09.06.2005, 14:47
Zitat:Da irrst du dich aber! Das Reich von Napoleon Bonaparte wer ein Polizeistaat, es war dort ganz üblich, Journalisten wegen "schlechter Gesinnung" zu verhaften, und auch andere Bürger konnten aufgrund ihrer Einstellung in den Knast wandern. Es reichte aus, als Jakobiner denunziert zu werden...Ich habe nie behauptet, dass das napoleonische System perfekt war. Napoleon herrschte in einer Zeit, in der die Gemüter durch die Schreckensherrschaft der Jakobiner tief bewegt waren, daher sind diese leichtfertigen Urteile zumindest nachvollziehbar. Man schaue sich nur die Mentalität der Amerikaner und ihr Mißtrauen gegen jegliche Araber nach dem 11. September an, und dieser Vorfall reichte bei weitem nicht an das Blutbad heran, das die Jakobiner verursacht hatten. Diese Handlungsweise allein Napoelon anzurechnen, ist daher gelinde gesagt naiv, sie übersieht die Umstände der Zeit und verwechselt die Übergangszeit von den Jakobinern zu Napoleons Herrschaft als Dauerzustand, der sie nicht war.
Zitat:Informiere dich doch mal darüber, wieviel Macht der Polizeiminister im System Bonaparte, Fouche, hatte!Diese Hoffnungen auf Erfüllung wurden nicht erst 1848 enttäuscht, sondern schon 1815. Die Befreiungskriege sind eine Propaganda der damaligen Zeit, informiere du dich lieber mal über die damaligen Akteure, ich empfehle besonders den Aufruf Friedrich Wilhelms des III. an "alle Deutschen". Komischerweise wollte er sich dann 1815 nicht mehr an sein Verfassungsversprechen erinnern. Das zeigt exemplarisch die Mentalität der damals beteiligten Politiker/Souveräne, die wenig an Befreiung, aber sehr viel mehr an Machterhalt bzw. -wiederherstellung interessiert waren.
Es sei zudem auch bemerkt, daß viele Personen, die sich im Verlauf der Befreiungskriege verdient gemacht haben, durchaus hehre Ideale waren. Die Erfüllung dieser Ideale ist dann leider 1848 grausam enttäuscht worden.
Napoleon dagegen kann mit dem "Code civil" das bedeutendste bürgerliche Gesetzbuch der Moderne vorweisen, das der Willkürherrschaft und Fraktionalisierung der Rechtssysteme ein Ende zu setzen vermochte. Trennung von Kirche und Staat, Freiheit und Schutz des Individuums, Gleichheit vor dem Gesetz etc. Ich kann mich nicht erinnern, dass solche Denkansätze von Luise oder einem preußischen General kamen...
Fouché als Beispiel für Napoelons Auffassung von Herrschaft zu nennen, verfehlt ebenfalls die Realität. Dieser Mann war in der Tat eine untragbare und blutrünstige Person. Nicht umsonst wurde er 1802 von Napoleon entlassen und das Ministerium aufgelöst (einen Fakt, den du anscheinend übersehen hast). Nur spielen wie gesagt die Umstände der Zeit eine nicht unerhebliche Rolle und Napoleon konnte sich nur auf die wenigsten Personen ernsthaft verlassen. Das und Fouchés unleugbare Begabung und Ehrgeiz erklären einzig und allein, warum er in einer ausgesprochen turbulenten Zeit mit Unterbrechungen immer wieder in verschiedenen Ämtern war.
edit: Oh, und was den Polizeistaat angeht: Schau dir mal die Innenpolitik Preußens zwischen 1815 und 1848 an. Das sind deine "Befreier"... :evil:
Sicher hat es während der napoleonischen Kriege auch Personen mit hehren Idealen gegeben. Nur schilderst du hier krass einseitige Verhältnisse mit Schwarz-Weiß-Malerei im besten Stil. Du glorifizierst die preußische Seite und verteufelst alles, was mit Napoelon irgendwie zu tun hat.
edit, die 2.: Um zum Thema zurückzukommen - diese Diskussion zeigt hervorragend, dass historische Namen, insbesondere die von Politikern/Souveränen problematisch sind und immer bleiben werden. Keiner dieser Menschen war perfekt oder lässt sich auf bestimmte Verdienste herunterrechnen. Daher schließe ich mich pseunym an, die Benennung nach Orten/Ländern etc. macht deutlich mehr Sinn.