09.05.2005, 08:38
Zitat:Thomas Wach posteteNein tut er nicht. Mit steigendem Grad an Wissen um die Taten des damals herrschenden Systems stiegt die Verantwortung und die Legitimation von Aktionen gegen das Regime. Ein Nazigeneral ist damit also nie "entlastet" - Er wusste, oder hätte wissen müssen, was vor sich ging und unternahm nichts.
@ Wolf
...Aber allein der Ansatz deiner Argumentation läßt mich erschaudern, da man mit solchem "alten Denken" wunderbar jeden Mauerschützen, jeden Nazigeneral unbestraft hätte ziehen lassen müssen: es gälte ja die Souveränität des Staates, die Legalität der Aktion allein durch staatliche Legitimation.
Mauerschützen ... ? Schwerst O.T.
Das war schon üble Oberstufenpolitikstundenpolemik...
Zitat:Thomas Wach postete...jegliche Aktion des Staates als Willen von "den da oben" genügend legitimierte. Aber genau das hatte doch HItler und die Nazis so gut auszunutzen gewußt.Entweder willst du, dass die Befehle eines Staates, egal ob damals oder heute befolgt werden und NUR wenn der Einzelne tatsächlich Zeuge von Verbrechen wird, die dem damaligen oder heutigem Grundsatz stark widersprechen, darf er sagen: "Für mich ist hier Schluss" - Oder du erlaubst jedem mit einem Flauen Gefühl in der Magengrube abzuhauen. Ich weiss um das Paradoxon in dieser Theorie, nur sehe ich keine Alternative und keine allgemeingültigen Argumente, die ich wie eine Schablone anlegen kann und die es dem einzelnen erlauben ein System von unten her korrekt zu beurteilen ohne selbst Zeuge oder Beteiligter bei Verbrechen zu sein/gewesen zu sein.
Zitat:Thomas Wach postete...Erst wenn ein Staat gewisse Grundsätze einhält, dann ist er aauch legitimiert und wenn er die Menschen auch entsprechend zu behandeln weiß. Ansosnten hat er seine Legitimität nunmal verwirkt.Genau das ist es:
Und da dies im Falle des Naziregimes klar der Fall war, ist auch für mich über jeden Zweifel erhaben, dass Ungehorsam gegen diesen Staat legitimiert ist.
Denn für mich ist nur legititimiert, dass der Widerstand gegen den Staat legitimiert WAR.
...
Der einzige Kompromiss, der für alle Deserteure der Nazizeit gleich gelten würde, wäre für mich etwas wie die folgende Formulierung:
"Weil sich ihr Widerstand im Nachhinein als richtig erwies, ehren wir sie."
Wenn du es weniger kleinlich schreiben möchtest, kommst du um die unangenehme Einzelfallstudie nicht herum.
@pseunym:
mit einer Aufhebung des Verbrecherstatus habe ich kein Problem, solange damit keine finanziellen Kompensationsversprechen verbunden sind.
edit:
Mir fällt auch jetzt erst auf, dass das letzendlich auf eine Kriminalisierung jedes normalen Soldaten der Wehrmacht hinauslaufen wird. Das kann ja heiter werden.
Zitat:Also dein Staatsverständnis ist für meinen Geschmack restlos veraltet und bemüht sich in fast schon irrwitziger Weise um einen strukturellen Objektivismus, der mich erschaudern läßt.Gut, dass ich nur ein Semster lang Gasthörer war...