23.04.2006, 12:36

Ich halte die Diskussion hier ein bißchen für sehr idealistisch. Mir fällt kaum eine Intervention ein, kaum politische Aktionen, die nicht in der einen oder anderen Weise defizitär gewesen wären. Wenn man will, dann findet man immer einen Kritikpunkt, eine Schwachstelle, ein Ungleichgewicht etc.
Das ist nix neues.
Nimmt man sich den geplanten Kongoneinsatz in der alten Konzeption, so ist er ein politisches Zeichen, nicht mehr nicht weinger. Man kann das durchaus ablehnen als nicht produktiv, als verschwendetes Geld. Bedenkt man aber die Spielregeln auf der internationalen Bühne der Diplomatie, so würde ich gerne sehen, wie man rechtfertigen sollte, dass Solana Kofi Annan erst die Truppen versprach, mit Kongo das diplomatisch absicherte und man nun das gnaze platzen läßt. Europa will weltpolitisch ein bisserl mitspielen und sich sukzessive profilieren - dann gebietet die politische Logik der Diplomatie, dass man diese kleine Touristenverschickung auch mitmacht. Es ist ein kleiner Einsatz -so wie er geplant ist - und dient der internationalen profilierung. In dem Sinne ist er durchaus sinnvoll. Um mehr geht es kaum. Warum jetzt markige Sprüche kommen a la
Zitat:abgesehen davon sehe ich immer noch nicht die notwendigkeit und den nutzen dieses einsatzes und dass deutsche soldaten für die neokolonialen interessen anderer staaten, in diesem fall frankreich, ihre leben riskieren sollen, sehe ich nicht so wirklich ein.verstehe ich nicht so wirklich. Niemand tut Dinge nur aus einem Grund. Das ist sowas von defizitär, so ein Verständnis von Handlung zu haben (mal generell). Und der Kongo ist nunmal belgisches Kolonialerbe, das mal so nebenbei

Überdies: Deutsche Firmen operieren auch im Kongo und der Kongo hat in Sachen Bodenschätze ein großes Potenzial - auch für verstärkte europäische Teilhabe. Man sollte Dinge nicht nur monokausal aus einer Perspektive betrachten.
Und dann noch zu den Flüchtlingen:
Schon mal was vom Dominoeffekt gehört? Flüchtlinge aus dem Kongo strömen in die Nachbarstaaten, destabilisieren sie, zerstören mögliche Ansätze in diesen Staaten--> dies führt zu miesen Aussichten dort und so zu einer verstärkten Migrationsbewegung, die sich so immm weiter frißt und ganz Afrika destabilisert. Dann verbinden sich diverse Konfliktgebiete noch zu einem Netz aus destabiliserenden Clustern, die ihre Nachbarstaaten runterziehen mit den entsprechenden Multiplikatireffekten, wenn Staaten und Regionen zwischen zwei großen Konfliktregionen liegen (eben wie Westafrika und Kongo). Und so baut sich entsprechend langfristig/mittelfristig ein entsprechender Migrationsdruck auf. So falsch istz das alles nicht, nur sollte man eben nicht immer nur kurzfristig oder in einer einzigen Perspektive denken.
Von einer echten Verstärkung des Einsatzes weiß ich noch nicht so recht, was ich halten sollte. Kommt darauf an, wie dann letztlich die Planung dafür aussieht. Wenn man sich aber wirklich militärisch engagieren will, muss man wohl auch einiges da runter bringen...