Europäische Union
Kann ich durchaus nachvollziehen. Nur ergeben sich daraus unschöne Perspektiven bzw. einige Dinge kommen so auch nicht hin. Stichwort Währungsunion: Was heißt Schönwetterprojekt? Die Währungsunion ist doch heute schließlich da! Insofern eher ein Beispiel dafür, dass tatsächlich auch mal etwas nicht nur visioniert wird, sondern auch eine Umsetzung erfolgt. Jetzt können sich gut und gerne Kritiker der Währungsunion melden, aber ich betrachte das ganze vom staatlich-steuernden Aspekt her als gelungen, bei solchen Aspekten wie dem "Teuro" darf man sich bei der freien Wirtschaft bedanken. Die Probleme um den Stabilitätspakt werden IMO auch großgeredet, derzeit ist der Euro weiter denn je davon entfernt, eine weiche Währung zu sein, das Gegenteil ist bekanntlich das Problem.

Ansonsten wie gesagt Zustimmung, vor allem in Bezug auf solche Thesen wie "erst wenn es schmerzt, werden Reformen funktionieren" (Ausnahmen bestätigen die Regel). Das ist auf EU-Ebene sicher nicht anders als bei nationalen Problemen (Stichwort Arbeitslosigkeit, und wir sind noch ein Stück von der Schmerzgrenze entfernt, aber das nur nebenbei). Jedoch gilt es hier, auf dem feinen Grad zwischen Gelingen und Verderben zu balancieren und eben das meinte ich, wenn ich die Osterweiterung kritsiere. Wenn wir Pech haben, dann wurde dieser Grat schon überschritten. Nur merkt man das bei solch großen transnationalen Projekten eben nicht so schnell. Schon bei einem nationalen Problem wie der Wiedervereinigung wurden die Fehler, die ganz eindeutig gemacht wurden, von der Allgemeinheit erst Jahre später einigermaßen erfasst. Wie soll das bei etwas wie der EU ablaufen, wo die meisten Prozesse für Klaus Mustermann noch nicht mal erfassbar sind?!

Klar ist ein zu niedriger Problemlösungsdruck schlecht, nur zuviel Druck sorgt für das Bersten des ganzen, und das muss wie gesagt kein Prozess sein, der von heute auf morgen abläuft. Sicher, wenn es um Alternativen geht, bin ich auch ratlos. Ohne die Osterweiterung 2004 wäre eben gar kein Druck dagewesen, siehe die Stimmverteilung in der EU, ein Problem, das nichtsdestotrotz faktisch bis heute nicht gelöst ist.

Ein Schelm, wer böses dabei denkt: eigentlich kann man der jetzigen EU fast schon den Untergang wünschen, als überzeugter Europäer, denn sonst bewegt sich ja nichts mehr. In dieser Hinsicht finde ich einige Überlegungen interessant, wie sie derzeit schon inoffiziell die Runde machen für den Fall eines "Non" bei den Franzosen. Das geht dann in Richtung engerer deutsch-französischer Integration anstatt einer "großeuropäischen" Lösung. Ich persönlich fände solche Denkrichtungen zumindest wesentlich charmanter, denn es reduziert m.E. den Kreis der Probleme und die greifbaren Vorteile sind auch ersichtlicher.
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