Das große Nahost Projekt
#25
Zitat:AGM postete
Ein kleines Interview mit einem Nahost Experten
Zitat:"Die USA haben im Irak derzeit genügend Probleme"

.....
Syrien könnte aber jetzt Probleme mit der arabischen Welt bekommen, vor allem mit Ägypten. Denen passt die iranisch-syrische Zusammenarbeit nicht. Und auch die Golfstaaten sehen es als Bedrohung. ......

Quelle: Handelsblatt.com
nachdem der Iran-Thread nur noch ein gegenseitiges Unverständnis offenbarte und daher zurecht vorübergehend geschlossen wurde möchte ich eine interessante Meldung des Rheinischen Merkur zur politschen Entwicklung im Nahen Osten und im Gemenge zwischen Iran einerseits, schiitischen Arabern im Irak und den arabischen Golfstaaten andererseits hier posten:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.merkur.de/413.0.html">http://www.merkur.de/413.0.html</a><!-- m -->
Zitat:Pulverfass Iran

Atomprogramm, Holocaust-Karikaturen, Hasstiraden – der Iran kappt die Taue zum Westen. Die Mullahs greifen nach der Macht am Golf. Die Herzen ihrer Bürger aber haben sie schon verloren.
die Meldung hat einige Links, vor allem den hier - und der passt genau zum Thema "Das große Nahostprojekt":
Außenpolitik: Export der Revolution
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.merkur.de/10750.0.html?&no_cache=1">http://www.merkur.de/10750.0.html?&no_cache=1</a><!-- m -->
Zitat:AUSSENPOLITIK / Die neue Regierung möchte durchsetzen, was Chomeini misslang: der Export der Revolution

Großmacht in Fesseln

Mit seinen antisemitischen Parolen will der Präsident Araber und Perser einen. Nur dann könnte das Land die Vorherrschaft in der Region übernehmen.

...
Die arabisch-iranische Dichotomie wurde im späteren Verlauf des 20. Jahrhunderts vor allem durch den Ost-West-Konflikt modifiziert. Lagerbildungen um konservative prowestliche Monarchien und radikale, prokommunistische Republiken/Diktaturen ließen die ethnische Komponente in den Hintergrund rücken. Innerhalb der von den USA lancierten „Zwei-Säulen-Strategie“ beherrschten so zwischen 1969 und 1979 die Monarchien im Iran und Saudi-Arabien das Kräfteverhältnis am Golf gegen den von der Sowjetunion unterstützten Irak.


Affront am Golf

Von der islamischen Massenrevolution, die 1979 den Schah hinwegfegte, durfte potenziell auch eine Neuordnung des Verhältnisses zu den arabischen Nachbarn erwartet werden....

Nach dem Tod Chomeinis im Jahr 1989 stand nicht mehr die Vision des islamischen Weltstaates zur Debatte, sondern die Existenz der Islamischen Republik Iran auf dem Spiel. ....

Für die regionale Außenpolitik bedeutete das einerseits erneute Bündnisse, dieses Mal wieder mit Saudi-Arabien gegen den Irak (zweiter Golfkrieg 1990/91). Andererseits ging das Regime auf Konfrontation, etwa als es 1992 die Inseln Abu Musa sowie Große und Kleine Tumb in der strategisch wichtigen Straße von Hormus – 60 Prozent des globalen Tankerverkehrs laufen durch diese Meerenge – annektierte. Diese Inseln hatte es schon 1971 den Vereinigten Arabischen Emiraten entwendet.
...

Nach dem Regimewechsel in Bagdad sieht sich der Iran von proamerikanischen Staaten eingekreist: im Westen der Irak, im Norden das Nato-Mitglied Türkei, im Osten Afghanistan unter dem „Vasallen“ Hamid Karsai und im Süden der traditionell ablehnende Block prowestlicher Golfmonarchien.

Erst vor diesem Hintergrund erklären sich die antisemitischen Ausfälle und nuklearen Hasardspiele des iranischen Präsidenten.....

Die iranische Führung trifft auch auf Zustimmung in der Bevölkerung, wenn sie polemisch fragt, ob ein atomar bewaffneter Iran, umgeben von den Nuklearmächten Pakistan, Indien, China, Israel, Russland und den USA, wirklich die vom Westen apostrophierte Gefahr darstellt oder nur das Recht auf Selbstverteidigung wahrnimmt.

Achmadinedschad und seine Anhänger spekulieren mit der indirekt angedrohten Nuklearbewaffnung auf eine Wiederbelebung des Konzepts vom Revolutionsexport, eine Rückkehr zu den frühen Visionen Chomeinis. Ihrer Ansicht nach scheiterte der erste Exportversuch an der feindlichen Haltung der Regierungen in der islamischen Welt. Der zweite Versuch müsste sich daher konsequent an die Regierten wenden. Sähen diese die „islamische Bombe“ nicht viel lieber in den Händen eines standhaft antiwestlichen Iran als im Besitz des „opportunistischen“ Pakistan? Wenn hier Akzeptanz hergestellt werden könnte, wäre die Großmacht Iran tatsächlich „entfesselt“.

Rheinischer Merkur Nr. 8, 23.02.2006
Der Artikel enthält am Ende eine Grafik zu militärischen Stärke des Iran und ist eine der besten Analysen, die ich in letzter Zeit zum Kräfteverhältnis am Golf in Tageszeitungen gelesen habe - der Autor ist Mitarbeiter des Deutschen Orient-Instituts in Hamburg.

Hier wird deutlich, wie sich trotz des scheinbaren gleichlautenden Interesses in der Unterstützung der schiitisch-arabischen Mehrheit im Irak gegen Saddam die Interessen Irans und Amerikas am Golf widersprechen.
Der Schlüssel liegt bei den arabischen Golfstaaten. Der Iran kann diese Staaten wohl nur auf seine Seite ziehen, wenn sich eine US-kritische Bevölkerung gegen die traditionell prowestlicher Golfmonarchien erhebt.
Insofern erscheinen die antiwestlichen "Karrikatur-Demonstrationen" an der "Peripherie der Arabischen Halbinsel" im Libanon, in Syrien und dem Jemen - interessanter Weise in breiter Masse wohl von schiitischen Arabern getragen -in ganz neuem Licht.

Wirkt hier eine "Untergrundkolonne" unter iranischer Leitung?

Soll und kann eine "islamische Massenrevolution" wie 1979 den Schah nun die Golfmonarchien "hinwegfegen"?

Wie kann darauf reagiert werden - durch "harte Hand" oder eine "sanfte Demokratisierung"?

Ist der ethnische Konflikt zwischen den Arabern und Iran ("Arier") und zwischen sunnitischem (in seiner strengsten Form wahabischen) und schiitischen Islam tatsächlich so überbrückbar - oder spielen die USA und Israel derzeit die Katalysatoren für einen Einigungsprozess, der vor allem ohne die ignoranten Auftritte des Westens, die Anlass zur Gegnerschaft bieten, gar nicht so denkbar wäre?

Interssante Fragen für Diskussionen und Meinungsaustausch, aber ohne gegenseitige Bekehrungsversuche (was aufgrund absehbarer Erfolglosigkeit das Ende des Iran-Threads wohl mit verursacht hat).

Ey Shahab3 - bist Du noch im Revier?
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