07.01.2007, 11:30
Zitat:Die türkische Marine hat überraschend die Beschaffung von sechs U-Booten mit außenluftunabhängigem Antrieb (AIP) eingeleitet.[Quelle: MarineForum]
Internationale U-Boothersteller wurden am 4. Januar von der Rüstungsabteilung (SSM) des Verteidigungsministeriums aufgefordert, bis zum 31. Januar einen entsprechenden Request for Proposal (RFP) anzufordern. Interessanterweise sollen die Firmen schon allein für die Übermittlung dieses Dokumentes jeweils 10.000 Euro bezahlen, was angesichts der Aussicht auf einen Auftrag mit einem Gesamtvolumens von mehr als 1,5 Mrd. Euro aber verschmerzbar sein dürfte.
Die Erneuerung der U-Bootflottille steht seit gut zehn Jahren auf der Agenda der türkischen Marine. Im Betrieb sind derzeit sechs Boote der zwischen 1975 und 1989 beschafften ATILAY-Klasse (deutscher Typ 209-1200), von denen die ersten drei bei HDW in Kiel, die restlichen dann im türkischen Gölcük gebaut wurden. Ergänzt werden sie durch acht unter einem Lizenzabkommen in Gölcük gebaute bzw. noch im Bau befindliche, neuere Boote der PREVEZE-Klasse (Baunr 1-4 Typ 209-1400) bzw. GÜR-Klasse (Baunr 5-8 Typ 209-1400 mod), von denen bislang sechs in Dienst gestellt sind.
Im Mai 2006 hatte die SSM mehrere U-Boothersteller noch mit einem Request for Information (RFI) aufgefordert, administrative, finanzielle und technische Vorstellungen zum Bau von vier herkömmlich diesel-elektrisch angetriebenen U-Booten zu übermitteln. Angesichts des jetzt verkündeten RFP ist kaum davon auszugehen, dass dieses Vorhaben weiter verfolgt wird.
Die bisherige Planung der türkischen Marine zur Beschaffung neuer U-Boote scheint damit Makulatur. Sicher auch mit Blick auf die von der griechischen Marine beschafften U-Boote vom Typ 214 setzt man nun für die Zukunft offenbar mit Priorität auf U-Boote mit AIP, die dann wohl auch die Einheiten der ATILAY-Klasse ablösen sollen. Deren geplante Modernisierung wurde denn auch im Dezember bereits gestrichen.
Als Bewerber für das Vorhaben kommt natürlich die mit der staatlichen Werft in Gölcük eng verbundene deutsche HDW mit U-Booten vom Typ 214 (Brennstoffzellenantrieb) in Frage. Konkurrenz erwächst vor allem in Frankreich (Armaris mit SCORPENE oder MARLIN mit AIP Mesma). Auch die spanische Navantia könnte sich mit dem SCORPENE-Design um den Auftrag bewerben, dürfte aber ohne eigenen AIP-Antrieb (Mesma gehört den Franzosen) vor lizenzrechtlichen Problemen stehen.
Zu zeitlichen Vorstellungen der türkischen Marine hinsichtlich der Realisierung des neuen Vorhabens gibt es noch keine Informationen. Im Idealfall würde man wohl nahtlos an den Bau der Boote der GÜR-Klasse anknüpfen wollen. Da deren letzte zwei Einheiten aber noch in diesem Jahr an die Marine übergeben werden sollen und die Türkei überdies auch nicht unbedingt für schnelle Verhandlungsabschlüsse bekannt ist, dürfte sich dies jedoch kaum verwirklichen lassen.
PS: Hier kompletter Text, da Link zum Artikel nur temporär aktiv.