industriellen Produktion und zum Teil auch was die tatsächliche operative Nutzung, insbesondere in der Endphase des Krieges angeht, stimme ich dir zu. Hier war die japanische Entwicklung tatsächlich irrational.
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Imperiale Japanische Armee - von Quintus Fabius - 08.03.2014, 22:30
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