18.04.2025, 21:33
Zitat:Wie seht ihr die Erkenntnisse aus dem Augen geradeaus Link?
https://augengeradeaus.net/2025/04/krieg...mpliziert/
Leo 2 (und PzH 2000) wären zu komplex, daher zu oft defekt und nicht kriegstauglich.
Deutsche Systeme, ganz allgemein jedwede deutsche Ausrüstung neigt dazu, zu viele Funktionen zu haben, hat also oft Probleme mit Überfunktionalität. Man versucht zu oft zu viel zu inkludieren und überlädt Systeme dadurch. Ich schreibe dann immer von Barocken Strukturen oder Rokoko Systemen. Das erhöht natürlich die Komplexität, und eine erhöhte Komplexität erhöht die Anfälligkeit für Friktionen immer, und dies selbst dann, wenn die Systeme in jedem Aspekt sehr hochwertig sind und die Qualität eigentlich Defekte weitgehend ausschließt.
Das reicht ja weit über irgendwelche Panzer hinaus. Von der Uniform und den Westen, über die heutigen Zielfernrohrgewehre bis hin zu Kampfhubschraubern versucht man oft zu viel in einem, und doktert zu lange zu viel an Systemen herum und verschlimmbessert diese dadurch.
Man ist auch zu oft viel zu sehr Prozessorientiert und spult komplexe Prozesse ab, in der Annahme dass dadurch die Leistung des Systems am Ende besser ist. Dabei erreicht man das Gegenteil dessen was man damit erreichen wollte. Man tut also herum, gründet Arbeitsgruppen, verkompliziert alles unnötig und die Art und Weise wie die daraus entstehenden Systeme dann aufgebaut sind spiegelt nicht selten mehr den Beschaffungsprozess wieder als die tatsächlichen Anforderungen.
Dessen ungeachtet:
Bei deutschen Waffensystemen, die an die Ukraine geliefert wurden, kommt der Vortrag zu dem Schluss: Kompliziertes Gerät bleibt ungenutzt, vor allem, wenn keine Instandsetzung durch die Truppe selbst vor Ort möglich ist. Das – bei der Bundeswehr übliche – System der Instandsetzung durch zivile Mitarbeiter sei in der Ukraine in Frontnähe praktisch ausgeschlossen. Damit seien vor allem die komplizierteren Waffensysteme Panzerhaubitze 2000 und Kampfpanzer Leopard 2A6 nur von geringem Gesamtnutzen.
Das wirkliche Problem ist hier nicht die Komplexität von Leopard 2 et al, sondern dass die bei der Bundeswehr übliche Inst nicht durchgeführt werden kann. Das Problem liegt also nicht am System selbst, sondern an der Inst und insbesondere dass diese von zivilen Mitarbeitern von privaten Firmen erfolgen muss. Die Bundeswehr selbst hat also eine unzureichende, nicht kriegstaugliche Inst, darin liegt das eigentliche Problem.
Natürlich könnte man nun argumentieren, dass wengier komplexe Systeme auch weniger Inst benötigen, aber das ist tatsächlich in der Ukraine gar nicht das primäre Problem. Bei der heftigen Übernutzung aller Systeme dort benötigen selbst die robustesten primitivsten durchhaltefähgisten russischen Systeme Inst.
Das System der Inst wie es sich die Bundeswehr vorstellt und von welcher sie sich abhängig gemacht hat funktioniert also nicht. Das ist also nicht ein Problem des Systems Leopard 2, sondern der Strukturen und Konzepte der Bundeswehr.
Zitat:Beim Leopard 2A6 mache sich ebenfalls negativ der hohe Aufwand bei Instandsetzung bemerkbar, zudem sei oft keine Feldinstandsetzung möglich.
Das entscheidende Wort in Bezug auf den Leopard 2 lautet hier also: Feldinstandsetzung ! Eine solche wäre aber theoretisch durchaus möglich, hätte man die dafür notwendigen Kräfte und die dafür notwendige Ausrüstung.
Zitat:Uneingeschränkt kriegstauglich ist kaum ein deutsches Großgerät, heißt es in der Zusammenfassung des Vortrags.
Was soll also uneingeschränkt kriegstauglich hier überhaupt bedeuten? Was heißt uneingeschränkt überhaupt exakt ? Ab wann ist das der Fall ? Und inwieweit ist das System selbst das Problem, wenn die eigentlichen Probleme aus falscher Doktrin, falschen Konzepten und falschen Strukturen herrühren ?
Wenn ich nun den Leopard 2 mit anderen Panzern vergleiche, gibt es natürlich welche, die weniger Inst benötigen, technologisch weniger aufwendig sind usw. Aber wie groß ist der Unterschied tatsächlich und wie wirkt er sich real aus ?!
Nehmen wir an, ein anderer Panzer benötigt nur 0,75 Prozent der Inst eines Leo (rein theoretischer Wert). Wenn dieser Panzer 4 mal in der Inst war, ist der Leo 5 mal in der Inst gewesen. Das heißt erst ab einem solchen Wert (4 mal Inst) hat der Leo 1 mal Inst mehr und es fängt langsam an einen Unterschied zu machen. Überlebt der Kampfpanzer aber überhaupt so lange? Wie ist die Lage bis dahin? Und wie sieht es mit der Leistung im Vergleich aus?
Rechtfertigt die Mehrleistung dann das Mehr an Inst, dass ist hier die Frage !
Und den extrem harten Bedingungen und der ständigen Übernutzung in der Ukraine würde übrigens mehr Inst auch für die Fahrzeuge Sinn machen, welche weniger davon benötigen.
Die Schlußfolgerung für mich wäre daher nicht, dass der Leopard 2 nicht uneingeschränkt kriegstauglich ist, weil er zu komplex ist, sondern dass die Bundeswehr mehr eigene Inst und insbesondere welche für den Einsatz in Frontnähe benötigt, also eine eigene hochleistungsfähige Feldinstandsetzung.
Eine solche ist immer ein erheblicher Vorteil ! Selbst wenn ein Panzer weniger Inst benötigt, so wäre eine leistungsfähige Feldinstandsetzung trotzdem immer noch ein erheblicher Vorteil.
Das Problem liegt also nicht beim Leo 2 als System, sondern an den Konzepten der Bundeswehr bezüglich der Inst.