26.02.2025, 16:50
Helios:
Bezüglich der Ausführungen über AAW Schiffe in der Ostsee: wie ich es schon Broensen versuchte zu erklären, war diese Argumentation von mir einfach falsch und ich hatte eigentlich gar nicht vor, sie im Kontext einer auf die Ostsee spezialisierten Küstenmarine zu führen, sondern der eigentliche Beginn dieser Ausführungen war die Frage, wie Marineinheiten die Landkriegsführung unterstützen können und ob nicht gerade eine deutsche Marine darauf spezialisiert werden könnte / sollte.
Es ging mir also nicht um konkrete Pläne wie man die Küstenmarine aufstellt, sondern eigentlich getrennt davon nur um ein Beispiel, wie Marinekräfte Land- und Luftoperationen unterstützen. Wegen des Einsatzes vergleichbarer Schiffe vor Libyen etc. nannte ich dass daher dann als eine mögliche Option, was natürlich die Sache verfälschte und in Bezug auf die Zielsetzung einer Küstenmarine meine Ausführungen in Widersprüche und Durcheinander brachte.
Kurz und einfach: das sollte nur ein Beispiel dafür sein, wie Marineeinheiten die Luft- und Landkriegsführung direkt unterstützen und wie man von See ins Land und in die Luft hineinwirkt. Ansonsten:
Ja natürlich. Gerade derart aufwendige und teure Einheiten müssen so ausgelegt sein, dass sie auch auf hoher See oder fernab eingesetzt werden können. Ich wollte aber gar nicht darauf hinaus, spezielle AAW Schiffe zu beschaffen welche nur für die Ostsee vorgesehen und auf diese spezialisiert sind, wie oben geschrieben habe ich da selbst den eigentlichen roten Faden verloren und damit diesen Widerspruch erzeugt. Mir ging es nur darum, die Marine mehr dazu zu befähigen die Luft- und Landkriegsführung zu unterstützen. In diesem Kontext:
Zum einen bekämpft man aber den Feind von welchem wir hier sprechen durch solche rein defensiven / passiven Maßnahmen welche uns in jedem Fall mehr kosten als sie ihn kosten (und damit allein schon siegt er im Sinne seiner Zielsetzung) eben nicht nachhaltig - zum anderen erfolgt ein solcher Einsatz so oder so in einem Bündnis und könnte auch von der von hier skizzierten Marine nicht allein geleistet werden. Selbstverständlich benötigt man zusätzlich seegestützte Systeme, dass muss natürlich ein kompletter Verbund verschiedener Fähigkeiten sein.
Aber man benötigt eben nicht nur seegestützte Systeme und eben nicht nur reine Abwehrfähigkeiten und mit teuren Raketen irgendwelche iranischen Billigdrohnen der Houthis abzuschießen etc. Und wollte man diese Angriffe ernsthaft bekämpfen, wären massive Luftschläge und Angriffe mit weitreichender Raketenartillerie sowie mittels Drohnen absolut notwendig, da wir ansonsten bloß homöopathische Symptom“bekämpfung“ betreiben, genau genommen noch nicht einmal überhaupt irgend etwas ernsthaft bekämpfen.
Im Rahmen eines Bündnisses können wir daher für einen für solche Einsätze notwendigen Verbund verschiedener Systeme natürlich auch entsprechende Schiffe stellen. Wir könnten aber auch strategischen Luftransport stellen. Oder Kampfflugzeuge. Oder Raketenartillerie. Oder Marineinfanterie oder was auch immer. Die Solidarität entsteht nicht daraus, dass dort eine deutsche Fregatte Raketen auf Billigdrohnen abfeuert, sondern sie entsteht daraus, dass wir uns ernsthaft und substanziell an diesem Einsatz beteiligen. Und ja, das ginge durch die von dir hier skizzierte Flotte, es ginge aber auch auf andere Weise. Nur dass diese andere Weise meiner Ansicht nach in anderen Szenarien uns mehr bringen würde.
Da haben wir einen Dissens. Die Fremdwahrnehmung resultiert nicht aus den beschafften Systemen, sondern allein aus der Frage wie man diese einsetzt. Meiner Überzeugung nach hängt die Fremdwahrnehmung doch nicht allein und einzig und allein von der Frage ab, wieviel Schiffe wir auf See beisteuern können. Die Frage ob wir im Bündnis tatsächlich verlässliche Partner sind und Solidarität zeigen so dermaßen nur an der Marine und dem Beitrag auf See festzumachen kann ich so nicht nachvollziehen. Selbstverständlich wäre auch eine entsprechende Luftwaffe und vieles andere, wenn wir es denn für unsere Partner entsprechend solidarisch einsetzen würden ganz genau so ein Beitrag und würde die Fremdwahrnehmung ändern.
Beispielsweise hat die Art und Weise wie die Bundeswehr in Afghanistan und Mali agiert hat unserem Ansehen geschadet. Beides hat nichts mit der Marine zu tun. Die Fremdwahrnehmung hängt also nicht davon ab, ob wir mehr oder weniger Schiffe haben, sondern wie wir diese einsetzen und wie wir unsere Verbündeten tatsächlich real unterstützen. Auch die von dir skizzierte Flotte würde daran rein gar nichts ändern, wenn sie weiter so eingesetzt würde wie bisher.
Wie gesagt: man könnte rein theoretisch auch eine sehr starke deutsche Marine aufstellen, und auch damit einen substanziellen Bündnisbeitrag leisten, keine Frage. Und es gibt ja etliche gute Gründe die für eine solche „Spezialisierung“ Deutschland sprechen würden, insbesondere die technologischen und finanziellen Fähigkeiten. Jedoch ist es ein Fakt, dass auf gar keinen Fall beides geht: eine sehr starke Luftwaffe oder eine starke Marine. Das wäre nicht stemmbar. Und die Verbündeten können genau so wenig eine starke Luftwaffe aufstellen wie sie eine starke Marine aufstellen können.
Wir müssen ihnen also in dem einen oder in dem anderen Aspekt helfen. Und dem folgend stellt sich die Frage der konkreten spezifischen Gewichtung der Nützlichkeit der besagten Systeme im Kontext mit konkreten Feinden und Bedrohungen. Hier und heute ist es meiner Überzeugung nach relevanter Russland abzuschrecken und zwar insbesondere von einem konventionellen Krieg und sollte dies nicht gelingen diesen Krieg zu gewinnen. Gegenüber den Russen ist die Marine im Krieg aber sehr viel weniger relevant als die Luftwaffe.
Nun ist dein Argument, dass die Russen ja schon in Friedenszeiten mit unkonventioneller Kriegsführung unsere Versorgung / Handelsrouten / Schiffe angehen könnten und damit wir einen Krieg bereits wirtschaftlich verlieren bevor es zum offenen Krieg kommt. Sehr wahrscheinlich, aber ich sehe darin rein persönlich die geringere Gefahr im Vergleich zur Niederlage im konventionellen Krieg und ebenso halte ich die unkonventionelle russische Seekriegsführung auch mit anderen Mitteln als der von dir skizzierten Flotte für abwehrbar bzw. für abschreckbar. Die von dir skizzierte Marine halte ich sogar diesbezüglich, also zur Abwehr einer unkonventionellen russischen Seekriegsführung für weniger geeignet.
Besagtes (kostengünstiges, anders strukturiertes) Ostseegeschwader fordere ich ja aber gerade eben deshalb, um dadurch Mittel für die Luftwaffe frei zu machen. Meine These in diesem Kontext ist, dass eine intelligent zusammen gestellte Küstenmarine, welche insbesondere auch landgestützte Systeme verwendet welche gleichermaßen für die Landkriegsführung geeignet sind, kostengünstiger aufstellbar ist und für die Landkriegsführung besser verwendbar. Und dass man damit also Mittel frei bekommt für die Luftwaffe. Um das nochmal zu betonen und das ging in dem falschen Anführen von AAW Einheiten diesbezüglich unter: mir geht es ja nicht um eine Hochwert-Ostseeflotte, sondern um eine günstige Küstenmarine, die zudem über Systeme verfügt (Raketenartillerie als Küstenbatterien usw) die auch im Landkrieg verwendet werden können, also immer um eine möglichst zweifache Verwendung der Systeme. Daher beispielsweise auch meine Idee von Marinefliegern etc.
In dieser grundsätzlichen Einschätzung der Lage haben wir aber gar keinen Dissens. Gerade meine Wenigkeit, die ja fortwährend die unkonventionelle Kriegsführung und den Krieg im Frieden besonders betont, misst dem natürlich einen sehr hohen Stellenwert ein. Gar keine Frage, dass ist ein immens wichtiges Feld. Für den unteren Bereich sind wir ebenfalls der gleichen Ansicht, dass dies auch anders gelöst werden könnte.
Mich würde aber (ohne einen konkreten Feind diesbezüglich zu benennen) interessieren, wie die von dir skizzierte Flotte im oberen Bereich dieser Intensitätsskala real praktisch agieren soll ? Wie soll unkonventioneller Kriegsführung im Frieden im oberen Bereich den mit der hier durch dich skizzierten Flotte begegnet werden ? Wie wehrt man solche Bedrohungen denn nachhaltig ab ? Wie schon oben geschrieben reicht eine bloße passive Verteidigung, Sicherung, Raumschutz etc. dafür nicht aus, bzw. spielt dem Gegner in die Hände. Ist die von dir skizzierte Flotte nicht etwas zu beschränkt, zu konventionell um den Möglichkeiten welche sich hier im oberen Bereich bieten tatsächlich begegnen zu können ? Zumal der Gegner bei konventionellen Antworten auf unkonventionelle Bedrohungen immer Umgehungen finden kann.
Ich will es mal als Analogie vom Landkrieg her übertragen: konventionelle Streitkräfte mit Kampfpanzern, Schützenpanzern usw. haben im Guerillakrieg es häufig sehr schwer, und dies nicht nur wegen des damit verbundenen konventionellen Denkens, sondern auch aufgrund der diesen Systemen inhärenten Eigenschaften.
Hat der Gegner (genau wie bei einer Guerilla, oder einem sonstigen assymetrischen Krieg direkt an der Schwelle zum konventionellen Krieg) zudem einen gesicherten Rückzugsraum, kann er einen solchen Kampf gegen die von dir skizzierte Flotte auch sehr leicht als Abnutzungskrieg so führen, dass wir trotz der von dir angedachten Schiffe weder den Auftrag erfüllen können noch diesen Abnutzungskrieg gewinnen können. Billigst-Marschflugkörper mit Raketen abzuschießen die ein vielfaches kosten, von Plattformen die Milliarden verschlingen (als überspitztes Bild für das zugrunde liegende Wirkungsprinzip) sichert eben nicht die Wirtschaft, es belastet sie ohne ausreichende strategische Effekte zu erzeugen.
Ich halte daher die von dir hier skizzierte Flotte für den unkonventionellen Krieg im Frieden für ebenso ungeeignet wie die von mir skizzierte Küstenmarine. Meine These aber ist, dass ein günstige Küstenmarine mit möglichst vielen Systemen welche mehrfach verwendet werden können, also zweifach in verschiedenen Kriegsformen und verschiedenen Domänen, günstiger aufstellbar ist als die von dir skizzierte Hochseeflotte.
Basierend auf dieser These (Küstenmarine günstiger als Hochseemarine) und mit der Zielsetzung einer möglichst breiten Verwendung von zweifach verwendbaren Systemen / Einheiten, halte ich daher eine solche beschränkte Marine für sinnvoller, insbesondere weil sie einen Schwerpunkt bei der Luftwaffe ermöglicht. Die Frage der Fremdwahrnehmung und alles weitere resultieren im weiteren ja nicht aus den Systemen und deren Eigenheiten oder Beschränktheiten, sondern einzig und allein aus der Frage wie man das was man hat tatsächlich einsetzt.
Deine Flotte würde daher, die gleiche Einsatzweise vorausgesetzt, auch nichts an der Fremdwahrnehmung ändern.
Zitat:Seegestütztes AAW in direkter Frontnähe ….. Absurderweise argumentierst du für die Ostsee selbst mit seegestütztem AAW.
Bezüglich der Ausführungen über AAW Schiffe in der Ostsee: wie ich es schon Broensen versuchte zu erklären, war diese Argumentation von mir einfach falsch und ich hatte eigentlich gar nicht vor, sie im Kontext einer auf die Ostsee spezialisierten Küstenmarine zu führen, sondern der eigentliche Beginn dieser Ausführungen war die Frage, wie Marineinheiten die Landkriegsführung unterstützen können und ob nicht gerade eine deutsche Marine darauf spezialisiert werden könnte / sollte.
Es ging mir also nicht um konkrete Pläne wie man die Küstenmarine aufstellt, sondern eigentlich getrennt davon nur um ein Beispiel, wie Marinekräfte Land- und Luftoperationen unterstützen. Wegen des Einsatzes vergleichbarer Schiffe vor Libyen etc. nannte ich dass daher dann als eine mögliche Option, was natürlich die Sache verfälschte und in Bezug auf die Zielsetzung einer Küstenmarine meine Ausführungen in Widersprüche und Durcheinander brachte.
Kurz und einfach: das sollte nur ein Beispiel dafür sein, wie Marineeinheiten die Luft- und Landkriegsführung direkt unterstützen und wie man von See ins Land und in die Luft hineinwirkt. Ansonsten:
Zitat:halte ich es für wenig sinnvoll, eine Einzelszenariooptimierung vorzunehmen. Wenn wir für die Ostsee leistungsfähige AAW-Schiffe wollen, dann können wir sie auch so auslegen, dass sie am Horn von Afrika oder sonst wo funktionieren.
Ja natürlich. Gerade derart aufwendige und teure Einheiten müssen so ausgelegt sein, dass sie auch auf hoher See oder fernab eingesetzt werden können. Ich wollte aber gar nicht darauf hinaus, spezielle AAW Schiffe zu beschaffen welche nur für die Ostsee vorgesehen und auf diese spezialisiert sind, wie oben geschrieben habe ich da selbst den eigentlichen roten Faden verloren und damit diesen Widerspruch erzeugt. Mir ging es nur darum, die Marine mehr dazu zu befähigen die Luft- und Landkriegsführung zu unterstützen. In diesem Kontext:
Zitat:Die Angriffe auf Schiffe dort erfolgten auch in Gebieten, die über 400 Kilometer von Dschibuti entfernt liegen. Weder kann eine landgestützte Flugabwehr so weit effektiv wirken, noch kann sie einen solchen Bereich effektiv aufklären. Es müsste also auf anderem Wege eine Luftraumüberwachung sichergestellt werden, das ist mit vergleichsweise günstigen Luftüberlegenheitsdrohnen nicht leistbar, vielmehr müssten signifikant teurere Systeme zum Einsatz kommen. Und bei diesen gilt dann wieder die Verallgemeinerung: Land ist günstiger als See ist günstiger als Luft. Eine wirklich effektive Luftraumverteidigung aus der Luft sicherzustellen wäre dementsprechend (und natürlich vereinfacht, aber trotzdem zutreffend) teurer und aufwändiger als sie seegestützt umzusetzen.
Zum einen bekämpft man aber den Feind von welchem wir hier sprechen durch solche rein defensiven / passiven Maßnahmen welche uns in jedem Fall mehr kosten als sie ihn kosten (und damit allein schon siegt er im Sinne seiner Zielsetzung) eben nicht nachhaltig - zum anderen erfolgt ein solcher Einsatz so oder so in einem Bündnis und könnte auch von der von hier skizzierten Marine nicht allein geleistet werden. Selbstverständlich benötigt man zusätzlich seegestützte Systeme, dass muss natürlich ein kompletter Verbund verschiedener Fähigkeiten sein.
Aber man benötigt eben nicht nur seegestützte Systeme und eben nicht nur reine Abwehrfähigkeiten und mit teuren Raketen irgendwelche iranischen Billigdrohnen der Houthis abzuschießen etc. Und wollte man diese Angriffe ernsthaft bekämpfen, wären massive Luftschläge und Angriffe mit weitreichender Raketenartillerie sowie mittels Drohnen absolut notwendig, da wir ansonsten bloß homöopathische Symptom“bekämpfung“ betreiben, genau genommen noch nicht einmal überhaupt irgend etwas ernsthaft bekämpfen.
Im Rahmen eines Bündnisses können wir daher für einen für solche Einsätze notwendigen Verbund verschiedener Systeme natürlich auch entsprechende Schiffe stellen. Wir könnten aber auch strategischen Luftransport stellen. Oder Kampfflugzeuge. Oder Raketenartillerie. Oder Marineinfanterie oder was auch immer. Die Solidarität entsteht nicht daraus, dass dort eine deutsche Fregatte Raketen auf Billigdrohnen abfeuert, sondern sie entsteht daraus, dass wir uns ernsthaft und substanziell an diesem Einsatz beteiligen. Und ja, das ginge durch die von dir hier skizzierte Flotte, es ginge aber auch auf andere Weise. Nur dass diese andere Weise meiner Ansicht nach in anderen Szenarien uns mehr bringen würde.
Zitat:bei meiner Aussage ging es primär um die Feststellung, dass eine Luftwaffe, so aufgestellt wie du es für die Marine vorsiehst, nichts an der Fremdwahrnehmung ändern würde.
Da haben wir einen Dissens. Die Fremdwahrnehmung resultiert nicht aus den beschafften Systemen, sondern allein aus der Frage wie man diese einsetzt. Meiner Überzeugung nach hängt die Fremdwahrnehmung doch nicht allein und einzig und allein von der Frage ab, wieviel Schiffe wir auf See beisteuern können. Die Frage ob wir im Bündnis tatsächlich verlässliche Partner sind und Solidarität zeigen so dermaßen nur an der Marine und dem Beitrag auf See festzumachen kann ich so nicht nachvollziehen. Selbstverständlich wäre auch eine entsprechende Luftwaffe und vieles andere, wenn wir es denn für unsere Partner entsprechend solidarisch einsetzen würden ganz genau so ein Beitrag und würde die Fremdwahrnehmung ändern.
Beispielsweise hat die Art und Weise wie die Bundeswehr in Afghanistan und Mali agiert hat unserem Ansehen geschadet. Beides hat nichts mit der Marine zu tun. Die Fremdwahrnehmung hängt also nicht davon ab, ob wir mehr oder weniger Schiffe haben, sondern wie wir diese einsetzen und wie wir unsere Verbündeten tatsächlich real unterstützen. Auch die von dir skizzierte Flotte würde daran rein gar nichts ändern, wenn sie weiter so eingesetzt würde wie bisher.
Zitat:in sich schon zweifelhaft, weil du für die zusätzlichen 800 Kampfflugzeuge und deren Munition 25 bis 30 hochleistungsfähige Zerstörer mit ausreichend Munition erhalten könntest, was einen enormen Fähigkeitsschub für Europa darstellen würde
Wie gesagt: man könnte rein theoretisch auch eine sehr starke deutsche Marine aufstellen, und auch damit einen substanziellen Bündnisbeitrag leisten, keine Frage. Und es gibt ja etliche gute Gründe die für eine solche „Spezialisierung“ Deutschland sprechen würden, insbesondere die technologischen und finanziellen Fähigkeiten. Jedoch ist es ein Fakt, dass auf gar keinen Fall beides geht: eine sehr starke Luftwaffe oder eine starke Marine. Das wäre nicht stemmbar. Und die Verbündeten können genau so wenig eine starke Luftwaffe aufstellen wie sie eine starke Marine aufstellen können.
Wir müssen ihnen also in dem einen oder in dem anderen Aspekt helfen. Und dem folgend stellt sich die Frage der konkreten spezifischen Gewichtung der Nützlichkeit der besagten Systeme im Kontext mit konkreten Feinden und Bedrohungen. Hier und heute ist es meiner Überzeugung nach relevanter Russland abzuschrecken und zwar insbesondere von einem konventionellen Krieg und sollte dies nicht gelingen diesen Krieg zu gewinnen. Gegenüber den Russen ist die Marine im Krieg aber sehr viel weniger relevant als die Luftwaffe.
Nun ist dein Argument, dass die Russen ja schon in Friedenszeiten mit unkonventioneller Kriegsführung unsere Versorgung / Handelsrouten / Schiffe angehen könnten und damit wir einen Krieg bereits wirtschaftlich verlieren bevor es zum offenen Krieg kommt. Sehr wahrscheinlich, aber ich sehe darin rein persönlich die geringere Gefahr im Vergleich zur Niederlage im konventionellen Krieg und ebenso halte ich die unkonventionelle russische Seekriegsführung auch mit anderen Mitteln als der von dir skizzierten Flotte für abwehrbar bzw. für abschreckbar. Die von dir skizzierte Marine halte ich sogar diesbezüglich, also zur Abwehr einer unkonventionellen russischen Seekriegsführung für weniger geeignet.
Zitat:denn wie bereits hier ausgeführt, du hast in dem Beitrag, auf den ich explizit reagiert habe, keine starke , leistungs- und durchhaltefähige Luftwaffe statt einer Marine gefordert, sondern ein in meinen Augen eben zweifelhaftes Ostseegeschwader.
Besagtes (kostengünstiges, anders strukturiertes) Ostseegeschwader fordere ich ja aber gerade eben deshalb, um dadurch Mittel für die Luftwaffe frei zu machen. Meine These in diesem Kontext ist, dass eine intelligent zusammen gestellte Küstenmarine, welche insbesondere auch landgestützte Systeme verwendet welche gleichermaßen für die Landkriegsführung geeignet sind, kostengünstiger aufstellbar ist und für die Landkriegsführung besser verwendbar. Und dass man damit also Mittel frei bekommt für die Luftwaffe. Um das nochmal zu betonen und das ging in dem falschen Anführen von AAW Einheiten diesbezüglich unter: mir geht es ja nicht um eine Hochwert-Ostseeflotte, sondern um eine günstige Küstenmarine, die zudem über Systeme verfügt (Raketenartillerie als Küstenbatterien usw) die auch im Landkrieg verwendet werden können, also immer um eine möglichst zweifache Verwendung der Systeme. Daher beispielsweise auch meine Idee von Marinefliegern etc.
Zitat:unsere Wirtschaft ist von der Lieferung von Gütern per Schiff abhängig, diese Schiffe wurden bereits in der Vergangenheit und werden meiner Ansicht nach auch in der Zukunft auf verschiedene Arten bedroht. Das beginnt mit ……..über eigen- oder fremdmotivierte terroristische und/oder quasi-staatliche Akteure bis hin zu staatlichen verdeckten und/oder offenen Angriffen. Während es für einen Teil der Bedrohungen durchaus sinnvolle Alternativen zu klassischen Marineeinheiten gibt, gilt dies insbesondere im oberen Bereich der Intensitätsskala meiner Ansicht nach nicht. Und dieser Bereich hat meiner Meinung nach das Potenzial, in Zukunft sowohl in Quantität wie auch Qualität deutlich zuzunehmen.
In dieser grundsätzlichen Einschätzung der Lage haben wir aber gar keinen Dissens. Gerade meine Wenigkeit, die ja fortwährend die unkonventionelle Kriegsführung und den Krieg im Frieden besonders betont, misst dem natürlich einen sehr hohen Stellenwert ein. Gar keine Frage, dass ist ein immens wichtiges Feld. Für den unteren Bereich sind wir ebenfalls der gleichen Ansicht, dass dies auch anders gelöst werden könnte.
Mich würde aber (ohne einen konkreten Feind diesbezüglich zu benennen) interessieren, wie die von dir skizzierte Flotte im oberen Bereich dieser Intensitätsskala real praktisch agieren soll ? Wie soll unkonventioneller Kriegsführung im Frieden im oberen Bereich den mit der hier durch dich skizzierten Flotte begegnet werden ? Wie wehrt man solche Bedrohungen denn nachhaltig ab ? Wie schon oben geschrieben reicht eine bloße passive Verteidigung, Sicherung, Raumschutz etc. dafür nicht aus, bzw. spielt dem Gegner in die Hände. Ist die von dir skizzierte Flotte nicht etwas zu beschränkt, zu konventionell um den Möglichkeiten welche sich hier im oberen Bereich bieten tatsächlich begegnen zu können ? Zumal der Gegner bei konventionellen Antworten auf unkonventionelle Bedrohungen immer Umgehungen finden kann.
Ich will es mal als Analogie vom Landkrieg her übertragen: konventionelle Streitkräfte mit Kampfpanzern, Schützenpanzern usw. haben im Guerillakrieg es häufig sehr schwer, und dies nicht nur wegen des damit verbundenen konventionellen Denkens, sondern auch aufgrund der diesen Systemen inhärenten Eigenschaften.
Hat der Gegner (genau wie bei einer Guerilla, oder einem sonstigen assymetrischen Krieg direkt an der Schwelle zum konventionellen Krieg) zudem einen gesicherten Rückzugsraum, kann er einen solchen Kampf gegen die von dir skizzierte Flotte auch sehr leicht als Abnutzungskrieg so führen, dass wir trotz der von dir angedachten Schiffe weder den Auftrag erfüllen können noch diesen Abnutzungskrieg gewinnen können. Billigst-Marschflugkörper mit Raketen abzuschießen die ein vielfaches kosten, von Plattformen die Milliarden verschlingen (als überspitztes Bild für das zugrunde liegende Wirkungsprinzip) sichert eben nicht die Wirtschaft, es belastet sie ohne ausreichende strategische Effekte zu erzeugen.
Ich halte daher die von dir hier skizzierte Flotte für den unkonventionellen Krieg im Frieden für ebenso ungeeignet wie die von mir skizzierte Küstenmarine. Meine These aber ist, dass ein günstige Küstenmarine mit möglichst vielen Systemen welche mehrfach verwendet werden können, also zweifach in verschiedenen Kriegsformen und verschiedenen Domänen, günstiger aufstellbar ist als die von dir skizzierte Hochseeflotte.
Basierend auf dieser These (Küstenmarine günstiger als Hochseemarine) und mit der Zielsetzung einer möglichst breiten Verwendung von zweifach verwendbaren Systemen / Einheiten, halte ich daher eine solche beschränkte Marine für sinnvoller, insbesondere weil sie einen Schwerpunkt bei der Luftwaffe ermöglicht. Die Frage der Fremdwahrnehmung und alles weitere resultieren im weiteren ja nicht aus den Systemen und deren Eigenheiten oder Beschränktheiten, sondern einzig und allein aus der Frage wie man das was man hat tatsächlich einsetzt.
Deine Flotte würde daher, die gleiche Einsatzweise vorausgesetzt, auch nichts an der Fremdwahrnehmung ändern.