02.04.2025, 07:58
Zitat: So lächerlich das vielleicht klingt so effektiv ist das ganze aber .
Es klingt absolut nicht lächerlich, die Effektivität hat aber ebenfalls enge Grenzen die man gut kennen sollte.
Westliche Kunststoffponchos heizen indem sie Wärme zurück halten (genau darauf basiert der erste Tarneffekt, welcher aber genau dadurch zeitlich begrenzt ist). Isoliert man die Ponchos nun im Inneren (Poncholiner - Alurettungsdecke - Beschichtung) verbessert dies den anfänglichen Tarneffekt. Dieser verliert sich aber mit der Zeit, und zwar schon nach recht kurzer Zeit (je nach Modell und genauen Umständen). Darüber hinaus ist durchgehend weiter das Gesicht als leuchtender Punkt zu sehen und darunter oft auch Stiefel und Waden.
Der Poncho erwärmt sich dann durch den Körperkontakt und dann wird man wieder genau so sichtbar wie vorher. Das kann also nur ein vorübergehendes Substitut mit begrenztem Effekt sein.
Jede Tarnung gegen Thermalsicht funktioniert eigentlich nur dann, wenn sie nicht am Körper anliegt, sondern Abstand zur Wärmequelle hat.
Spannt man so einen Poncho also auf, und begibt sich hinter ihn, dann deckt er die Thermalsignatur des eigenen Körpers sehr gut ab. Trägt man ihn am Körper, ist dieser Effekt nur vorübergehend und begrenzt.
Die Russen haben übrigens oft alte Plash Palatkas. Bei denen ist die Imprägmierung weg, die sind also nicht mehr wasserdicht / wasserabweisend. Die machen sie nass und tragen sie dann. Darunter noch eine Rettungsdecke welche die Nässe vom eigenen Körper weghält und nochmals die Wärme zurück hält. Durch die Verdunstungskälte tarnt dies besser und länger als ein westlicher Kunststoff-Poncho.
Grundsätzlich gilt: jedwede Tarnung gegen Thermalsicht die direkt am Körper getragen wird, wärmt sich auf und wird dann über kurz oder länger sichtbar.
Deshalb verwenden beide Seiten in der Ukraine nun wieder klassische Scharfschützenschirme - wie sie früher schon zur allgemeinen Tarnung verwendet wurden. Ich beschrieb ja schon Kartons auf russischer Seite, dass reicht aber natürlich viel weiter. Jede Art von wärmeverdeckender Barriere welche man vor sich hinstellen kann ist immer besser als wenn man diese am Körper trägt.
Heute gegen Drohnen sind zudem klassische abgespannte Tarps wesentlich die man mit Abstand zum eigenen Körper über sich spannt um die Thermalsignatur gegen die Drohne oben zu verdecken. Dazu verwendet man am besten einfache Gepäckspanner an den Ecken / Ösen. Damit kann man dann so ein Tarp sehr schnell befestigen indem die Gepäckspanner einfach einhängt. Darüber hinaus haben diese ja eine Flexibilität so dass Windstöße und ähnliches nicht so problematisch sind und man ist sehr viel flexibler mit dem aufstellen.
Die Ukrainer verwenden übrigens auch gerne mal ganz normale Regenschirme, und auch die werden dann ausgebaut und modifiziert. Das sind aber auch nur ganz primitive Notbehelfe.
Was für Schlussfolgerungen kann man daraus ziehen ?!
1. Thermalsicht negiert nicht einfach nur den Nachtkampf ! Sie ist inbesondere auch am Tag immens wirkungsvoll und verheerend. Denn auch und gerade Tagsüber kann man mit Thermalsicht sehr leicht Gegner aufklären. Thermalsicht macht daher nicht den Nachtkampf überflüssig, sondern stellt auch am Tag ein Problem dar.
2. Die Unzahl primitiver Notbehelfe ist zwar ganz nett, aber es fehlt eine wirkliche Ausrüstung welche gegen Thermalsicht tarnt, obwohl es solche Systeme von mehreren Firmen gibt. Vor allem bräuchte man sehr leicht und extrem schnell aufstellbare Tarnungen welche nicht direkt am Körper getragen werden, und welche zugleich sehr leicht transportierbar sind, sowohl aufgespannt, als auch zusammen gelegt (und bei letztgenanntem dürfen sie nicht viel Platz wegnehmen, sie dürfen nicht sperrig sein und sie müssen ultraleicht sein).
3. Thermalsicht ist ein derart großer Vorteil, dass man so viele Thermalsichtgeräte und vor allem Zieloptiken mit dieser Option beschaffen muss wie möglich. Vor Kriegsbeginn. Da diese Technologie wenn der Krieg erst angefangen hat sich nicht so einfach mehr in großer Stückzahl wird beschaffen lassen. Es wäre sogar besser man hätte hier eine gewisse Reserve - also mehr Geräte als man Bedarf hat, womit man dann im Kriegsfall etwaig auch noch Verbündete mit versorgen kann.