16.04.2025, 12:35
@lime
Und interessanterweise geht es meistens und explizit auch bei denjenigen Personen und Parteien ums Geld, die ansonsten die EU gar nicht mögen. Man denke an Ungarn und Orban, der einstmals antrat um sein Land vom Mief und der Korruption der alten kommunistischen Kader zu befreien. Und was hat er getan? Er hat ein stramm national gefärbtes Programm aufgelegt, aber zugleich sein Land in eine korrupte Vetternwirtschaft gezwungen, die den alten Kommunisten in nichts nachsteht. Und offiziell wettert er zwar gegen die "böse" EU, aber er weiß ganz genau, dass er für den Beitritt war und auch Mitglied bleiben will, da er entsprechende Gelder erhält. Ähnlich, wenngleich auch nicht so extrem, war es in Polen unter der rechtskatholischen PiS. Diese arbeitete sich nicht nur genüsslich an Deutschland, sondern auch an der EU ab, wollte aber die Mitgliedschaft keinesfalls aufgeben, denn es ging auch eben auch ums Geld.
Zugleich sind Ungarn und Polen aber auch zwei extremere Fälle. Gleiches gilt für separatistische Strömungen in manchen Ländern, wie Falli75 auch umrissen hatte. Diese hat es aber schon immer gegeben, egal ob es eine EWG, EU etc. gab oder nicht gab.
Denn: Insgesamt gesehen kommt die EU bei den Menschen in Europa relativ gut weg - 2024 haben v. a. jüngere Menschen (unter 25 Jahren) der EU weitläufig das Vertrauen ausgesprochen. Fast 60% sagten, sie würden der EU vertrauen; 74% sagten, sie fühlten sich als Europäer bzw. EU-Bürger. Und 69% sagten, dass die EU ein Stabilitätsgarant in einer krisengeschüttelten Welt sei. Und als wichtigsten Punkt auf der EU-Agenda nannten 33% der Befragten Sicherheit und Verteidigung, übrigens noch vor Migration (29%).
Das sind also wiederum Zahlen, auf die wir aufbauen können. Und ja, natürlich liegen - um mal klischeehaft zu sprechen - zwischen einem linksliberalen holländischen Vegetarier und einem stramm katholischen Bauern in Spanien oder Bayern politisch und gesellschaftlich Welten (wobei man den altbayerischen Liberalismus aber auch nicht unterschätzen sollte), aber solche Unterschiede sollten wir nicht reflexhaft heranziehen, um das gesamte Konstrukt EU zu hinterfragen oder gar infrage zu stellen, denn solche Verschiedenheiten gab und gibt es immer und überall (was auch gut ist), denn im Gesamtrahmen betrachtet sind die Menschen in Europa froh, dass es die EU gibt und sie identifizieren sich zunehmend als Europäer und nicht als Nationalstaatler - allen Unkenrufen und auch Schlechtmachereien von manchen nationalistischen Kräften zum Trotze.
Das bedeutet, dass wir im Grunde eine relativ gute Basis haben, auf die wir unser Europa aufbauen können. Nur dürfen wir diesen Weg nun nicht selbst uns verbauen indem wir uns manichäisch an kleinstaaterischen Klischees und Nickeligkeiten abarbeiten. Und wenn uns das gelingt, dann kann ein Europa entstehen, das uns nicht nur voranbringt, sondern das den "alten Kontinent" auch als einen vollwertiger Partner für die USA entstehen und erscheinen lässt, also das, was Washington, folgt man US-Vizepräsident Vance und seiner aktuellen Aussage, auch will.
Und dann könnte aus dem aktuellen Gegensatz - dem Nichternstnehmen, dem Lästern über die ach so lustlosen und trägen Europäer, denen man aus US-Sicht die Sicherheit ihres Hinterteils nachtragen müsse und auch die selbstgefälligen und selbstgerechten Empörungen der Europäer über den arroganten Alleingang der gegenwärtigen US-Administration - auch etwas neues sich herausbilden: Ein wirklich starkes Europa und zugleich eine starke, ernstzunehmende transatlantische Verbindung. Und wenn dieses Gespann dann entschlossen zusammenwirkt, dann könnte ihm niemand das Wasser reichen - egal welche Potentaten weltweit sich die Klinke in die Hand drücken.
Schneemann
Zitat:Und nur darum geht es in Wahrheit den meisten EU-Staaten, um Geld(!) und nicht das was man sich in den Elfenbeintürmen der Kern-EU-Staaten zusammenphantasiert.Es geht auch um Geld, aber nicht nur. Man entsinne sich, dass die Aufnahme in die EU an erhebliche Bedingungen geknüpft ist, an ein mehrere tausend Seiten umfassendes Vertragswerk. Und dieses ist nicht verhandelbar, denn Änderungen an auch nur einem Punkt bedürften der Zustimmung aller anderen Mitglieder. Und dennoch übt die EU durchaus eine gewisse Faszination aus und wollen Staaten Mitglied in diesem "elitären" Verein werden.
Und interessanterweise geht es meistens und explizit auch bei denjenigen Personen und Parteien ums Geld, die ansonsten die EU gar nicht mögen. Man denke an Ungarn und Orban, der einstmals antrat um sein Land vom Mief und der Korruption der alten kommunistischen Kader zu befreien. Und was hat er getan? Er hat ein stramm national gefärbtes Programm aufgelegt, aber zugleich sein Land in eine korrupte Vetternwirtschaft gezwungen, die den alten Kommunisten in nichts nachsteht. Und offiziell wettert er zwar gegen die "böse" EU, aber er weiß ganz genau, dass er für den Beitritt war und auch Mitglied bleiben will, da er entsprechende Gelder erhält. Ähnlich, wenngleich auch nicht so extrem, war es in Polen unter der rechtskatholischen PiS. Diese arbeitete sich nicht nur genüsslich an Deutschland, sondern auch an der EU ab, wollte aber die Mitgliedschaft keinesfalls aufgeben, denn es ging auch eben auch ums Geld.
Zugleich sind Ungarn und Polen aber auch zwei extremere Fälle. Gleiches gilt für separatistische Strömungen in manchen Ländern, wie Falli75 auch umrissen hatte. Diese hat es aber schon immer gegeben, egal ob es eine EWG, EU etc. gab oder nicht gab.
Denn: Insgesamt gesehen kommt die EU bei den Menschen in Europa relativ gut weg - 2024 haben v. a. jüngere Menschen (unter 25 Jahren) der EU weitläufig das Vertrauen ausgesprochen. Fast 60% sagten, sie würden der EU vertrauen; 74% sagten, sie fühlten sich als Europäer bzw. EU-Bürger. Und 69% sagten, dass die EU ein Stabilitätsgarant in einer krisengeschüttelten Welt sei. Und als wichtigsten Punkt auf der EU-Agenda nannten 33% der Befragten Sicherheit und Verteidigung, übrigens noch vor Migration (29%).
Das sind also wiederum Zahlen, auf die wir aufbauen können. Und ja, natürlich liegen - um mal klischeehaft zu sprechen - zwischen einem linksliberalen holländischen Vegetarier und einem stramm katholischen Bauern in Spanien oder Bayern politisch und gesellschaftlich Welten (wobei man den altbayerischen Liberalismus aber auch nicht unterschätzen sollte), aber solche Unterschiede sollten wir nicht reflexhaft heranziehen, um das gesamte Konstrukt EU zu hinterfragen oder gar infrage zu stellen, denn solche Verschiedenheiten gab und gibt es immer und überall (was auch gut ist), denn im Gesamtrahmen betrachtet sind die Menschen in Europa froh, dass es die EU gibt und sie identifizieren sich zunehmend als Europäer und nicht als Nationalstaatler - allen Unkenrufen und auch Schlechtmachereien von manchen nationalistischen Kräften zum Trotze.
Das bedeutet, dass wir im Grunde eine relativ gute Basis haben, auf die wir unser Europa aufbauen können. Nur dürfen wir diesen Weg nun nicht selbst uns verbauen indem wir uns manichäisch an kleinstaaterischen Klischees und Nickeligkeiten abarbeiten. Und wenn uns das gelingt, dann kann ein Europa entstehen, das uns nicht nur voranbringt, sondern das den "alten Kontinent" auch als einen vollwertiger Partner für die USA entstehen und erscheinen lässt, also das, was Washington, folgt man US-Vizepräsident Vance und seiner aktuellen Aussage, auch will.
Und dann könnte aus dem aktuellen Gegensatz - dem Nichternstnehmen, dem Lästern über die ach so lustlosen und trägen Europäer, denen man aus US-Sicht die Sicherheit ihres Hinterteils nachtragen müsse und auch die selbstgefälligen und selbstgerechten Empörungen der Europäer über den arroganten Alleingang der gegenwärtigen US-Administration - auch etwas neues sich herausbilden: Ein wirklich starkes Europa und zugleich eine starke, ernstzunehmende transatlantische Verbindung. Und wenn dieses Gespann dann entschlossen zusammenwirkt, dann könnte ihm niemand das Wasser reichen - egal welche Potentaten weltweit sich die Klinke in die Hand drücken.
Schneemann