Gestern, 15:29
(10.04.2025, 23:05)muck schrieb: Trump tritt schon seit über dreißig Jahren vehement für Zölle ein, insofern ist die ideologische Überzeugung vorhanden, selbst wenn er sich zeitgleich an seiner Politik bereichern sollte. Vordergründig hat er sogar in Teilbereichen Recht; einige Staaten stellen US-Importe schlechter als umgekehrt. Aber seine Betrachtungsweise ist, dem Niveau des Betrügers Navarro angemessen, unglaublich simplifizierend. Er berücksichtigt in seiner Darstellung nur die Handelsbilanz für Industrieprodukte. Rechnet man auch Dienstleistungen ein, kann von einem Übers-Ohr-Hauen keine Rede mehr sein.inzwischen zeigen sich die dramatischen Folgen der Zollhürden - auch auf dem US-Arbeitsmarkt:
Zitat:Trump-ZölleDie Zölle verteuern nicht nur die Importierte Ware für die US-Verbraucher. Bisher konnten sich die US-Verbraucher mit den günstigen Einkaufspreisen auch anderes leisten - Dienstleistungen etwa, ein neues Auto aus US-Fertigung (jetzt gibt es dafür Gebrauchtwagen), oder das eigene Haus; die günstigen Importe waren also auch ein Konjunkturantreiber für andere US-Produkte.
Container-Krise in Kalifornien: Wenn am Hafen von Los Angeles plötzlich Stille herrscht
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Trucker, Spediteure und Lagerarbeiter bangen um ihre Existenz. Mit Blick auf die größte Handelsdrehscheibe der USA wird schnell deutlich: Diese Krise trifft nicht nur Kalifornien, sondern könnte die ganze Wirtschaft erschüttern.
Der Hafen von Los Angeles – einst ein pulsierender Knotenpunkt des Welthandels – steht derzeit erschreckend still. Container bleiben aus, Schiffe stornieren ihre Anläufe, Arbeiter bangen um ihre Jobs. Was sich derzeit in Long Beach und San Pedro abspielt, ist mehr als nur eine lokale Krise. Experten sprechen von einem Frühwarnsignal für eine mögliche wirtschaftliche Erschütterung, die bald ganz Amerika treffen könnte.
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"Die Importeure haben Anfang des Jahres ihre Lager gefüllt, um den Zöllen zuvorzukommen", sagt Gene Seroka, Direktor des Hafens von Los Angeles, wie "Newsweek" berichtet. Doch dieser Puffer sei laut Seroka bald aufgebraucht. "In fünf bis sieben Wochen werden wir weniger Auswahl in Geschäften und höhere Preise sehen."
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Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind bereits heute deutlich spürbar. Mehr als 60 Schiffsladungen wurden allein im Mai gestrichen, was einem Minus von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das bedeutet weniger Arbeit für die rund 10.000 Hafenarbeiter, Trucker und Lagerarbeiter, die direkt vom Containerumschlag leben.
"Unsere Leute stehen vor einem drastischen Rückgang der Arbeitsstunden", sagte Gewerkschaftschef Danny Vilicich gegenüber dem US-Sender "ABC7". Auch Gary Herrera von der Dockarbeitergewerkschaft ILWU Local 13 warnt: "Einige unserer Mitglieder bekommen nicht mehr ihre 40 Stunden – Jobverluste sind wahrscheinlich."
Einer Studie zufolge würde ein Rückgang des Frachtaufkommens in den Häfen von Los Angeles und Long Beach um nur ein Prozent 2.769 Arbeitsplätze vernichten und bis zu 4.000 weitere gefährden. Besonders dramatisch ist die Lage auch für die selbstständigen Trucker, die pro Lieferung bezahlt werden. Wenn keine Container ankommen, gibt es für sie auch kein Einkommen. Eine existenzielle Bedrohung für viele.
"Wenn keine Ladung kommt, gibt es kein Geld. Und wir spüren schon jetzt, dass es schlimmer wird", berichtet eine betroffene Truckerin und Dreifach-Mutter gegenüber der "Los Angeles Times".
Auch ein Speditionsunternehmer der Firma Ocean Rail Logistics schlägt Alarm. Er transportiert normalerweise 50 Container pro Woche – aktuell sind es nur noch zehn bis 15. Eine gefährliche Entwicklung, denn: "Wir haben Fixkosten wie Versicherungen. Ohne Aufträge verlieren wir Geld."
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Die wirtschaftlichen Auswirkungen sind bereits heute deutlich spürbar. Mehr als 60 Schiffsladungen wurden allein im Mai gestrichen, was einem Minus von 35 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Das bedeutet weniger Arbeit für die rund 10.000 Hafenarbeiter, Trucker und Lagerarbeiter, die direkt vom Containerumschlag leben.
"Unsere Leute stehen vor einem drastischen Rückgang der Arbeitsstunden", sagte Gewerkschaftschef Danny Vilicich gegenüber dem US-Sender "ABC7". Auch Gary Herrera von der Dockarbeitergewerkschaft ILWU Local 13 warnt: "Einige unserer Mitglieder bekommen nicht mehr ihre 40 Stunden – Jobverluste sind wahrscheinlich."
Einer Studie zufolge würde ein Rückgang des Frachtaufkommens in den Häfen von Los Angeles und Long Beach um nur ein Prozent 2.769 Arbeitsplätze vernichten und bis zu 4.000 weitere gefährden. Besonders dramatisch ist die Lage auch für die selbstständigen Trucker, die pro Lieferung bezahlt werden. Wenn keine Container ankommen, gibt es für sie auch kein Einkommen. Eine existenzielle Bedrohung für viele.
"Wenn keine Ladung kommt, gibt es kein Geld. Und wir spüren schon jetzt, dass es schlimmer wird", berichtet eine betroffene Truckerin und Dreifach-Mutter gegenüber der "Los Angeles Times".
Auch ein Speditionsunternehmer der Firma Ocean Rail Logistics schlägt Alarm. Er transportiert normalerweise 50 Container pro Woche – aktuell sind es nur noch zehn bis 15. Eine gefährliche Entwicklung, denn: "Wir haben Fixkosten wie Versicherungen. Ohne Aufträge verlieren wir Geld."
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Diese "Streuung der Nachfrage" fällt nun weg.
Was jetzt für nötige Importe mehr ausgegeben werden muss, kann nicht an anderer Stelle für anderes ausgegeben werden. Das ist dramatisch - vor allem, weil es jetzt schon mindestens 6 Monate dauern würde, diesen Einbruch wieder auszugleichen, wenn die Zölle sofort wieder gesenkt werden.
Klar, ein Handelsbilanzdefizit führt dazu, dass mehr $ ins Ausland fließen als selbst eingenommen werden, wenn man - wie das für eine Leitwährung nunmal so üblich ist - die In- und Exporte mit der gleichen Währung verrechnet. Aber wer mehr $ verdient als er selbst für Einkäufe ausgibt, kann den $-Überschuss anlegen - daher kommt es, dass die USA sich problemlos verschulden konnten. Und das so in $-Staatsanleihen geflossene Geld wurde dann wieder von den USA ausgegeben, u.a. auch für hohe Rüstungseinkäufe. Mit dem System haben die USA über Jahrzehnte hin gut gelebt. Damit geht es zu Ende.
Die Berliner Morgenpost beschreibt aktuell, dass der US-Dollar politisch gewollt "im freien Fall" ist und damit seinen Status als "Weltleitwährung" verliert. Darauf habe ich ja auch schon vor längerer Zeit hingewiesen (#3.496 vom 14.04.2025, 19:31).
Und die aus dem Handelsbilanzdefizit abgeleitete Begründung für die US-Zölle ist nicht nur volkswirtschaftlicher Nonsens, sondern auch skurril. Das ist so, wie wenn ein Familienvater mit seiner Kreditkarte die ganze Straße entlang läuft und feste einkauft - und dann die Geschäftsinhaber dafür verantwortlich macht, dass er mehr einkauft als er selbst verkaufen kann, also ein Handelsbilanzdefizit hat.