14.10.2004, 17:02
Russland nach Hundert Jahren wieder auf dem Weltgetreidemarkt
Da hat sich Russland schnell erholt kann mich noch gut an Getreidehilfslieferungen 1988/89 in die UdSSR erinnern:daumen:
Zitat:MOSKAU, (Wassili Subkow, Wirtschaftsbeobachter der RIA Nowosti). In diesem Jahr hat Russland 76 Millionen Tonnen Getreide und somit fast dreimal so viel wie vor sechs Jahren geerntet. Jede siebente Tonne davon soll exportiert werden. Schon in diesem Jahr hat Russland gemeinsam mit der Ukraine und Kasachstan elf Prozent des Weltweizenmarktes in der Hand. Zum Vergleich: Der Anteil der USA an den weltweiten Weizenexporten beträgt 25 Prozent.Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.rian.ru/rian/index.cfm?pr...0-14&do_alert=0">http://de.rian.ru/rian/index.cfm?pr...0-14&do_alert=0</a><!-- m -->
Die amerikanischen Farmer und ihre Kollegen aus Kanada, Australien, Europa und anderen Staaten spüren schon den Atem der Konkurrenten aus den unendlich großen eurasischen Weiten im Nacken. Am Weltmarkt gibt es zwar noch keine Panik, aber der Anteil dieser drei größten Staaten aus dem postsowjetischen Raum kann in acht bis zehn Jahren auf 20 Prozent steigen, sollte das jetzige Wachstumstempo der Getreideproduktion erhalten bleiben. Auf diese Art und Weise kann Russland nach Hundert Jahren seinen Ruf als "Hauptkornkammer Europas" zurückgewinnen.
Und das, obwohl der Ernteertrag in Russland lediglich knapp zwei Tonnen pro Hektar beträgt, wobei das rauhe Klima Sibiriens, des Südural und eines großen Teils der Wolga-Region den Ackerbau unberechenbar und die Getreideproduktion zu einem Risikogeschäft machen. Russlands Landwirtschaftsminister Alexej Gordejew ist überzeugt: Bei entsprechender Unterstützung durch den Staat kann der Agrarsektor jährlich bis zu 120 Millionen Tonnen Konsumgetreide produzieren und bis zu 20 Millionen Tonnen exportieren. Dafür, dass die Entwicklung dieser Branche nützlich ist, spricht auch der Umstand, dass 75 Prozent der Gewinne der russischen Landwirtschaft auf die Getreideproduktion entfallen. Während die Rentabilität der Geflügelproduktion bei 18 bis 20 Prozent, die der Rind- und Schweinefleischproduktion bei 36 bzw. 31. Prozent liegt, beträgt die Rentabilität des Getreideanbaus über 112 Prozent.
Die Argumente des Ministers - fruchtbare und billige Böden, erfahrene Bauern, Marktwirtschaft in Verbindung mit Landmaschinen und Technologien - klingen überzeugend. Hinzu kommt, dass das russische Getreide wegen bzw. dank dem Mangel an Mineraldüngern wenig chemische Stoffe enthält und am "reinsten" in Europa ist. Gordejew zufolge kann das russische Getreide mit Recht zu den Öko-Produkten gezählt werden, die in Europa so teuer sind.
Die hohen Getreidepreise in der Welt infolge der ständig wachsenden Nachfrage, die die Reserven der führenden Landwirtschaftsproduzenten in den letzten Jahren um bis zu 30 Prozent sinken ließ, sieht der russische Landwirtschaftsminister als einen guten Anreiz für die russischen Agrarier. Wachsende Exporte stärken die derzeit in Reform befindliche russische Agrarwirtschaft, die in den zurückliegenden fünf Jahren durchschnittlich um 4,8 Prozent im Jahr zunahm. Davor hatte es innerhalb von acht Jahren eine Schrumpfung um durchschnittlich 5,5 Prozent im Jahr gegeben. Heute beträgt der Anteil der Landwirtschaft am russischen Bruttoinlandsprodukt sechs bis sieben Prozent (gegenüber zwölf Prozent in den USA). Diese Zahl würde zweifelsohne steigen, wenn die Regierung demnächst eine langfristige Agrar-Strategie beschließen würde, sagt der Minister überzeugt.
"In Russland muss es eine härtere und adäquatere Regulierung der Nahrungsmittelimporte um so mehr geben, als diese Importe durch Subventionen gestützt und häufig qualitativ minderwertig sind. Man muss aufhören, aus Russland eine Nahrungsmittel-Müllkippe zu machen", sagte Gordejew in einem Gespräch mit RIA Nowosti. Er stimmte der Einführung von phytosanitären Rechtsnormen zu, die unlauteren Lebensmittelexporteuren einen Riegel vorschieben sollen.
Es sei gesagt, dass sich die russische Agrarwirtschaft nicht nur dank dem Getreide entwickelt. Beträchtliche Erfolge hat auch die Geflügelzucht aufzuweisen. In den nächsten fünf bis sechs Jahren soll sich der Anteil des ausländischen Geflügelfleisches auf dem russischen Markt halbieren und 20% ausmachen. Dann wird sich Russland erfreulicherweise von seinem Titel als größter Geflügelfleischimporteur verabschieden können. Der Binnenmarkt des Geflügelfleisches kann zu diesem Zeitpunkt auf 3 bis 3,5 Millionen Tonnen (gegenüber einer Million Tonnen 2003) anwachsen. Der Erfolg dieses Programms ist durch das Erscheinen großer in- und ausländischer Agrarfirmen, den Zustrom erheblicher Investitionen und die neusten Technologien garantiert.
Gleichzeitig sind aber die Erfolge der Fleischproduktion noch gering. Der Fleischkonsum in Russland hat immer noch nicht den Stand von 1991 erreicht. Aber auch hier zeichnen sich bereits positive Wandlungen ab: Der Rinder- und Schweinebestand wird durch besonders produktives Vieh ersetzt. Modernisiert wurden die Milch- und die Fleischverarbeitungsbranche. So reagierten die Großunternehmen auf die Erhöhung der Kaufkraft der Bevölkerung. Der Handel mit Nahrungsmitteln hat mit 47 Prozent den größten Anteil am russischen Einzelhandelsmarkt (2003 - 146 Milliarden Dollar) und soll in den nächsten fünf Jahren jährlich um zwölf Prozent zunehmen. Der russische Einzelhandelsmarkt bleibt zwar noch weit hinter dem amerikanischen ( 2 500 Milliarden) zurück, nähert sich aber dem deutschen (360 Milliarden) an und überholte bereits den spanischen.
Alexej Gordejew darf stolz sein: Seit den letzten hundert Jahren ist er nämlich der erste russische Landwirtschaftsminister, unter dem die Landwirtschaftsproduktion eine Wiedergeburt erlebt. Wie er selber sagt: "Es gibt nichts Beschämenderes, als mit ausgestreckter Hand durch die Welt zu ziehen".
Da hat sich Russland schnell erholt kann mich noch gut an Getreidehilfslieferungen 1988/89 in die UdSSR erinnern:daumen: