02.07.2006, 08:05
Zitat:Die algerische Marine will angeblich zwei neue Fregatten in Russland bestellen.Quelle: MarineForum
Nach einer am 28. Juni auf der Internetseite „Russian Shipbuilding News“ erschienenen Meldung soll mit der St. Petersburger Nordwerft bereits ein Vorvertrag über den Bau von zwei Fregatten Projekt 11356 mit einem Gesamtvolumen von mindestens etwa 650 Mio. Euro geschlossen worden sein. Entsprechende Verhandlungen hätten schon im April begonnen. Der Schiffstyp entspricht den vor einigen Jahren für die indische Marine gebauten Fregatten der TALWAR-Klasse (KRIVAK-IV-Klasse). Mit 3.800 ts würden diese Neubauten größte Kampfeinheiten der algerischen Marine.
Hauptwaffensystem der indischen TALWAR sind Seeziel-FK SS-N-25; eines der Schiffe wurde inzwischen allerdings mit BrahMos (überschallschneller Sea-Skimmer, Reichweite knapp unter 300km) bestückt, und die in einer russisch-indischen Joint Venture entwickelte BrahMos soll auch für drei weitere von Indien geplanten Fregatten dieser Klasse vorgesehen sein. Da BrahMos auch für den Export vorgesehen ist, darf man durchaus über das Hauptwaffensystem der zwei algerischen Fregatten spekulieren.
So ganz „in trockenen Tüchern“ ist der algerische Auftrag allerdings wohl noch nicht. Die für die Koordination russischer Rüstungsexporte zuständige staatliche Agentur Rosoboroneksport bemüht sich nämlich, den Auftrag zum Bau der beiden Schiffe auf eine andere Werft zu verlagern.
Grund sind offenbar interne russische Vorgänge im Zuge einer Restrukturierung der militärischen Werftindustrie (mehr staatliche Kontrolle) sowie Differenzen mit Mezhprombankom, dem Eigentümer von Nordwerft und Baltischer Werft. Beiden Werften waren überdies im Zusammenhang mit dem Bau der indischen TALWAR (Baltische Werft) und chinesischer SOVREMENNIY (Nordwerft) wegen schwerer Qualitätsmängel in die Kritik geraten. Erst Anfang Juni hatte Verteidigungsminister Iwanow in Anwesenheit von Präsident Putin entsprechende Vorwürfe noch einmal wiederholt.
Rosoboroneksport versucht nun offenbar, den algerischen Auftrag auf die Yantar-Werft nach Kaliningrad oder ins binnenländische Zelenodolsk (Gorkiy, an der Wolga) zu verlagern. Die besten Aussichten dürfte dabei wohl Yantar haben. In Zelenodolsk werden vor allem kleinere Fregatten / Korvetten bis etwa 2.000 ts (KONI, GEPARD, GRISHA etc) gebaut, während Yantar Erfahrung im Bau auch größerer Schiffe (z.B. NEUSTRASHIMIY) hat. Schwerer wiegen dürften aber staatliche Einflüsse, die Expertise zum Kriegsschiffbau in Kaliningrad zu erhalten und dazu der erst kürzlich von Konkurs bedrohten Yantar-Werft Aufträge zu verschaffen. Ob - und unter welchen (finanziellen) Bedingungen - Algerien sich auf einen “Werfttausch” einlassen wird, bleibt abzuwarten.
PS: Hier kompletter Text, da Link zum Artikel nur temporär aktiv.