Der 30-Jährige Krieg
#4
Werter Thomas : da habe ich ja was worauf ich mich wieder freuen kann.
Hochinteressante Ausführungen.


Was mir dabei immer auffällt ist auch die Stärke der Österreichisch Kaiserlichen Truppen. Wie bei den Polen resultiert diese anfängliche Überlegenheit, in den Jahren 1600 bis 1630 mMn auf den Kriegserfahrungen die man gegen die Türken und gegen die Oranier gemacht hatte. Die Oranische Heeresreform in den Niederlanden war der erste Versuch von den Söldner und Landsknechtsheeren wegzukommen. Zwar übernahmen die Kaiserlichen die Taktischen Neuerungen als Erste, hatten aber das Problem, daß sie weiter nur Söldner hatten und keine nationalen Truppen, das wurde in der ersten Hälfte des Krieges durch die numerischer Überlegenheit ausgeglichen.

Die Kaiserlichen kämpften in der Aufstellung die man ungarische Ordonanz nannte, eine Abwandlung der spanischen Tercio Aufstellung die sich gegen die Türken entwickelt hatte. Erst Wallenstein änderte das nach Schwedischem Vorbild. Im Verlauf des Krieges war das Problem der Kaiserlichen ihre totale Abhängigkeit von Söldnertruppen und das es dem Kaiser nicht gelang Nationale Truppen oder Wehrpflichtverbände aufzustellen. Die Spanischen Soldaten hatten dagegen starke nationale Motive und verstanden sich aufgrund der langen Stationierungszeiten in den Niederlanden weniger als Söldner den als Soldaten. Dasselbe in Polen wo noch stärker als anderswo das Heer ein Nationales, ein Volksheer war.

Deshalb die Militärreform Gustav Adolfs. Der formte eine Nationale Armee aus Schweden, als Schweden in den Krieg eintrat bestand seine Armee schon zu 50 % aus Schwedischen Soldaten, nur noch die andere Hälfte waren Söldner. Daraus resultierte die Überlegenheit der Schweden, aus den Wehrpflichtigen, schwedischen Verbänden.

Die Militärreform wurde übrigens von Deutschen Söldnerführern entworfen, und zwar von Johann von Nassau der im Dienste der Schweden als Befehlshaber in Livland gegen die Polen kämpfte und die ersten taktischen Neuerungen nach polnischem Vorbild begann.

Dazu kam die straffe Disziplin der Schweden die durch die Kriegsartikel belegt ist. Darin waren Plünderungen ebenso verboten wie Vergewaltigung oder Sauferei. Die Strafen waren extrem streng.

Durch die sehr hohen Verluste im Kampf gegen die Kaiserlichen verlor sich aber diese anfängliche Aufstellung und die Schweden gingen wieder aus Mangel an Männern zu mehr Söldnern zurück, die dann immer weniger Disziplin kannten und immer mehr über die Zivilbevölkerung herfielen. Nach dem Tod des Königs in Lützen heuerten die Schweden mit französischen Geldern gewaltige Massen schottischer und deutscher Söldner an so daß sich der Charakter ihres Heeres drastisch wandelte.

Die gleiche Entwicklung war bei den Kaiserlichen zu beobachten. Auch wenn die Truppen unter Tilly bis auf die Spanier Söldner aus allen Ländern Europas waren, wurde immerhin auf straffe Disziplin und Geschlossenheit geachtet. Mit Wallenstein änderte sich dann entscheidend, und evangelische Söldner kämpften neben katholischen primär aus Gründen der Beute die ihnen Wallenstein überreichlich verschaffte.

Die erst später in den Krieg eingreifenden Franzosen erhielten ihre Überlegenheit durch die Reformen Turennes, so daß ihr Heer von den beteiligten Truppen am Schluß am weitesten National war und in der Folge dessen am stärksten.
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