07.11.2006, 13:57
Zitat:Führende Neocons zeigen Reue: Der Irak-Krieg war ein FehlerQuelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://blog.zeit.de/joerglau/2006/11/06/fuhrende-neocons-sagen-der-irak-krieg-war-ein-fehler_41">http://blog.zeit.de/joerglau/2006/11/06 ... -fehler_41</a><!-- m -->
Der Journalist David Rose, ursprünglich ein Befürworter des Irak-Krieges, hat im Magazin Vanity Fair eine Reihe von Aussagen führender amerikanischer Neokonservativer gesammelt, die auf beispiellose Weise dem Irak-Krieg, dem grossen aussenpolitischen Projekt des Neokonservatismus, abschwören. Und dies pünktlich zum Todesurteil gegen Saddam Hussein und den Midterm-Wahlen.
Die Aussagen kommen einer totalen Bankrotterklärung der Bush-Politik gleich, die man so radikal kaum je von Bushs Gegnern aus der Demokratischen Partei vernommen hat - und dies aus dem inneren Zirkel der ehemals entschiedensten Falken.
Intressante Artikel von Michael Naumann zu Goliath:
Zitat:Der republikanisch beherrschte Kongress hat sich im Namen des »Kriegs gegen den Terrorismus« selbst entmachtet. Dem Präsidenten gestand er.. das Recht auf militärische Interventionen nach eigenem Gutdünken in aller Welt zu.Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/2006/45/Hoffnungen?page=1">http://www.zeit.de/2006/45/Hoffnungen?page=1</a><!-- m -->
Ein Thema wird die Wähler allerdings kaum interessieren: Auf dem Spiel steht auch die Zukunft des amerikanischen Ansehens in Europa – zumal in Deutschland. Dramatisch verlief die Entfremdung seit dem Irak-Krieg zwischen Deutschland und Amerika.
Ein amerikanischer Vizepräsident, der (wie zuvor schon der Verteidigungsminister) die Anwendung von Foltermethoden im »Kampf« gegen Terrorismus-Verdächtige ohne Wenn und Aber verteidigt – der scheint aus dem Bestiarium des Antiamerikanismus zu stammen. Dick Cheney und sein Präsident haben es fast eigenhändig geschafft, einen ganz besonderen kulturellen clash of civilizations zu inszenieren, den zwischen ihrer Regierung und der Mehrheit der Europäer.
Eines steht jetzt schon fest: Hinterlassen wird die Bush-Regierung eine desavouierte Nato. Sie droht herabzusinken zum beliebigen Instrument unilateraler Machtprojektion. Die Bundesrepublik ist auf die Rolle eines US-Standorts reduziert worden.
Der unrühmliche, langsame Abschied des Sohnes von der Weltbühne dürfte am kommenden Wahltag Amerikas beginnen. Sein Führungsstil hat ihn innen- und außenpolitisch beschädigt. Kein anderer Präsident, mit Ausnahme Richard Nixons, musste eine ähnlich vernichtende öffentliche Abwertung seiner Amtszeit erleben. Die Fülle der Memoiren von geschassten Offizieren, Geheimdienstlern und Beratern, die dem Präsidenten und dem inneren Zirkel im Weißen Haus Inkompetenz, Zynismus und schiere Dummheit nachsagen, belegt das Ausmaß von Enttäuschung – aber auch die funktionierenden Mechanismen der Selbstkorrektur. Elemente der US-Verfassung, Meinungsfreiheit und das Recht auf unverfälschte Präsidentschaftswahlen, sind in den vergangenen sechs Jahren in Gefahr geraten, aber sie sind nicht abzuschaffen.
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