04.08.2003, 19:32
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Zitat:Mehr Truppen für Afghanistan
Bundeswehr-Kontingent soll um 1000 Mann aufgestockt werden
Berlin - Offenbar will die Bundesregierung mehr Bundeswehrsoldaten nach Afghanistan schicken. Das Kontingent soll um 800 bis 1000 Soldaten verstärkt werden. Auch die Ausdehnung des Einsatzes auf die Provinzen ist wieder im Gespräch. Die Rede ist von Dschalalabad, 120 Kilometer östlich von Kabul. Die Bundeswehr warnt vor damit verbundenen Risiken.
Das Kanzleramt erwägt nach Informationen von "Spiegel" und "Focus" eine Weiterentwicklung des bisherigen Konzepts der "Regionalen Wiederaufbauteams". Bis zu 350 Soldaten, davon rund 200 deutsche, sollen als Bestandteil einer solchen Truppe in die Provinz entsendet werden, um dort unter anderem Sicherung- und Patrouillenaufgaben zu erfüllen.
Im Juni war ein Erkundungsteam unter Leitung des Drei-Sterne-Generals Friedrich Riechmann in Afghanistan gewesen. Die Regierung will erst nach Auswertung des offiziellen Berichts dieses Teams beschließen, ob es zu einem verstärkten Engagement der Bundeswehr kommen wird, sagte ein Regierungssprecher gestern. Die Sicherheit der Soldaten habe oberste Priorität. Mit einer Entscheidung wird im September gerechnet.
Die Bundeswehrführung hat offenbar Bedenken gegen eine Ausweitung der deutschen Militärpräsenz in entlegene Gebiete Afghanistans. General Riechmann rät von den geprüften Standorten Herat und Ghazni ab, so der "Spiegel". Ghazni sei zu gefährlich. "Rest-Taliban und Rest-Al-Kaida, organisierte Kriminalität, Drogenbarone sowie einige Warlords stellen eine täglich präsente Bedrohung dar", heißt es in einem internen Papier Riechmanns. Wegen der Sicherheitslage sei Ghazni gar nicht weiter untersucht worden, da dort die Deutschen zum "vorrangigen terroristischen Anschlagsziel" werden könnten. Vor einer Stationierung der Bundeswehr in Herat warnen die Militärs, weil der lokale Gouverneur Ismail Khan die Militärpräsenz als "Herausforderung" ansehen könnte. Im Konfliktfall brächte der 600 Kilometer große "Spreizschritt" von Kabul nach Herat darüber hinaus einen "hohen Zeitbedarf für die militärische Notfallunterstützung" mit sich. Einzig die Stadt Charikar rund 50 Kilometer nördlich von Kabul erscheint Riechmann als geeignet. Der Einsatz einer gemischten Truppe aus deutschem Militär und Entwicklungshelfern dort könne die "Sicherheitslage Kabuls deutlich verbessern". Die Mission in Charikar wäre "wegen der relativ kurzen Fahrzeit" eventuell auch von Kabul aus zu erledigen, heißt es in Riechmanns Bericht weiter.
Der "Focus" berichtet allerdings von einem weiteren "noch geheimen Plan" der Bundesregierung, wonach die Bundeswehr ihr Afghanistan-Kontingent um 800 bis 1000 Soldaten verstärken soll. Dies entspreche der Absicht der Vereinten Nationen, das Mandat der ISAF-Schutztruppe mit NATO-Kräften auf die Provinzen auszudehnen. In diesem Zusammenhang wird auch die Provinzhauptstadt Dschalalabad als möglicher Stationierungsort für deutsche Soldaten genannt. HA
erschienen am 4. Aug 2003 in Politik