18.07.2006, 13:28
Zitat:Du kannst alles mythifizieren, wenn du deine Ausführungen mit höchst generalisierten Aussagen schmückst und dann plötzlich von politischen Restriktionen sprichst, die du aber weder ausführt noch deren damalige Relevanz und Zustandekommen bedenkst.Das Zustandekommen ist vollkommen uninteressant, der wesentliche Punkt ist, dass sie vorhanden waren. Und mysthifizieren tue ich überhaupt nichts, abgesehen davon finde ich es auch noch höchst bemerkenswert, wenn du mir Generalisierung vorwirfst, aber Kagan selbst vereinfachst, indem du die bei ihm festgestellte Schwäche der Europäer allein auf die Wirtschaftskraft zurückführst. Wo bitte stellt er fest, dass es allein an wirtschaftlicher Schwäche liegt, dass die Europäer schwach waren/sind? Und tut mir leid, dass ich nicht für dich zehn Seiten Text ins Forum setze, aber weder hab ich dafür die Zeit noch macht das Beiträge lesenswerter. Ich setze manchmal ein gewisses Grundwissen vorraus, wenn es daran fehlt, dann bin ich gern bereit, Detailfragen zu beantworten. Mysthik überlasse ich den Philosophen.
Zitat:Hinter diesen Entwicklungen stehen immer Entscheidungen, Entscheidungen, die nunmal auch anders hätten getroffen werden können! Und es leuchtet mir kaum ein, hier davon zu sprechen, dass zwar keine wirtschaftlichen aber politischen Restriktionen bestanden.Dass es politische Restriktionen gab, zweifelst du also an? Entkolonialisierung, Blockzwänge und direkte Kriegsfolgen sind für dich also marginal?
Zitat:Welchen Politikbegriff nimmst du dann überhaupt zur Grundlage?? Politik bedeutet immer die Ressourcen und Entscheidungsfähigkeiten zu haben um jene herbeizuführen. Wo also waren die Europäer politisch so eingeschränkt??Na ja, siehe oben.
Zitat:Nur, was du als politische Restriktion bezeichnet, war nicht nur die sowjetische Bedrohung, sondern auch die Entwicklung einer anderen Weltsicht, einer anderen Politikkultur nach dem Zweiten Weltkrieg, auch und gerade durch die Innenwendung zur EG.Du, das bestreite ich gar nicht! Das bestreitet auch Kagan nicht. Der Punkt ist nur, dass dies nicht geschah, weil dies der bessere Weg zur Gesundung der ganzen Welt ist. Obwohl man sich das in Europa (speziell Deutschland) sicher gern einredet. Es war das logische Rezept für (West-) Europa, aber nur auf der Basis von Massenzerstörung durch 1 1/2 Weltkriege (wobei hier der europäische Kontext für die Wahrnehmung vorrangig ist). Das ist doch das, was Kagan gern (und durchaus anerkennend und lobend, wenn auch etwas blumig) das postmoderne Paradies Europa nennt. Der Punkt ist eben, dass der Rest der Welt diese Entwicklung nicht durchgemacht hat und diese Erkenntnis sich langsam aber sicher (das ist meine These, nicht Kagans) auch hierzulande wieder durchsetzen wird, gegen alle bequemen Denkmuster, die insbesondere im linken Spektrum propagiert werden.
Zitat:Hier geht es um echte imperiale Macht- und Gewaltpolitik und davon sind wir noch entfernt mit unserem Aufbauhelfer und Peacekeeper Tourismus.Die graduelle Wiederannäherung ist unverkennbar. Es wird keinen Imperialismus alten Musters geben, das geht schon durch unsere nach wie vor demokratischen Gesellschaften gar nicht. Aber Guantanamo war auch in einer Demokratie möglich und der Punkt ist, dass man nicht schwarz-weiß unterteilen kann zwischen Aufbauhelfer hier und Unterdrücker da. Man schaue sich bitte die europäischen Militäreinsätze (und ganz besonders die deutschen) in den letzten zwanzig Jahren an, man werfe einen Blick auf Umfang, Ziele, Abwicklung und die Anpassung an das US-Verständnis von Auslandseinsätzen ist kaum abzustreiten.
Fortsetzung folgt zu gegebener Zeit...