11.07.2006, 16:48
Zitat:Nun setz mal keine falschen Spotlights. Neben der EU-Mission für die Wahl hat die AU im Auftrag der VN über 18.000 Soldaten im Kongo stehen.Ich denke, dies braucht man nicht nur anzweifeln. Es ist bekannt - übrigens nicht nur, was Einsätze in Afrika angeht - , dass UN-Soldaten aus Drittweltstaaten oft an illegalen Aktionen oder gar Verbrechen beteiligt sind. Drogenhandel und Korruption sind hier nur die harmloseren Punkte. Schon während der Kongo-Krise in den 60er Jahren haben sich die UN-Truppen oftmals sehr unbeliebt gemacht. Sie brachten einen aufgeblasenen Verwaltungsapparat mit, führten sich undiplomatisch und wie die Herren im Lande auf, beflügelten die Prostitution und Kleinkriminalität und zeichneten sich vor allem durch gehässiges Nichtstun (von Aktionen wie z. B. gegen Katanga sehe ich mal ab) und eine miese Moral/Motivation aus. Außerdem zeigte sich, dass viele UN-Soldaten aus ärmeren Ländern häufig nur wegen des besseren Verdienstes diese Jobs übernahmen und wenig an einer Stabilisierung des Landes interessiert waren.
Ob diese sich aber immer korrekt verhalten, wurde in einem vorstehenden Artikel angezweifelt.
@Topic
Ich befürworte den Einsatz deutscher Soldaten im Kongo eigentlich, weil ich hoffe, dass dadurch ein wenig sich die Lebensverhältnisse bessern, eine leichte demokratische Stabilisierung einsetzt und zumindest ansatzweise die Korruption zurückgeht. Und ja, ich bin Realist und weiß, dass die Chancen für eine Besserung der Umstände recht gering sind und dass die europäischen Truppen fast nur ein Tropfen auf den heißen Stein sind. Aber: Selbst wenn sie nur einen sehr kleinen Erfolg haben und einige Afrikaner dazu bewegen, im eigenen Lande zu bleiben und an dessen Stabilisierung zu arbeiten, so hat es sich gelohnt. Außerdem müssen wir ja irgendwas machen. Die Bilder von Hunger- und Bürgerkriegsflüchtlingen aus Afrika, die vor Pantelleria ertrinken oder in den Zäunen von Ceuta hängenbleiben (und teils auch schon erschossen wurden), sollten uns endlich mal wachrütteln und uns davon überzeugen, dass wir in Afrika irgendwie zu einer Verbesserung der Umstände beitragen sollten.
Ich meine damit, dass wir übrigens nicht nur Truppen schicken sollten. Es gibt viele Punkte, wo die Europäer, bzw. der Westen, seine/ihre Handlungsweisen in Afrika überdenken sollten. Müssen wir ein korruptes und den Bürgerkrieg im Osten des Kongo förderndes Ruanda und seinen militanten Despoten mit Millionen von Euro Entwicklungshilfe (mit diesen werden dann Waffen gekauft) sponsern, nur weil dort 1994 ein Völkermord stattgefunden hat und manche deutsche Politiker (z. B. unsere Entwicklungshilfeministerin) wegen der unzureichenden Reaktionen des Westens damals ein schlechtes Gewissen haben? Sollten nicht manche Ölkonzerne ihre Politik entlang der Küste Nigerias, wo manche Stämme schon ausgerottet wurden, bzw. die Leute fast in Ölrückständen verfaulen, überdenken? Sollten wir nicht endlich mal im Sudan "reinen Tisch" machen und konsequent dieses Regime in Khartoum zur Räson bringen (und auch den Chinesen die Stirn bieten, die sich dort wegen geopolitischer Interessen sehr wohlwollend gegenüber den Regierenden zeigen), damit dieses Gemetzel in Darfur endet? Sollten wir nicht mal unser sich falsch auswirkendes Gutmenschentum und das damit zusammenhängende Spendenbewußtsein überdenken und uns vor Augen führen, dass zu viele Spendengelder nicht zu einer Stabilisierung beitragen, sondern eher Korruption und Abhängigkeit fördern und irgendwelche korrupten Potentaten noch reicher macht (kann auch sein, dass manche dies absichtlich tun, z. B. Frankreich)?
Insofern: Ich denke, es gibt hier noch viel zu tun...
Schneemann.