15.01.2025, 08:29
@stef
In Afrika nun waren die (vergleichsweise wenigen) dortigen deutschen Verbände tatsächlich voll motorisiert. Dies war aber dem Umstand des Klimas geschuldet, da einerseits die Zugtiere die Strapazen dort nicht ausgehalten hätten und andererseits da der Wasserverbrauch der Tiere zu hoch gewesen wäre und der Wassernachschub zugunsten der Mannschaften gehen musste. Das Wasser war in Afrika ein ähnlich rares Gut wie Benzin und wurde im Nachschub sehr wachsam und bevorzugt behandelt (verständlicherweise).
Hier könnte man z. B. einen Vergleich ansetzen: Nach dem Ausbruch bei Falaise und dem raschen Rückzug der Deutschen aus Frankreich im Spätsommer 1944 kamen die Alliierten mit dem Nachstoßen kaum hinterher. Da die Infrastruktur schwer beschädigt war, musste man Benzin von den Häfen in der Bretagne und der Normandie herankarren und hat dafür den sog. Red Ball Express ins Leben gerufen (https://en.wikipedia.org/wiki/Red_Ball_Express). Es galt rund 20 Divisionen über ca. 400 km mit allem notwendigen Nachschubgut mit Lastwagen zu versorgen. Man hat diese Aufgabe halbwegs hinbekommen, wobei es ca. 20.000 Tonnen waren, die den Divisionen täglich zugeführt werden mussten. Dabei fuhren die Lastwagen wie am Fließband hin und her, ca. 6.000 Fahrzeugbewegungen am Tag. Es gab zwar etwas Probleme wegen des Wetters, aber zum Glück kaum deutsche Luftwaffenattacken.
Nun gehen wir nach Nordafrika zurück: Nehmen wir mal nicht zwei deutsche Divisionen, sondern eine Panzergruppe (wie es ja angeschnitten wurde), d. h. mit Korpsgliederung und Divisionen. Grob wären wir bei ca. 10 Divisionen. Rechnen wir mal nun nicht nur alleine mit der Hälfte an Nachschub der obig genannten US-Divisionen, sondern reduzieren wir es mal auf "spartanische" deutsche Rationen, d. h. keine 10.000 Tonnen, sondern nur ca. 5.000 Tonnen.
5.000 Tonnen am Tag. Aber keine 400 km durch Nordwestfrankreich, sondern ca. 1.500 km durch die libysche und ägyptische Wüste, und davon mindestens 300 bis 400 km reine, behelfsmäßige Rollbahn. Hierbei gilt es noch zu berücksichtigen, dass a) die Lebensdauer eines Motors in der Wüste um ca. 50% niedriger war als in Zentraleuropa und b) dass die Laster deutlich mehr Sprit selbst verbrauchten als in Europa. Und: Wir müssen mit gegnerischen Interruptionen rechnen, da die Royal Air Force in den umliegenden Ländern auf freundlichem Terrain stand und via Rotes Meer und die Takoradi-Luftbrücke ohne Probleme Nachschub und Flugzeuge nachschieben konnte.
Kurzum: Eine absolute Herkulesaufgabe für "nur" eine Panzergruppe. Ich sehe es als nicht durchführbar an.
Schneemann
Zitat:Logistik - ein Märchen. Die Deutschen praktizierten Logistik (nicht nur im 2.Wk sondern seit ca. 1864) anders als die Briten und US-Amerikaner.Zunächst: Es ist kein Märchen. Es gibt leider oft die Fehlannahme - was aber auch durch alte Propagandaaufnahmen von Halbkettenfahrzeugen, Krads und Opel Blitz-Lastern befeuert wird -, dass die Wehrmacht voll motorisiert gewesen sei. Das stimmt jedoch nicht. Im Gegenteil waren ca. 65% bis 70% des deutschen Heeres noch bespannt wie zu Zeiten des Dreißigjährigen Krieges.
In Afrika nun waren die (vergleichsweise wenigen) dortigen deutschen Verbände tatsächlich voll motorisiert. Dies war aber dem Umstand des Klimas geschuldet, da einerseits die Zugtiere die Strapazen dort nicht ausgehalten hätten und andererseits da der Wasserverbrauch der Tiere zu hoch gewesen wäre und der Wassernachschub zugunsten der Mannschaften gehen musste. Das Wasser war in Afrika ein ähnlich rares Gut wie Benzin und wurde im Nachschub sehr wachsam und bevorzugt behandelt (verständlicherweise).
Zitat:Diese dachten ALLE ihre Operationen von der Logistik her, die deutsche Ausbildung / Erfahung sah die Operation, den richtigen Operationsansatz -durchführung als wichtiger an. Weil die Amis den Krieg gewonnen haben glaubt jeder das nur deren Weg der richtige war.Im Gegensatz zur Wehrmacht waren die US-Streitkräfte tatsächlich voll motorisiert, zumal sie (so das bekannte Bonmot) auf einer "Woge des Öls" daherkamen. Und im Gegensatz zur Wehrmacht mussten die Amerikaner enormen Aufwand betreiben, was sie aber auch materialmäßig konnten, um ihre Angriffsspitzen mit Sprit zu versorgen.
Hier könnte man z. B. einen Vergleich ansetzen: Nach dem Ausbruch bei Falaise und dem raschen Rückzug der Deutschen aus Frankreich im Spätsommer 1944 kamen die Alliierten mit dem Nachstoßen kaum hinterher. Da die Infrastruktur schwer beschädigt war, musste man Benzin von den Häfen in der Bretagne und der Normandie herankarren und hat dafür den sog. Red Ball Express ins Leben gerufen (https://en.wikipedia.org/wiki/Red_Ball_Express). Es galt rund 20 Divisionen über ca. 400 km mit allem notwendigen Nachschubgut mit Lastwagen zu versorgen. Man hat diese Aufgabe halbwegs hinbekommen, wobei es ca. 20.000 Tonnen waren, die den Divisionen täglich zugeführt werden mussten. Dabei fuhren die Lastwagen wie am Fließband hin und her, ca. 6.000 Fahrzeugbewegungen am Tag. Es gab zwar etwas Probleme wegen des Wetters, aber zum Glück kaum deutsche Luftwaffenattacken.
Nun gehen wir nach Nordafrika zurück: Nehmen wir mal nicht zwei deutsche Divisionen, sondern eine Panzergruppe (wie es ja angeschnitten wurde), d. h. mit Korpsgliederung und Divisionen. Grob wären wir bei ca. 10 Divisionen. Rechnen wir mal nun nicht nur alleine mit der Hälfte an Nachschub der obig genannten US-Divisionen, sondern reduzieren wir es mal auf "spartanische" deutsche Rationen, d. h. keine 10.000 Tonnen, sondern nur ca. 5.000 Tonnen.
5.000 Tonnen am Tag. Aber keine 400 km durch Nordwestfrankreich, sondern ca. 1.500 km durch die libysche und ägyptische Wüste, und davon mindestens 300 bis 400 km reine, behelfsmäßige Rollbahn. Hierbei gilt es noch zu berücksichtigen, dass a) die Lebensdauer eines Motors in der Wüste um ca. 50% niedriger war als in Zentraleuropa und b) dass die Laster deutlich mehr Sprit selbst verbrauchten als in Europa. Und: Wir müssen mit gegnerischen Interruptionen rechnen, da die Royal Air Force in den umliegenden Ländern auf freundlichem Terrain stand und via Rotes Meer und die Takoradi-Luftbrücke ohne Probleme Nachschub und Flugzeuge nachschieben konnte.
Kurzum: Eine absolute Herkulesaufgabe für "nur" eine Panzergruppe. Ich sehe es als nicht durchführbar an.
Schneemann