01.12.2005, 15:13
Die offensive Kriegsplanung Rußlands ab 1912
Plan 19
Weder der britische noch der französische Generalstab hatten von der Schlagkraft der russischen Armee eine hohe Meinung. Man war der Meinung das russische Heer sei unbesiegbar, man müsse den russischen Riesen nur in Bewegung bringen. Rußland hatte eine verfügbare Truppe von 6,5 Millionen Mann. Man stellte sich das Heer als riesige Dampfwalze vor, die wenn sie erst einmal in Bewegung sei unaufhaltbar sei. Die Plätze der Gefallenen würden dabei immer wieder aufgefüllt werden. „Die russischen Reserven sind so groß daß Deutschland mit der Zeit der Atem ausgehen wird“
Tatsächlich sind die russischen Probleme aber gewaltig. Der russische Soldat muß bei der Mobilmachung im Durchschnitt etwa 1100km transportiert werden, in Deutschland war der Schnitt bei 200km, darüber hinaus war das deutsche Eisenbahnnetz 10 Mal so dicht wie das russische
Auch die Russen gingen 1912 zu einer offensiven Kriegsplanung über.
Kriegsminister Suchomlinow verlegte die Einheiten so, daß si in dem Bezirk stationiert waren, aus dem sie ihre Rekruten einzigen und löste zahlreiche Einheiten auf, die in Befestigungsanlagen stationiert waren um das Personal der Feldarmee aufzufüllen.
Ab März 1913 wurde Maßnahmen zur Verkürzungen der Mobilmachungszeit durchgeführt:
Massenhafte Bereitstellung von Eisenbahnwaggons, Aufbau von Mobilmachungsstationen, frühere Einberufung der drei jüngsten Altersgrippen an Reservisten, Befehl von November 1912, daß Kampfhandlungen nur auf Befehl des Zaren eröffnet würden
Plan XIX vom Mai 1912
• Gleichzeitige Offensive gegen Deutschland und Österreich-Ungarn um den Krieg auf deren Territorium zu tragen
• Variante A. Schwerpunksetzung nach Süden an der Galizienfront gegen Österreich-Ungarn, wenn Deutschland seine Hauptmacht gegen Frankreich warf – 4 Armeen gegen Österreich und nur 2 gegen Deutschland
• Plan für die deutsche Front: zangenförmige Invasion Ostpreußens durch die 1. und 2. russische Armee. Die 1. Armee sollte im Norden die 2. im Süden unter Umgehung der von den Masurischen Seen gebildeten Schranke vorgehen. Da die 1, Armee nach ihrem Sammelbegriff Wilna-Armee genannt. Eine direkte Bahnlinie zur Verfügung hatte, würde sie zuerst angriffsbereit sein., Sie sollte zwei Tage vor der südlichen Warschau-äArmee vorrücken und gegen die Deutschen marschieren, um soviel als möglich von den feindlichen Streitkräften zu binden. In der Zwischenzeit sollte die 2 Armee um die Seenschranke herum aus Süden eintreffen und im Vormarsch hinter die deutsche Front den Rückzug zur Weichsel abschneiden.
Zusammenfassend hatten also alle Länder offensive Pläne, der Deutsche Plan war jedoch der riskanteste und sollte starke diplomatische Verwicklungen mit sich bringen.
28. Juni 1914: das Attentat Gavrilo Princips auf Franz Ferdinand
Es war von Anfang an klar daß die Hintermänner in Serbien zu finden waren. Die Waffen stammten aus serbischen Heeresbeständen, serbische Zöllner hatten den Mördern den Übertritt über die Grenze ermöglicht und die serbische Presse feierte das Attentat. Die Österreichische Regierung machte daher sofort die serbische Regierung verantwortlich. Der revolutionäre Geheimbund schwarze Hand bekannte sich zu einem Großserbien. Die Schwarte Hand arbeitete hierbei gegen die Regierung, die einen Krieg mit Österreich vermeiden wollte. Der Mord von Sarajewo ist also ein Ausdruck innerer Spannungen und richtet sich gegen den Mann, der nicht nur für einen Modus Vivendi eintritt sondern auch für einen Trialismus eintrat. Hierbei sollten nicht nur die Österreicher und Ungarn sondern auch die Slawen eigene Rechte erhalten, es sollte ein Reich nach dem Vorbild der Schweiz entstehen. Dies hätte die panslawistischen Ambitionen sehr erschwert.
Bei dem Prozeß gegen Dragutin Dimitrjewitsch-Apis kommt raus, daß weitere Attentate geplant war und daß die russen die schwarze Hand unterstützt hätten. Das Attentat zielte also darauf ab den ganzen Balkan in Brand zu stecken.
In ganz Europa herrschte helle Empörung wegen des Attentats, die Situation schien günstig gegen den serbischen Großnationalismus einen Schlag zu führen
Der österreichische Generalstabschef Franz Conrad von Hötzendorf hatte schon lange einen Schlag gegen Serbien gefordert und war bislang immer an Franz Ferdinand gescheitert. Man war sich nun in Wien einig die großserbische Verschwörung nicht nur auf österreichischem Boden zu bekämpfen sondern es auch militärisch zu tun. Wilhelm II. meinte „Mit den Serben muß aufgeräumt werden, jetzt oder nie“
Jetzt, wo Rußland noch nicht fertig ist sollte man es zum Krieg kommen lassen war die Meinung in Berlin.
Für ein militärisches Vorgehen gegen Serbien benötigte Man die Rückendeckung Deutschlands, das stand außer Frage. St. Petersburg würde wohl einer militärischen Bestrafung Serbiens nicht zusehen. Das Kalkül eines großen Krieges war nicht vorhanden, man wollte eine lokale Strafexpedition durchführen, die jedoch nur durchführbar wäre, wenn sie in Form eines Österreichisch-Serbischen Duells abliefe. Die Bündnispartner beider Seiten hätten sich gegenseitig im Schach zu halten.
Daher war folgende Zusage aus Deutschland notwendig:
1. Österreich habe freie Hand mit Serbien abzurechnen
2. Berlin gewährt Wien beistand wenn Rußland sich einmischt
Zum einen setzten die Wiener Strategen voraus, daß Rußland genau wie 1908 und 1912/13 wieder abseits stehen würde, zum anderen mißachtete man den Punkt, daß die vorangegangen Krisen die Disposition zum Krieg nicht gesenkt sondern gestärkt hatten.
Das Ergebnis der Mission nach Deutschland fiel zur vollen Zufriedenheit Österreichs aus: Willhelm und Betman Hohlweg sicherten nicht nur ihre Unterstützung zu, sie forderten sogar ein rasches Vorgehen!
In den Konferenzen am 5. und 6. Juli werden die Weichen für eine gezielte Eskalation der Julikrise gestellt. Österreich erhält einen Blankoscheck. Ohne daß man sich in Berlin der Möglichkeit versichert hat auf die Österreicher irgendwie Einfluß zu nehmen soll also Österreich den Krieg auslösen. In Berlin weiß man sehr wohl daß man sich am Rande eines großen Kriegs befindet:
Arthur Zimmermann der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt sagte zu Hoyos: „Ein Krieg gegen Serbien bedeutet zu 90 Prozent Wahrscheinlichkeit einen europäischen Krieg“, man zündelt also ganz klar in Berlin.
Über die Frage ob man den Krieg anstrebte oder nur in Kauf nahm gibt es eine große Debatte zwischen drei Schulen:
Die Fischer-Schule:
Fritz Fischer aus Hamburg und drei seiner Schüler sind daran sehr beteiligt, der eigentliche Ghostwriter ist Immanuel Geist, der Assistent von Fritz Fischer.
Fisher Röhl, Geist und Böhme sind die Hauptvertreter.
Deutschland habe einen Krieg mit Frankreich bewußt herbeigeführt um eine Weltmacht zu werden. Spätestens seit 1912 hatte man bewußt darauf hingearbeitet um die Hegemonie auf dem Kontinent zu gewinnen. Es war also kein Produkt des Versagens sondern ein von langer Hand herbeigeführter Angriffskrieg.
Bewertung der Theorie:
• Fischers Verdienst ist es ohne Zweifel die Frage nach den ökonomischen und gesellschaftlichen Antriebskräften des deutschen Hegemoniestrebens gestellt zu haben.
• Er entdeckte ein Schlüsseldokument, das seine Vermutung zu erhärten schien: das Septemberprogramm von Holweg aus 1914 mit allen weitreichenden Kriegszielen.
• In seinem zweiten Buch Krieg der Illusionen wies Fischer nach, daß die Kriegsziele von wirtschaftlichen Interessensgruppen und nationalen Agitationsgruppen immer wieder vertreten worden sind.
Seine Forschungen konnte sich jedoch auf breiter Front nicht durchsetzen.
Kritikpunkte:
• Bei Fischers Interpretation fehlt das entscheiden Bindeglied ins einer Beweiskette. Es fehlt der Nachweis, daß die aus ökonomischen und militärischen Interessen des Reiches abgeleiteten Ziele tatsächlich in der Julikrise die Entscheidungen der maßgeblichen politischen Instanzen in berlin bestimmten. Das Septemberprogramm ist eher ein Produkt des Krieges, nicht sein Anlaß
• Es gibt einen methodischen Widerspruch zwischen der behaupteten Dominanz sozialökonomischer Faktoren und der individuellen Verantwortung für die Auslösung des Krieges. Daß die Politiker bloße „ausführende Organe“ der von den Wirtschaftsmagnaten verfochtenen Interessen waren, dafür fehlt ein klarer dokumentarischer Beleg, Schlieffenplan und Präventivkriegsüberlegungen sowie der Kurs Bethmann Hollwegs mit England ins reine zu kommen waren Reflex sozioökonomischer Faktoren, sondern eigenständige Größen
• Das Axiom Fischers, daß die Militärs wie die Politiker einen Schnellen und klaren Sieg Deutschlands erwarteten, daß sie den krieg planmäßig vorbereiteten und diesen aus einem Gefühl der Stärke heraus auslösten hält weder der subjektiven nach der objektiven Situationsdeutung stand. Die Kriegsbereitschaft speiste sich nicht aus der Offensive, sondern aus einer auch objektiv gegebenen Zwangslange der Befürchtung immer weiter ins Hintertreffen zu geraten
• Fischers Ansatz kann nicht erklären, daß im Umfeld der Mission Hoyos keine Kriegsvorbereitungen getroffen wurden. Weder für die Marine noch für das Heer wurden irgendwelche Anordnungen erlassen im Hinblick auf einen möglichen krieg, Der Kaiser begab sich am 6. Juli auf seine gewohnte Nordlandreise, auch Moltke, der Chef des Generalstabes und Tirpitz der Chef des Reichsmarineamtes waren auf Urlaub und wurden auch nicht zurück gerufen
Plan 19
Weder der britische noch der französische Generalstab hatten von der Schlagkraft der russischen Armee eine hohe Meinung. Man war der Meinung das russische Heer sei unbesiegbar, man müsse den russischen Riesen nur in Bewegung bringen. Rußland hatte eine verfügbare Truppe von 6,5 Millionen Mann. Man stellte sich das Heer als riesige Dampfwalze vor, die wenn sie erst einmal in Bewegung sei unaufhaltbar sei. Die Plätze der Gefallenen würden dabei immer wieder aufgefüllt werden. „Die russischen Reserven sind so groß daß Deutschland mit der Zeit der Atem ausgehen wird“
Tatsächlich sind die russischen Probleme aber gewaltig. Der russische Soldat muß bei der Mobilmachung im Durchschnitt etwa 1100km transportiert werden, in Deutschland war der Schnitt bei 200km, darüber hinaus war das deutsche Eisenbahnnetz 10 Mal so dicht wie das russische
Auch die Russen gingen 1912 zu einer offensiven Kriegsplanung über.
Kriegsminister Suchomlinow verlegte die Einheiten so, daß si in dem Bezirk stationiert waren, aus dem sie ihre Rekruten einzigen und löste zahlreiche Einheiten auf, die in Befestigungsanlagen stationiert waren um das Personal der Feldarmee aufzufüllen.
Ab März 1913 wurde Maßnahmen zur Verkürzungen der Mobilmachungszeit durchgeführt:
Massenhafte Bereitstellung von Eisenbahnwaggons, Aufbau von Mobilmachungsstationen, frühere Einberufung der drei jüngsten Altersgrippen an Reservisten, Befehl von November 1912, daß Kampfhandlungen nur auf Befehl des Zaren eröffnet würden
Plan XIX vom Mai 1912
• Gleichzeitige Offensive gegen Deutschland und Österreich-Ungarn um den Krieg auf deren Territorium zu tragen
• Variante A. Schwerpunksetzung nach Süden an der Galizienfront gegen Österreich-Ungarn, wenn Deutschland seine Hauptmacht gegen Frankreich warf – 4 Armeen gegen Österreich und nur 2 gegen Deutschland
• Plan für die deutsche Front: zangenförmige Invasion Ostpreußens durch die 1. und 2. russische Armee. Die 1. Armee sollte im Norden die 2. im Süden unter Umgehung der von den Masurischen Seen gebildeten Schranke vorgehen. Da die 1, Armee nach ihrem Sammelbegriff Wilna-Armee genannt. Eine direkte Bahnlinie zur Verfügung hatte, würde sie zuerst angriffsbereit sein., Sie sollte zwei Tage vor der südlichen Warschau-äArmee vorrücken und gegen die Deutschen marschieren, um soviel als möglich von den feindlichen Streitkräften zu binden. In der Zwischenzeit sollte die 2 Armee um die Seenschranke herum aus Süden eintreffen und im Vormarsch hinter die deutsche Front den Rückzug zur Weichsel abschneiden.
Zusammenfassend hatten also alle Länder offensive Pläne, der Deutsche Plan war jedoch der riskanteste und sollte starke diplomatische Verwicklungen mit sich bringen.
28. Juni 1914: das Attentat Gavrilo Princips auf Franz Ferdinand
Es war von Anfang an klar daß die Hintermänner in Serbien zu finden waren. Die Waffen stammten aus serbischen Heeresbeständen, serbische Zöllner hatten den Mördern den Übertritt über die Grenze ermöglicht und die serbische Presse feierte das Attentat. Die Österreichische Regierung machte daher sofort die serbische Regierung verantwortlich. Der revolutionäre Geheimbund schwarze Hand bekannte sich zu einem Großserbien. Die Schwarte Hand arbeitete hierbei gegen die Regierung, die einen Krieg mit Österreich vermeiden wollte. Der Mord von Sarajewo ist also ein Ausdruck innerer Spannungen und richtet sich gegen den Mann, der nicht nur für einen Modus Vivendi eintritt sondern auch für einen Trialismus eintrat. Hierbei sollten nicht nur die Österreicher und Ungarn sondern auch die Slawen eigene Rechte erhalten, es sollte ein Reich nach dem Vorbild der Schweiz entstehen. Dies hätte die panslawistischen Ambitionen sehr erschwert.
Bei dem Prozeß gegen Dragutin Dimitrjewitsch-Apis kommt raus, daß weitere Attentate geplant war und daß die russen die schwarze Hand unterstützt hätten. Das Attentat zielte also darauf ab den ganzen Balkan in Brand zu stecken.
In ganz Europa herrschte helle Empörung wegen des Attentats, die Situation schien günstig gegen den serbischen Großnationalismus einen Schlag zu führen
Der österreichische Generalstabschef Franz Conrad von Hötzendorf hatte schon lange einen Schlag gegen Serbien gefordert und war bislang immer an Franz Ferdinand gescheitert. Man war sich nun in Wien einig die großserbische Verschwörung nicht nur auf österreichischem Boden zu bekämpfen sondern es auch militärisch zu tun. Wilhelm II. meinte „Mit den Serben muß aufgeräumt werden, jetzt oder nie“
Jetzt, wo Rußland noch nicht fertig ist sollte man es zum Krieg kommen lassen war die Meinung in Berlin.
Für ein militärisches Vorgehen gegen Serbien benötigte Man die Rückendeckung Deutschlands, das stand außer Frage. St. Petersburg würde wohl einer militärischen Bestrafung Serbiens nicht zusehen. Das Kalkül eines großen Krieges war nicht vorhanden, man wollte eine lokale Strafexpedition durchführen, die jedoch nur durchführbar wäre, wenn sie in Form eines Österreichisch-Serbischen Duells abliefe. Die Bündnispartner beider Seiten hätten sich gegenseitig im Schach zu halten.
Daher war folgende Zusage aus Deutschland notwendig:
1. Österreich habe freie Hand mit Serbien abzurechnen
2. Berlin gewährt Wien beistand wenn Rußland sich einmischt
Zum einen setzten die Wiener Strategen voraus, daß Rußland genau wie 1908 und 1912/13 wieder abseits stehen würde, zum anderen mißachtete man den Punkt, daß die vorangegangen Krisen die Disposition zum Krieg nicht gesenkt sondern gestärkt hatten.
Das Ergebnis der Mission nach Deutschland fiel zur vollen Zufriedenheit Österreichs aus: Willhelm und Betman Hohlweg sicherten nicht nur ihre Unterstützung zu, sie forderten sogar ein rasches Vorgehen!
In den Konferenzen am 5. und 6. Juli werden die Weichen für eine gezielte Eskalation der Julikrise gestellt. Österreich erhält einen Blankoscheck. Ohne daß man sich in Berlin der Möglichkeit versichert hat auf die Österreicher irgendwie Einfluß zu nehmen soll also Österreich den Krieg auslösen. In Berlin weiß man sehr wohl daß man sich am Rande eines großen Kriegs befindet:
Arthur Zimmermann der Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt sagte zu Hoyos: „Ein Krieg gegen Serbien bedeutet zu 90 Prozent Wahrscheinlichkeit einen europäischen Krieg“, man zündelt also ganz klar in Berlin.
Über die Frage ob man den Krieg anstrebte oder nur in Kauf nahm gibt es eine große Debatte zwischen drei Schulen:
Die Fischer-Schule:
Fritz Fischer aus Hamburg und drei seiner Schüler sind daran sehr beteiligt, der eigentliche Ghostwriter ist Immanuel Geist, der Assistent von Fritz Fischer.
Fisher Röhl, Geist und Böhme sind die Hauptvertreter.
Deutschland habe einen Krieg mit Frankreich bewußt herbeigeführt um eine Weltmacht zu werden. Spätestens seit 1912 hatte man bewußt darauf hingearbeitet um die Hegemonie auf dem Kontinent zu gewinnen. Es war also kein Produkt des Versagens sondern ein von langer Hand herbeigeführter Angriffskrieg.
Bewertung der Theorie:
• Fischers Verdienst ist es ohne Zweifel die Frage nach den ökonomischen und gesellschaftlichen Antriebskräften des deutschen Hegemoniestrebens gestellt zu haben.
• Er entdeckte ein Schlüsseldokument, das seine Vermutung zu erhärten schien: das Septemberprogramm von Holweg aus 1914 mit allen weitreichenden Kriegszielen.
• In seinem zweiten Buch Krieg der Illusionen wies Fischer nach, daß die Kriegsziele von wirtschaftlichen Interessensgruppen und nationalen Agitationsgruppen immer wieder vertreten worden sind.
Seine Forschungen konnte sich jedoch auf breiter Front nicht durchsetzen.
Kritikpunkte:
• Bei Fischers Interpretation fehlt das entscheiden Bindeglied ins einer Beweiskette. Es fehlt der Nachweis, daß die aus ökonomischen und militärischen Interessen des Reiches abgeleiteten Ziele tatsächlich in der Julikrise die Entscheidungen der maßgeblichen politischen Instanzen in berlin bestimmten. Das Septemberprogramm ist eher ein Produkt des Krieges, nicht sein Anlaß
• Es gibt einen methodischen Widerspruch zwischen der behaupteten Dominanz sozialökonomischer Faktoren und der individuellen Verantwortung für die Auslösung des Krieges. Daß die Politiker bloße „ausführende Organe“ der von den Wirtschaftsmagnaten verfochtenen Interessen waren, dafür fehlt ein klarer dokumentarischer Beleg, Schlieffenplan und Präventivkriegsüberlegungen sowie der Kurs Bethmann Hollwegs mit England ins reine zu kommen waren Reflex sozioökonomischer Faktoren, sondern eigenständige Größen
• Das Axiom Fischers, daß die Militärs wie die Politiker einen Schnellen und klaren Sieg Deutschlands erwarteten, daß sie den krieg planmäßig vorbereiteten und diesen aus einem Gefühl der Stärke heraus auslösten hält weder der subjektiven nach der objektiven Situationsdeutung stand. Die Kriegsbereitschaft speiste sich nicht aus der Offensive, sondern aus einer auch objektiv gegebenen Zwangslange der Befürchtung immer weiter ins Hintertreffen zu geraten
• Fischers Ansatz kann nicht erklären, daß im Umfeld der Mission Hoyos keine Kriegsvorbereitungen getroffen wurden. Weder für die Marine noch für das Heer wurden irgendwelche Anordnungen erlassen im Hinblick auf einen möglichen krieg, Der Kaiser begab sich am 6. Juli auf seine gewohnte Nordlandreise, auch Moltke, der Chef des Generalstabes und Tirpitz der Chef des Reichsmarineamtes waren auf Urlaub und wurden auch nicht zurück gerufen