(Zweiter Weltkrieg) A. Roberts: Mit einem starken Afrikakorps hätte Hitler den Krieg gewinnen können
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stef schrieb:Grundsätzlich sollte man bei alternativen Szenarien, am Beginn, nicht Zuviel ändern sonst laufen die Möglichkeiten schnell ins Unendliche. Hier wird das Szenario von Roberts diskutiert, nicht irgendwelche Dinge wie Aufmarsch in Bulgarien und Durchmarsch durch die Türkei. Das ist ein eigenes Szenario, gerne auch mit einer Verbindung in Nordafrika.
Bei meinen Ausführungen ging es um die Auswirkungen einer deutschen Eroberung von Ägypten und weiteren Vorstoß nach Norden.

Das Argument hier ist, dass das Szenario von Roberts keinen Sinn ergibt. Selbst wenn man sich dazu entschieden hätte sich statt gegen die Sowjetunion zu richten den Fokus auf das Britische Empire zu legen und dies anstatt über Landungen auf den Britischen Inseln über einen Angriff auf den Mittleren Osten zu realisieren wäre der Angriff über die Türkei erfolgt.

Schlicht weil es für die Entscheidungsträger der damaligen Zeit zurecht Humbug gewesen wäre, einen großen Vorstoß aus der Kyrenaika nach Ägypten und darüber hinaus weit nach Osten in Richtung Teheran zu planen. Auf eine solch verquere Idee kann man nur in der historischen Rückschau kommen, nachdem da plakativ gesagt ein überaggressiver Panzergeneral soweit nach Osten gefahren ist bis er kein Benzin mehr hatte.

Die Wahrheit ist also, dass Roberts Szenario schon in jedem halbwegs kompetenten Planungsstab scheitern muss. Alternativbetrachtungen sind immer unehrlich solange sie sich nicht streng am Informationsstand der damaligen Zeit orientieren.

Zitat: Problem ist eher das du einfach alle Zeiten durcheinanderwirfst. Natürlich hatte das OKM, das OKH zu diesem Zeitpunkt Einfluß auf Hitler. Das OKM hatte bis Herbst 42 sehr wohl Einfluß auf Hitler, nach Unternehmen Regenbogen büßte Raeder viel davon ein, trat zurück und Dönitz bekam wieder Einfluß. Da pauschal davon von "hatten keinen Einfluß" ist kontrahistorisch sondern idiologie.
Die Aussage war nicht, dass der Einfluss von OKM und OKH nahe null gewesen ist. Die Aussage war, dass OKM und OKH keinen Einfluss auf Hitlers Entscheidung hatten die Sowjetunion zu priorisieren.
Zitat: Auch wenn du das noch 100x wiederholst ist es weiterhin falsch. Einfach mal kundig machen was Hitler so an Überlegungen hatte.

Es ist eine historische Tatsache, dass sich Hitler im Juli 1940 dazu entschloss, den Angriff auf die Sowjetunion vorzubereiten und damit die eigentliche Umsetzung seines Lebenswerkes einzuleiten. Ich habe dir dazu bereits eine Quelle verlinkt, gerne nochmals: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/ap...e-target-1

Zitat: Die landläufige deutsche MM-Geschichtsschreibung ignoriert völlig die geostrategischen Interessen Stalins, GBs und der USA. Sie ist nicht mal im Ansatz objektiv und neutral, stattdessen Deutschland-zentriert als ob es Handlungen anderer Staaten gar nicht geben würde.
Und womit wollen wir mit diesem edgy take / neurechts angehauchten Geraune nun argumentativ hin?

Zitat: ergebnisoffenheit sieht anders aus.
1.) Ein Angriff auf die Türkei hätte die Briten und USA sofort auf ihre Seite gebracht. Dies wäre auch kein Durchmarsch geworden wie nightwatch anscheinend erwartete sondern hätte schwere Kämpfe in teilweise gebirgigem Terrain gewesen. Mit entsprechendem Vorteil für die Verteidiger. Ein Angriff auf die Türkei hätte das Reich SOFORT von kriegswichtigen Mangelrohstoffen abgeschnitten. Ein solcher Gedanke ist grober Unfug.
2.) 4 PzDiv hätten 1941 völlig ausgereicht die Briten aus Nordafrika zu jagen und Ägypten zu nehmen. War die Versorgung möglich? Ja, wenn der Schwerpunkt der Wehrmacht - wie in diesem Szenario, auf dem Mittelmeer lag. Deine Ausführungen zu Versorgung beruhen auf den realen Einschränkungen durch den Krieg in Rußland, einerseits- andererseite sind sie falsch (mtl. Kapazität Tripolis).

Zu 1: Ein Angriff auf die Türkei 1940/41 hätte die Briten natürlich auf die Seite der Türkei gebracht. Für einen sofortigen Kriegseintritt der USA sehe ich keine zwingende Notwendigkeit.
Die türkischen Streitkräfte wären 1940/41 kaum in der Lage gewesen einen Großangriff im Stile von Barbarossa abzuwehren. Man mobilisierte historisch zwar über eine Million Mann, es fehlte aber einfach an schweren und va modernen Kriegsgerät. Sicher ist es denkbar im Osten der Türkei längerfristig Widerstand zu leisten, wobei wie Wehrmacht wohl kaum über Ankara hinaus vorgestoßen und sich wohl eher nach Südosten orientiert hätte.
Hinsichtlich der Abschneidung von Rohstoffen – nachdem man die Sowjetunion nicht angegriffen hätte hätten die ja weiter geliefert.

Zu 2: Es ist eben nicht klar, dass 4 Panzerdivisionen ausgereicht hätten die Britten „aus Nordafrika zu jagen und Ägypten zu nehmen“. Du gehst einfach davon aus, dass sich die Briten angesichts einer deutlicheren deutschen Streitmacht ganz ähnlich wie in der Realität verhalten hätten. Das ist so einfach nicht haltbar. Anzunehmen ist schlicht, dass die Briten angesichts stärkerer deutscher Kräfte 1941 keine Offensive gesucht hätten.

Stattdessen hätte man sich wahrscheinlich ganz ähnlich wie dann später auch geschehen auf Höhe der Qattara Senke eingegraben, die Truppen mit allem was man noch hätte zusammenziehen können verstärkt, die Ausbildung fortgeführt und tiefere Befestigungen gebaut. Was dann geschehen wäre, wenn effektiv die Kräfte die für Crusader aufgeboten wurden in einer Defensivstellung gegen 4 statt 2 Deutsche Panzerdivisionen gestanden wären ist schlimmstenfalls unklar. Persönlich bezweifele ich, dass auf einem so engen Gefechtsraum überhaupt ein Durchbruch möglich gewesen wäre. Und wenn er stattgefunden hätte, wären die Kräfte so verbraucht gewesen, dass selbst ein ‚Nehmen Ägyptens‘ kaum durchführbar erscheint.

Was die Versorgung angeht, gehst du halt wieder davon aus, dass sich die Briten so verhalten wie sie es in der Realität getan haben. Wer sagt dir denn nicht, dass der Deutsche strategische Aufmarsch im Mittelmeerraum nicht frühzeitig aufgeklärt wird und sich die Briten entscheiden entsprechend zu reagieren und erhebliche zusätzliche Kräfte ins Mittelmeer zu verlegen? Es ist etwa denkbar, dass Repulse und Prince of Wales anstatt nach Ostasiens ins Mittelmeer verlegt hätten. Oder erhebliche Kräfte der Home Fleet nach Versenkung der Bismarck. Ebenso ist denkbar, im größeren Umfang Kräfte der Royal Air Force ins Mittelmeer zu verlegen.

Zitat:Warum gab es dann überhaupt Krieg in Nordafrika.
Der Verlust von Nordafrika hätte langfristig für die Achse schwere Nachteile beinhaltet, siehe ab 1943. Wie man von einer derartigen Faktenlage obigen Satz schreiben kann ist schwerer Unfug. Jeder so etwas ernsthaft von sich gibt hat sich als Diskussionsgegenüber ins Abseits geschossen.


Es gab Krieg in Nordafrika weil Mussolini in den Krieg eingetreten ist und sich mit seinen Ausflügen böse die Finger verbrannt hat.

Ansonsten, du machst hier schon wieder den Fehler aus der historischen Rückschau den Entscheidungsfindern etwas andichten zu wollen. Was 1943 geschehen ist spielte bei den Überlegungen 1940 einen Sperrverband nach Tripolis zu entsenden keine Rolle. Niemand damals rechnete damals mit einer Angloamerikanischen Landung auf Sizilien.

Aus der historischen Rückschau heraus wäre es nützlicher gewesen die in Afrika aufgebotenen und alsbald reichlich unheroisch untergegangen Kräfte auf dem Kontinentaleuropäischen Kriegsschauplatz zu belassen und in der Sowjetunion bzw. später dann zur Abwehr alliierter Ladungen einzusetzen. Wenn es überhaupt dazu gekommen wäre, ein Äquivalent der allein 300.000+ (!) Mann die 1943 in Tunesien verloren gingen hätte eine Landung in Sizilien effektiv verhindert.


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RE: A. Roberts: Mit einem starken Afrikakorps hätte Hitler den Krieg gewinnen können - von Nightwatch - 21.01.2025, 16:04

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