08.02.2025, 15:22
Posting von Quintus im "Artillerietruppe-Strang" im Deutschlandbereich:
Womit wir beim Kern des Problems wären: Das Herstellen von Granaten ist das eine, das Herstellen von Rohren zum Verschießen derselbigen, ist wieder etwas anderes. Und ich denke, dass das Heranziehen von Rohren aus Sowjettagen, d. h. von mindestens über 35 Jahre alten Systemen, die Lücken nicht füllen werden können, zumal der Zustand dieser betagten Rohre angesichts der russischen Lagerbedingungen (auch vor dem Hintergrund der fehlenden Finanzmittel in den 1990ern und frühen 2000ern) nicht gerade berauschend sein dürfte.
Ich habe leider bei der Suche nichts gefunden, aber es wäre interessant, wenn man Berichte über Rohrdetonierer finden könnte. Wenn man dererlei alte Rohre mit ggf. auch älterer Munition nutzt, sollten Schießschäden eigentlich häufig auftreten. Aber wie gesagt: Ich habe beim Suchen eben nichts gefunden.
Schneemann
Zitat:Wenn man die Artillerietruppe in Bezug auf einen Krieg gegen Russland denkt, dann ist die primäre Schwachstelle der Russen die Neufertigung von Rohren. Das heißt, sie können hohe Verluste bei der Artillerie nicht schnell genug kompensieren. Damit ist es völlig egal, wieviele Artilleriegranaten sie noch irgendwo herumliegen haben, wenn ihre Artillerie weitgehend zerschlagen ist, nützt ihnen das nichts mehr und kommt neue Artillerie nicht ausreichend schnell nach. Selbst unter der Annahme, dass die Produktionskapazitäten in Russland diesbezüglich drastisch erhöht werden könnten (was unwahrscheinlich ist, da hierfür die technologisch-industrielle Basis fehlt, wäre es immer noch so, dass man einen Abnutzungskampf gegen die russische Artillerie dahingehend gewinnen kann, indem man deren Artilleriesysteme schneller zerstört als sie diese nachproduzieren können (Stichwort Rohre).Das ist sicherlich ein wichtiger Punkt. Dazu auch ein Artikel von November 2024:
Zitat:Bestand an Kanonenrohren alle?https://www.n-tv.de/politik/Ukraine-Krie...64352.html
Forscher erwarten Ende 2025 "gravierende Engpässe" für Russland [...]
Die Erzählung, die der Kreml und seine Unterstützer verbreiten, ist einfach: Russlands Armee sei so stark, dass es auf lange Sicht nicht möglich sei, sie zu stoppen. Und das nicht zuletzt wegen des unerschöpflichen Nachschubs an Soldaten und Kriegsgerät. Ein Narrativ, dem die Ukraine, ihre Verbündeten und viele Experten widersprechen. [...]
Laut einer kürzlich in der US-Zeitschrift "Foreign Policy" erschienenen Analyse könnte es in der zweiten Hälfte des nächsten Jahres so weit sein, dass Russland die Kanonenrohre für Panzer und Artillerie ausgehen. [...] Das Kernproblem soll in einem Mangel an Drehwalzen bestehen. Russland verfüge nur über zwei solcher Walzen, schreiben De Vore und Mertens. Und die massiven Maschinen mit 20 bis 30 Tonnen Gewicht könnten nur etwa zehn Rohre pro Monat produzieren. Das macht in der Summe rund 20 neue Kanonenrohre monatlich - und reicht bei Weitem nicht aus, um die massiven Verluste auszugleichen. [...]
"Der russischen Maschinenbauindustrie fehlen die Fähigkeiten, Drehwalzen zu bauen. Der Weltmarkt wird von einem einzigen österreichischen Unternehmen, GFM, dominiert. Es ist unwahrscheinlich, dass Russland weitere Walzen beschafft und seine Produktionsrate erhöht. Und weder Nordkorea noch Iran verfügen über nennenswerte Bestände geeigneter Ersatzrohre", heißt es in der "Foreign Policy"-Analyse. Nur eine Entscheidung Chinas, Rohre aus eigenen Beständen zu liefern, könnte Russlands Krise in diesem Bereich abwenden, schreiben De Vore und Mertens. [...]
Für den hohen Bedarf der Streitkräfte soll Russland Panzer- und Artillerierohre aus den umfangreichen Sowjet-Beständen entnehmen. Doch diese Bestände sind seit Februar 2022 erheblich geschrumpft. "Bei der Kombination der derzeitigen Verlustraten auf dem Schlachtfeld, der Wiederverwendung aus Beständen und der Produktion sieht es so aus, als würde Russland irgendwann im Jahr 2025 keine Kanonenrohre mehr haben."
Womit wir beim Kern des Problems wären: Das Herstellen von Granaten ist das eine, das Herstellen von Rohren zum Verschießen derselbigen, ist wieder etwas anderes. Und ich denke, dass das Heranziehen von Rohren aus Sowjettagen, d. h. von mindestens über 35 Jahre alten Systemen, die Lücken nicht füllen werden können, zumal der Zustand dieser betagten Rohre angesichts der russischen Lagerbedingungen (auch vor dem Hintergrund der fehlenden Finanzmittel in den 1990ern und frühen 2000ern) nicht gerade berauschend sein dürfte.
Ich habe leider bei der Suche nichts gefunden, aber es wäre interessant, wenn man Berichte über Rohrdetonierer finden könnte. Wenn man dererlei alte Rohre mit ggf. auch älterer Munition nutzt, sollten Schießschäden eigentlich häufig auftreten. Aber wie gesagt: Ich habe beim Suchen eben nichts gefunden.
Schneemann