16.07.2004, 15:50
Zitat:Ich bezweifle, dass die derzeit verfügbaren Fregatten als Geleitschutz für die Handelsschiffe, die Deutschland mit Rohstoffen beliefern, auch nur annähernd ausreichen würden, wenn der Gegner eine vergleichbar große Volkswirtschaft hätte (oder mehrere, die zusammen so groß sind wie der deutsche und deren verbündete).Kann es sein, dass du davon ausgehst, dass Deutschland im Fall der Landesverteidigung allein da steht?? Deutschland ist Exportstaat und in dieser Hinsicht ist die Marine natürlich völlig inadequat, um auch nur ein Zehntel der Seewege zu schützen, die nötig wären, um diesen Status im Verteidigungsfall aufrechtzuerhalten. Darüber bin ich mir völlig im klaren. Aber wenn du meinen Post richtig gelesen hättest, bin ich von diesem Fall nicht ausgegangen, da er schlichtweg absurd ist. Ich spreche von der Landesverteidigung innerhalb von Nato-Strukturen, wo die deutschen maritimen Verteidigungsstrukturen immer noch im Verbund mit anderen Nato-Streitkräften operieren.
Geht man davon aus, dass die Hauptaufgabe der deutschen Streitkräfte nach wie vor die Landesverteidigung ist (und das ist nunml grundgesetzlicher Auftrag), ist die Marine im Falle eines echten Krieges deutlich zu klein, da sie nicht Deutschlands lebenswichtige Versorgungslinien beschützen könnte.
Man kann über die Nato und deren Effizienz, Harmonie etc nun sagen, was man will, aber eine deutsche Marine, die darauf ausgelegt wäre, ALLEIN deutsche Interessen, gemessen an unserer derzeitigen Export-und Importabhängigkeit, im V-Fall durchzusetzen, ist heutzutage schlicht und einfach nicht mal ansatzweise zu finanzieren, dann müssten wir uns an der japanischen Marine und deren Umfang orientieren, denn die stecken teilweise in exakt dieser Situation. Eine autarke deutsche Marine ist unrealistisch und wurde in der Nachkriegszeit (selbst im Kalten Krieg, als die Bedrohung wesentlich akuter als heute war) niemals auch nur angestrebt.
Man wird beobachten, wie sich die Prioritäten verschieben. Bis in die neunziger Jahre hinein war für die deutsche Marine das Hauptoperationsgebiet für den V-Fall die Nord-und Ostsee, und daran muss man die Strukturen messen.
Die Interventionsfähigkeit ist eine andere Geschichte, und da fehlt es der Marine viel mehr an Kapazitäten, insbesondere was die Seeverlegefähigkeit angeht, aber das ist ja kein Geheimnis. Auch sonstige amphibische Fähigkeiten, die darauf abzielen, Truppen vor Ort zu unterstützen, solange es keine ausreichenden logistischen Strukturen an Land gibt, wären vielleicht wünschenswert, aber vermutlich nicht bezahlbar (das ginge ja dann in Richtung Wasp/Tarawa-Konzepte der USA).
Wie Django schon gesagt hat, ist vor allem die Interoperabilität kurzfristig das wesentlichste Erfordernis, wo die deutsche Marine immer noch aufholen muss.