26.06.2005, 18:34
Zitat:Hmm ich frag mich bloß was die Osmanen in der Zwischenzeit gemacht haben das war doch die Gelegenheit gewisse Gebiete zu erobern oder zumindest auch die kaiserlichen zu schwächen?Die Osmanen saßen zu dieser Zeit in einem sehr heftigen Guerillakrieg in Ungarn und auf dem Balkan fest. Dieser sogenannte Burgenkrieg dauerte fast 100 Jahre und war eine endlose Kette von Belagerungen und Stellungskriegen die das osmanische Heer zermürbte. Dazu kam eine ununterbrochene Guerilla der Balkanbewohner.
Dazu kamen Aufstände im Osten und im Inneren und ein Krieg gegen Persien.
Zeitlich :
Von 1593 bis 1606 führte das Osmanische Reich Krieg gegen den Kaiser. 1606 wurde der Frieden von Zsivatorok geschlossen, da im gleichen Jahr auf dem Balkan und im Osten heftige Aufstände ausbrachen. Die auf dem Balkan waren vom Kaiser, die im Osten von Persien geschürt worden. Bagdad und Mossul gingen an die Aufständischen im Osten verloren. Murad IV der dann von 1623 bis 1640 herschte hatte darüber hinaus mit den ersten Janitscharenaufständen zu kämpfen und führte Krieg gegen Persien. 1639 kam es zum Friedensschluß mit den Persern, dieser Vertrag blieb bis 1918 in Kraft. 1645 invasierten die Osmanen dann Kreta, daß immer noch Venezianisch war.
Erst 1663 griffen dann die Osmanen unter Mohammed IV wieder im Westen an, wo sie auf die inzwischen durch den Dreißigjährigen Krieg technologisch und takisch überlegenen Heere des Kaisers stießen.
Zitat:Mich würde mal interessieren, wie gut die bayerischen und spanischen Truppen sich in diesem Krieg abgeschnitten haben.Die Bayerischen Truppen waren nie allein Bayern sondern immer ein Gemisch aus Truppen der Liga. Die Truppen der Liga waren weder herausragend gut aber auch nie schlecht, sie stellten das Rückgrat der Kaiserlichen Streitkräfte.
Eine Ausnahme : 1636 gab es eine fast rein aus Bayern aufgestellte Armee unter dem bayerischen Feldmarschall-Leutnant Johann von Werth. Dieser nutzte vor allem seine sehr starke und bewegliche Kavallerie und drang tief nach Frankreich vor. Mit 20000 Reitern und 12000 Mann zur Fuß erreichte er fast Paris, blieb dann aber an der Festung Corbie hängen. Hier griffen nun Richileu und Turenne ein (siehe unten)
Die Spanier waren sehr gut und zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges mit die Besten Soldaten Europas. Sie entwickelten sich aber taktisch nicht weiter und behielten z.b. die im Kriegsverlauf dann veraltete Tercioaufstellung bei während die anderen Kaiserlichen unter Wallenstein zu der neueren schwedischen Aufstellung übergingen. Auch Waffentechnisch begannen die Spanier durch die Überforderung ihres Staates durch den Krieg hinterherzuhinken, wobei ihre Soldaten trotzdem bis zum Schluß als die zähesten und verbißensten galten.
Zitat:Zudem würde mich interessieren, mit welchen Beweggründen Dänemark und Schweden in den Krieg eintraten.Eine Vermengung aus Politik und Religion. Beide Staaten hofften auf die Erweiterung ihrer Gebiete in Deutsches Gebiet und auf einen Großmachtstatus den sie durch diesen Krieg erlangen könnten. Die Schweden wollten die führende Großmacht Europas werden. Die Dänen wollten ihr Territorium auf Kosten Norddeutschlands ausweiten. Beide wollten in dem Konflikt zwischen den Aufständischen Fürsten und den Kaiserlichen als lachende Dritte Profit für sich herausschlagen.
Beide Staaten wurden von Frankreich, England und den Niederlanden in den Krieg getrieben und finanziert. England, Frankreich und die Niederlande zahlten Dänemark bedeutende Summen und entsandten Söldner, Frankreich und die Niederlande zahlten Schweden enorme Subsidien und lieferte Waffen.
England stellte seine Zahlungen ein als es befürchtete, die Schweden könnten siegen, die Niederlande und Frankreich variierten ihre Zahlungen je nach Kriegslage. Waren die Schweden siegreich gingen die Zahlungen runter, standen die Schweden vor der Niederlage, flossen die Mittel.
Die Motive der Franzosen waren, ihr Territorium nach Osten hin zu erweitern und der Zange von Spanien und Österreich zu entkommen die beide unter Kaiserlicher Kontrolle standen.
Das Motiv der Niederländer war ihr Freiheitskampf gegen die Spanier.
Die Engländer begannen hier ihre Politik des Europäischen Gleichgewichtes und spielten einfach alle gegeneinander aus um sie zu schwächen.
Zitat:Im Fall von Schweden würde mich interessieren, ob mehr als die Kontrolle über die Ostsee und die Furcht vor den Habsburgern Grund für den Kriegseintritt war.Gustav Adolf träumte angeblich auch von der Krone des Deutschen Königs oder gar der Krone des Kaisers selbst. Dafür gibt es viele Indizien, z.B. auch die auf Wien hin gerichtete Kriegsführung und die mehrmals wiederholten Vorstöße um Wien selbst einzunehmen die aber alle scheiterten.
Zitat:Wie sahen diese Reformen von Turenne insgesamt aus?1636 angesichts der verheerenden Niederlagen der Söldner gegen die Spanier und Bayern stellte Turenne eine Volksmiliz auf, deren Kern als erstes aus Paris und aus der Gascogne kam. Mit den Waffen der Söldner und Hilfslieferungen aus England und den Niederlanden sowie Savoyen wurden noch im gleichen Jahr 50 000 Mann aufgestellt und gegen die Bayern bei der Festung Corbie eingesetzt. Das zwang das Invasionsheer zum Rückzug.
Im weiteren waren es diese Truppen und die neugeschaffene stehende Soldatentruppe der Königlichen Musketiere die dann den Kern der französischen Streitkräfte bildeten, während die Söldner diese Truppe nur noch ergänzten.
Nach dem Tod des Söldnerführers Bernhard von Weimar wurden dessen primär französische und schweizer söldner von Turenne dauerhaft für die Krone Frankreichs verpflichtet und der Armee eingegliedert.
Ein neues Amt in der Armee war zudem der Posten des Intendanten. Dieser war sozusagen der Unternehmer der die Söldner anheuerte, so daß die Offiziere der Söldner und die Vermittler der Söldnertruppen nicht mehr die gleiche Person waren. Unter Turenne wurden diese Intendanten dann königliche Beamte und Richileu schuf ein Ministerium, das Secretaire de Etat de la guerre. Das erste Verteidigungsministerium in dem nun die Aufstellung der Armeen nicht mehr den Offizieren der Truppe sondern einer staatlichen Behörde oblag.
Damit und mit den Volksaushebungen nahmen die französischen Armeen trotz heftigster Verluste numerisch immer weiter zu. Zwischen 1635 und 1659 verlor Frankreich 500 000 Soldaten und trotzdem war seine Armee am Schluß größer als am Beginn der Kriege.
Beim Tode Richileus 1642 verfügte Frankreich über 100 000 Mann Truppen, wovon 60000 Mann Soldaten waren und nur 40000 Mann Söldner. Trotzdem wurden die Franzosen von den kriegserfahreneren Veteranentruppen des Kaisers, vor allem von den Ehemals Wallensteinschen Verbänden immer wieder geschlagen und bedurfte 5 großangelegter Feldzüge um durch den Einsatz von Masse und durch die überlegenen Reserven den Feind bis nach Bayern zu drängen.
Turenne begann als erster Feldherr den Gedanken eines rein nationalen Heeres zu verfolgen, daß nicht mehr durch Söldner ergänzt würde. Seine Ideen wurden dann von Michel le Tellier endgültig umgesetzt der das erste rein nationale stehende Heer Europas schuf. Wobei der Gedanke eines nationalen stehenden Heeres in Frankreich stärker verwurzelt war und tiefere Wurzeln hat als in anderen Ländern, schon im Hundertjährigen Krieg begannen die Franzosen mit Volksaufgeboten zu experimentieren.