Euro, die EU-Währung
Ich hole mal den Thread von der Kellertreppe, weil es - nach 10 Jahren - aktuelle Entwicklungen zur damaligen prognostizierenden Fragestellung gibt.
Die Berliner Morgenpost beschreibt aktuell, dass der US-Dollar politisch gewollt "im freien Fall" ist und damit seinen Status als "Weltleitwährung" verliert.
Zitat:...Der US-Präsident wolle erreichen, „dass der Dollarkurs fällt“, sagt Ökonomin Philippa Sigl-Glöckner vom SPD-nahen Dezernat Zukunft. Die Absicht dahinter: Wenn die Währung billiger wird, sinken die Preise von US-Produkten etwa im Vergleich zum Euro, sie verkaufen sich dann leichter.

Gleichzeitig postuliert Steve Miran, der ökonomische Chefberater des Präsidenten, Ausländer sollten zusätzliche Nutzungsgebühren für die US-Leit- und Reservewährung entrichten. „Die US-Regierung tut gerade alles dafür, den Status des Dollar zu beschädigen“, sagt Jens Südekum, Wirtschaftsprofessor der Universität Düsseldorf. „Im Finanzmarkt verbreiten sich Zweifel, kürzlich kam es zu einer regelrechten Kapitalflucht aus dem Dollar.“
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Sollte nun der Dollar weiter an Bedeutung verlieren und andere Währungen, etwa der Euro und der chinesische Renminbi, wichtiger werden, müsse das jedoch nicht von Nachteil sein, meint Südekum. „Wenn mehrere Währungen den Status von Reservewährungen haben, ist das eher positiv.“
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Allerdings sieht man die Rolle des Euro als "Reservewährung" noch unter Vorbehalt:
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Heute, darüber sind sich viele Fachleute einig, ist der Markt attraktiver europäischer Anleihen zu klein, um die großen Kapitalmengen aufzunehmen, die möglicherweise Alternativen zum Dollar suchen. Eine gemeinsame europäische Verschuldung existiert erst in Ansätzen, weil unter anderem die deutsche Regierung die Ausgabe solcher Papiere erschwert. So wird der größere Teil der Anleihen von den einzelnen Mitgliedstaaten herausgeben.
Und es herrschen Zweifel, ob die Europäische Zentralbank sie im Notfall ausreichend absichert. „Es fehlt an ausfallsicheren Staatsanleihen in Euro“, sagt Philippa Sigl-Glöckner. Jens Südekum sieht das ähnlich: „Wenn wir die Rolle des Euro stärken wollen, geht das nicht ohne Eurobonds.“
Nun kann man durchaus darüber streiten, ob es wünschenswert ist, den Euro als Reservewährung zu stärken. Ohne groß zu hinterfragen wird dabei die Überschuldung der USA als Negativbeispiel heran gezogen.

Aber tatsächlich ist auch festzustellen:
Jeder kleine Handwerksmeister weiß, dass eine kreditfinanzierte Investition, die mehr erwirtschaftet als der Kredit kostet, eine gute Investition ist. Das gilt genauso auch auf volkswirtschaftlicher Ebene.
Große Infrastrukturprojekte - um ein Beispiel zu nennen - erwirtschaften auch Rendite. Damit denke ich nicht nur an offensichtliche Dinge wie eine betriebswirtschaftliche "Maut" - sondern beispielhaft an die Reduzierung von Kosten durch pünktliche und schnellere Lieferungen, die volkswirtschaftlich gesehen zu Gewinnen führen.
Mit zunehmender Verzahnung unserer europäischen Volkswirtschaften (Stichwort: komperativer Kostenvorteil) wird auch der (Daten-)Austausch auf europäischer Ebene immer wichtiger. Das verlangt gewaltige Investitionen in die Infrastruktur (einige Beispiele: BrennerBasisTunnel mit Zubringerstrecken, Stromtrassen von Nord nach Süd von Dänemark (Windstrom) über Deutschland bis Österreich (Wasserkraft) und Italien und Kroatien (Solar) usw.). Solche Investitionen sollten sinnvoller Weise auch aufgrund des übernationalen Nutzens auch gemeinsam und nicht nur von einzelnen Nationalstaaten gestemmt werden.
Und für diese Finanzierung dann auch "Eurobonds" aufzulegen, halte ich nicht nur für vertretbar, sondern für angebracht. Die an den Maßnahmen beteiligten Staaten können mit gemeinsamen Staatsanleihen einen Anfang machen. Beim "Transit" über die Alpen also etwa Deutschland, Österreich und Italien mit gemeinsamen Schuldverschreibungen. Wenn dann später die EU nicht nur Förderungen übernimmt, sondern auch die Finanzierung stemmt, und dann die rechtlichen Grundlagen für Eurobonds geschaffen werden - für die dann alle europäischen Staaten gemeinsam haften - ist das Thema "Euro als weltweite Reservewährung" gelutscht.
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