14.03.2025, 09:59
Pmichael:
Ich bin da unschlüssig und würde die BTG wie sie die Russen eigentlich und ursprünglich vom Konzept her gedacht hatten eben nicht per se als Fehlschlag ansehen. Dass die Versorung der BTG nicht ausreichend war, lag ja nicht an diesen selbst, sondern an den dahinter stehenden Logistikverbänden und der gesamten Versorgungskette welche die BTG eigentlich benötigt damit sie funktioniert.
Schlussendlich hatte man nicht die Versorgungskapazitäten hinter den BTG welche für dieses Konzept eigentlich notwendig gewesen wären. Auch die Frage der fehlenden Infanterie wird meiner Meinung nach überbewertet und hätte gelöst werden können. Reim vom ursprünglichen Konzept sollten BTG nämlich durchaus von zusätzlichen, von ihnen getrennten Infanterieverbänden unterstützt werden, welche in entsprechendem Gelände die Absicherung der BTG übernehmen sollten.
Ironischerweise hatten die Russen in den Anfängen der BTG solche Zusatz-Infanterie durchaus dabei. Warum sie dann während der Offensive in der Ukraine dieses eigentlich wesentliche Merkmal (zusätzliche eigenständige Infanterieverbände) einfach wegließen ist nicht ganz klar, deutet aber auch darauf hin, dass die Russen in keinster Weise mit einem ernsthaften Krieg rechneten.
Für die hochbewegliche offensive mechanisierte Kriegsführung bietet es sich zudem durchaus an, in den mechanisierten Kampfgruppen bewusst nicht zu viel Infanterie dabei zu haben, und infanteristische Aufgaben eben wie beschrieben dezidierten Infanterieeinheiten zu überlassen welche dafür an die Seite der jeweiligen BTG treten und eigentlich hatten die Russen solche Konzepte. Sie haben sie nur in der praktischen Realität nicht umgesetzt. Womit wir bei einem wesentlichen Punkt wären: die BTG wurden praktisch gesehen für sich alleine eingesetzt, man versuchte tatsächlich das Gefecht mit ihnen und aus ihnen heraus zu führen. So war das aber ursprünglich nicht gedacht.
Ursprünglich wären die BTG nur ein Baustein der eigentlich das Gefecht der verbundenen Waffen führenden Brigaden gewesen ! Sie waren zudem nie für weitreichende Operationen gedacht, sondern immer nur für begrenzte Offensiven über kurze Distanzen !
Wenn du mit Kopflastigkeit die viel zu zentralisierte Form der Führung in der russischen Armee meinst, stimme ich dir zu. Die BTG ist eine Struktur bzw. ein Konzept, welches überhaupt nicht zur russischen Führungs- und Militärkultur passt. Solche Einheiten mit einer äußerst rigiden Befehlstaktik zentralisiert führen zu wollen widerspricht natürlich ihrer Natur. Das führt auch gleich zur Frage der fehlenden Aufklärung: wie van Crefeld es mal dargestellt hat, haben zentralisierte Kommandosysteme welche mit Befehlstaktik operieren einen deutlich erhöhten Aufwand für die Informationsgewinnung, Informationssteuerung und Informationsauswertung.
Entsprechend benötigt die russische Armee ohnehin eigentlich mehr Aufklärung und mehr Informationsverarbeitung, ist darin aber nicht sonderlich gut. Und damit wurde das ganze Konzept welches eigentlich Beweglichkeit, Geschwindigkeit und eine höhere Kampfkraft in kleineren Einheiten generieren sollte schlussendlich ab absurdum geführt.
Insgesamt aber halte ich das Konzept der BTG nicht per se für falsch, sondern ganz im Gegenteil für absolut richtig und zukunftsweisend, jedoch fehlt den Russen die Befähigung dieses Konzept anzuwenden. Die Russen hatten hier im Prinzip die richtige Idee, konnten diese aber real praktisch nicht umsetzen. Gescheitert sind die BTG meiner Meinung nach primär aus folgenden drei Punkten:
1. Zentralisierte Führung und rigide Befehlstaktik (der russischen Militärkultur entsprechend). Die BTG wären aber gerade eben bei Verwendung einer Auftragstaktik besonders leistungsfähig. Sie widersprechen damit konzeptionell der russischen Militärkultur.
2. Wenn man im Verhältnis zur Größe des Verbandes überproportional viel Artillerie hat (wie das bei den BTG der Fall ist), erhöht sich der Logistikaufwand immens. Entsprechend benötigt die BTG in einem Push System wie es die Russen verwenden sehr viel mehr Versorgungseinheiten „hinter ihr“, welche die Versorgungskette entlang ständig Nachschub nach vorne schieben müssen. Diese Einheiten (außerhalb der BTG, auf höheren Ebenen) fehlten.
3. Die BTG waren eigentlich nie dafür konzipiert größere Offensiven über längere Distanzen zu führen. Genau das sollten sie aber in der Ukraine tun. Noch darüber hinaus war es eigentlich das Konzept der BTG, als Vorausverbände ihrer Ursprungseinheiten (Brigaden) zu dienen und im weiteren als Bestandteil dieser zu kämpfen, also im Verbund mit anderen zusätzlichen Einheiten. Stattdessen setzten die Russen die BTG für sich allein ein. Das war eigentlich nie das Konzept gewesen.
Das heißt die Russen verwendeten die BTG eben nicht so, wie es das Konzept der BTG eigentlich vorsah !
Wie meinst du das bzw. könntest du diesen Punkt noch etwas genauer ausführen ?
Zitat:Die russischen Bataillonskampfgruppe sind ja ein Musterbeispiel russischer Vorstellungen. Der kleinste taktische Verband der eigenständig das Gefecht der verbundenen Waffen führen kann, jedoch im Krieg gegen die Ukraine aufgrund verschiedener Schwächen wie die Kopflastigkeit von Befehlsketten, fehlende Aufklärung, geringe Infanteriestärke etc. aber auch ganz entscheidend aufgrund fehlender eigener Versorgung - obwohl diese Kampfgruppen höchst mobil agieren sollten, schlicht ein Fehlschlag war.
Ich bin da unschlüssig und würde die BTG wie sie die Russen eigentlich und ursprünglich vom Konzept her gedacht hatten eben nicht per se als Fehlschlag ansehen. Dass die Versorung der BTG nicht ausreichend war, lag ja nicht an diesen selbst, sondern an den dahinter stehenden Logistikverbänden und der gesamten Versorgungskette welche die BTG eigentlich benötigt damit sie funktioniert.
Schlussendlich hatte man nicht die Versorgungskapazitäten hinter den BTG welche für dieses Konzept eigentlich notwendig gewesen wären. Auch die Frage der fehlenden Infanterie wird meiner Meinung nach überbewertet und hätte gelöst werden können. Reim vom ursprünglichen Konzept sollten BTG nämlich durchaus von zusätzlichen, von ihnen getrennten Infanterieverbänden unterstützt werden, welche in entsprechendem Gelände die Absicherung der BTG übernehmen sollten.
Ironischerweise hatten die Russen in den Anfängen der BTG solche Zusatz-Infanterie durchaus dabei. Warum sie dann während der Offensive in der Ukraine dieses eigentlich wesentliche Merkmal (zusätzliche eigenständige Infanterieverbände) einfach wegließen ist nicht ganz klar, deutet aber auch darauf hin, dass die Russen in keinster Weise mit einem ernsthaften Krieg rechneten.
Für die hochbewegliche offensive mechanisierte Kriegsführung bietet es sich zudem durchaus an, in den mechanisierten Kampfgruppen bewusst nicht zu viel Infanterie dabei zu haben, und infanteristische Aufgaben eben wie beschrieben dezidierten Infanterieeinheiten zu überlassen welche dafür an die Seite der jeweiligen BTG treten und eigentlich hatten die Russen solche Konzepte. Sie haben sie nur in der praktischen Realität nicht umgesetzt. Womit wir bei einem wesentlichen Punkt wären: die BTG wurden praktisch gesehen für sich alleine eingesetzt, man versuchte tatsächlich das Gefecht mit ihnen und aus ihnen heraus zu führen. So war das aber ursprünglich nicht gedacht.
Ursprünglich wären die BTG nur ein Baustein der eigentlich das Gefecht der verbundenen Waffen führenden Brigaden gewesen ! Sie waren zudem nie für weitreichende Operationen gedacht, sondern immer nur für begrenzte Offensiven über kurze Distanzen !
Wenn du mit Kopflastigkeit die viel zu zentralisierte Form der Führung in der russischen Armee meinst, stimme ich dir zu. Die BTG ist eine Struktur bzw. ein Konzept, welches überhaupt nicht zur russischen Führungs- und Militärkultur passt. Solche Einheiten mit einer äußerst rigiden Befehlstaktik zentralisiert führen zu wollen widerspricht natürlich ihrer Natur. Das führt auch gleich zur Frage der fehlenden Aufklärung: wie van Crefeld es mal dargestellt hat, haben zentralisierte Kommandosysteme welche mit Befehlstaktik operieren einen deutlich erhöhten Aufwand für die Informationsgewinnung, Informationssteuerung und Informationsauswertung.
Entsprechend benötigt die russische Armee ohnehin eigentlich mehr Aufklärung und mehr Informationsverarbeitung, ist darin aber nicht sonderlich gut. Und damit wurde das ganze Konzept welches eigentlich Beweglichkeit, Geschwindigkeit und eine höhere Kampfkraft in kleineren Einheiten generieren sollte schlussendlich ab absurdum geführt.
Insgesamt aber halte ich das Konzept der BTG nicht per se für falsch, sondern ganz im Gegenteil für absolut richtig und zukunftsweisend, jedoch fehlt den Russen die Befähigung dieses Konzept anzuwenden. Die Russen hatten hier im Prinzip die richtige Idee, konnten diese aber real praktisch nicht umsetzen. Gescheitert sind die BTG meiner Meinung nach primär aus folgenden drei Punkten:
1. Zentralisierte Führung und rigide Befehlstaktik (der russischen Militärkultur entsprechend). Die BTG wären aber gerade eben bei Verwendung einer Auftragstaktik besonders leistungsfähig. Sie widersprechen damit konzeptionell der russischen Militärkultur.
2. Wenn man im Verhältnis zur Größe des Verbandes überproportional viel Artillerie hat (wie das bei den BTG der Fall ist), erhöht sich der Logistikaufwand immens. Entsprechend benötigt die BTG in einem Push System wie es die Russen verwenden sehr viel mehr Versorgungseinheiten „hinter ihr“, welche die Versorgungskette entlang ständig Nachschub nach vorne schieben müssen. Diese Einheiten (außerhalb der BTG, auf höheren Ebenen) fehlten.
3. Die BTG waren eigentlich nie dafür konzipiert größere Offensiven über längere Distanzen zu führen. Genau das sollten sie aber in der Ukraine tun. Noch darüber hinaus war es eigentlich das Konzept der BTG, als Vorausverbände ihrer Ursprungseinheiten (Brigaden) zu dienen und im weiteren als Bestandteil dieser zu kämpfen, also im Verbund mit anderen zusätzlichen Einheiten. Stattdessen setzten die Russen die BTG für sich allein ein. Das war eigentlich nie das Konzept gewesen.
Das heißt die Russen verwendeten die BTG eben nicht so, wie es das Konzept der BTG eigentlich vorsah !
Zitat:dann durch irgendwelche offensichtliche Unterschiede noch besondere Fähigkeiten zu sprechen
Wie meinst du das bzw. könntest du diesen Punkt noch etwas genauer ausführen ?