Gestern, 17:40
(Gestern, 14:13)Quintus Fabius schrieb: Inwiefern würde eine technologische Parität des Feindes die grundlegenden Prinzipien hier aushebeln ?
Was verstehst du denn in dem Zusammenhang unter "grundlegende Prinzipien"? Eine Reduzierung der technologischen Leistungsunterschiede erhöht meiner Ansicht nach die Notwendigkeit einer missionsrelevanten Leistungsoptimierung, und die besteht in meinen Augen aufgrund aller Faktoren nicht aus größeren, bomberähnlichen und für den Luft-Boden-Einsatz besonders tauglichen Maschinen. Das liegt vor allem daran, dass für mich die Kombination aus Signatur und Manövrierfähigkeit (neben den passiven und aktiven Schutzmaßnahmen) gerade bei einer ähnlichen offensiven Leistungsfähigkeit wesentliche Faktoren für die Überlebenswahrscheinlichkeit darstellen, und die letztlich über die Erfolgswahrscheinlichkeit bestimmt. Die Zahl der FK beispielsweise kann durchaus auch durch reine FK-Träger erhöht werden, deren Dislozierung im Verbund sogar ein Vorteil gegen eine Massierung an einem Punkt darstellen kann. Kurz gesagt, ein modernes Jagdflugzeug muss nur so groß sein, dass es grundsätzlich allein Einsatz- und Überlebensfähig ist. Quantitative Aspekte müssen über den Verbund abgebildet werden. Dazu können dann im übrigen auch Luft-Boden-Fähigkeiten gehören.
Zitat:Was konkret meinst du hier mit Dominanzprinzip. Welche Leistungslücken sollen hier entstehen?
Die Erfolgswahrscheinlichkeiten im direkten Duell steigen im Vergleich zu den Leistungsunterschieden überproportional, weshalb bei letzteren eine Optimierung sich umso stärker auswirkt. Aus dem Grund habe ich so meine Probleme mit Mehrzweckkampfflugzeugen, auch wenn ich eigentlich ein Freund von Generalisten bin.
(Gestern, 14:31)Broensen schrieb: Mehrzweck ist immer Kompromiss. Aber bspw. beim EF ist man den Kompromiss gegangen, dass man dem Jäger auch die Luft-Boden-Rolle zugewiesen hat. Und ich würde erwarten, dass man bei einer (nicht durch internationale Kooperationen beeinflussten) Nachfolgeentwicklung deutlich mehr Ansätze eines mittleren Bombers verfolgen würde.
Beim Eurofighter musste man den Kompromiss eingehen, weil alle Entwicklungsprogramme für einen Jagdbomber aus finanziellen Gründen eingestellt werden mussten. Wäre der Kalte Krieg nicht zu Ende gegangen, wir hätten jetzt keinen Mehrzweck-Eurofighter. Und wer ist dieses "man", wenn du gleichzeitig die internationalen Kooperationen ausklammerst? Wenn wir beispielsweise von Großbritannien oder Deutschland sprechen, in beiden Fällen müssten die Versäumnisse der letzten Jahrzehnte eigentlich zu zwei Programmen führen, und gerade dann wäre der Jäger kein mittlerer Bomber (auch kein leichter, ich gehe davon aus, dass du eher so etwas meinst). Bei einem einzigen Programm muss der Kompromiss gesucht werden, aus dem Grund stehen aber die Netzwerkfähigkeiten und Begleitdrohnen aktuell so im Fokus - dadurch lässt sich ein gut optimierter Jäger sinnvoll um Angriffsfähigkeiten erweitern, ohne seine Auslegung zu sehr zu deformieren.
Zitat:Das stimmt. Und dann muss man sich eben fragen, ob "unser Feind" uns das erlaubt. Aktuell scheint es mir so.
Die Laufzeiten entsprechender Programme betragen aber Jahrzehnte, was jetzt geplant wird muss auch 2070 noch wirkungsvoll sein. Wir dürfen nicht den Status Quo betrachten, sondern müssen mögliche Entwicklungen vorhersehen. "Unser Feind" könnte jemand anderes sein, und da braut sich einiges zusammen. Davon abgesehen lohnt es sich hier im Strang nicht, nur eine Deutsche oder Europäische Sichtweise zu betrachten.
Zitat:Denn wir sprechen immer über Mehrzweck-Kampflugzeuge, nicht über Spezialisten. Es geht also nur um die Schwerpunktsetzung dabei. Und da erlauben weitreichendere Waffen eben eine Verschiebung des Fokus von den Flugleistungen hin zu den Tragleistungen.
Wie zuvor auch, nein. Nur der Feind erlaubt uns derartige Fehlentwicklungen, oder eben nicht. Ich gehe von letzteres aus.