13.01.2025, 19:39
(12.01.2025, 13:38)stef schrieb: @Zardo:
1.) das manhatten-projekt wurde 1942 begonnen.
2.) du überschätzt die wirkung von atomwaffen allgemein stark. die bomben auf japan waren, nach heutiger definition, taktische.
zu 1: Es ging um die Planungen dazu, nicht um den konkreten Beginn des eigentlichen Projekts. Erste Kontakte aufgrund der Spaltbarkeit des Atoms (postuliert von Hahn) gab es durch die ausländischen Physiker mit der US Navy bereits im März 1939, mit dem klaren Hinweis, es gäbe hier das Potential, eine Bombe zu bauen. Einsteins Intervention im August war nur nötig, weil es nach der Sache im März kaum eine Reaktion gab. Konkret sollten zunächst im Rahmen eines "proof of principle" die Experimente Hahns repliziert werden, dazu wurden schon 1939 Gelder bereitgestellt, ganz im Kontext der potentiellen Bedrohung durch Nazi-Deutschland, das aufgrund der Forschungsergebnisse Hahns eine Bombe bauen könnte und sicherlich würde. So dachte man. D.h. das Pflänzchen US-Atombombenprojekt wurde schon 1939 gepflanzt (mit zunächst Aufholen des Vorsprungs von Hahn) und nicht 1942. Erst als man weit genug war (diverse Rohstoffe ankaufen und anreichern usw.), ging die Sache 1942 im grossen Stil los.
zu 2: es wurde schon 1944 erkannt, dass ein Bombeneinsatz für Deutschland wahrscheinlich zu spät kommen würde, die Fronten fielen an allen Ecken und Enden zusammen. Japan jedoch leistete kamikazemässigen Widerstand. Der Kaiser wusste nicht, was taktische Atombomben sind und hat aus Angst vor der Auslöschung der japanischen Zivilisation kapituliert. Deswegen: egal, wie stark das Afrikakorps gewesen wäre, es hatte für die Unterlegenheit der deutschen Luftwaffe und der deutschen Kriegsmarine gegenüber dem Britischen Empire keine Bedeutung. Grossbritannien (die Insel) konnte schlicht nicht eingenommen werden, sondern wurde in terroristischer "Vergeltungs-"Absicht mit V-Raketenbomben beschossen, mit abnehmendem Erfolg.
Gerade bei einem "Regime" wie dem Hitlers kann man nicht so tun, als wäre die militärische Führung unabhängig in ihren strategischen Entscheidungen gewesen. Im Gegenteil gab es regelmässiges Mikromanagement und Einflussnahme auf die Finanzierung von Waffenprojekten, auch wurden kritische Stimmen gern mit Ja-sagern ersetzt. Entsprechend wenig autonom wäre ein stärkeres Afrikakorps gewesen, es hätte sich eben doch den Launen und fixierten Überzeugungen des Führers unterordnen müssen.
Natürlich kann man am Planspielbrett den Führer ausklammern und diskutieren, welche offensichtlichen Fehler vermieden hätten werden können bzw. wo aus rein militärischen Gesichtspunkten noch Potential dagewesen wäre. Das hat dann aber mit dem geschichtlichen Kontext nichts zu tun. Entsprechend sinnlos empfinde ich die Robertsche These und die Versteifung darauf, allein aufgrund militärtaktischen Überlegungen einen möglichen Kriegsgewinn Nazi-Deutschlands herbeireden zu wollen.
Eine solche Diskussion muss ergebnisoffen geführt werden, wenn sie überhaupt geführt werden will. Auch beim Schach kann man nicht den König vom Spielbrett nehmen, und dann eine Aussage über den weiteren Spielverlauf tätigen.