Phönizier
#15
Zitat:Eine dorische Wanderung gab es übrigens nach heutigem Forschungsstand nicht, die mykenische Kultur wurde stattdessen nach dem Zusammenbruch ihrer Palastkultur - wohl als Folge sozialer und wirtschaftlicher Probleme - allmählich durch die klassische hellenische Kultur abgelöst.

Diese Ansicht ist auch schon wieder überholt. Das problem sind die Dunklen Jahrhunderte in Griechenland, in denen wir ab ungefähr 1000 (Einwanderung der Dorer) bis 800 (entstehen der Orientalisierenden Kulturphase in Griechenland) nicht genau wissen was dort passierte.

Die Klassische helllenische Kultur entstand erst Jahrhunderte nach den Ereignissen der Seevölkerwanderung und der Einwanderung der Dorer.

Früher hat man gedacht, der Untergang der Palastkultur um ungefähr 1200 wäre durch die Dorer verursacht. Tatsächlich aber gab es um 1200 keine Wanderung Dorischer Stämme und die Mykener und auch ein Großteil ihrer Kultur bestand auch nach dem Untergang der Zentren weiter wie du gesagt hast.

Man muß das ganze aber inzwischen umdrehen: nicht die Dorer wanderten ein und zerstörten die Mykener, sondern die Mykenische Kultur geriet in eine Abwärtsspirale, erlitt erhebliche Zerstörungen, und die Mykener wurden erheblich geschwächt, in der Folge dessen wanderten dann die Dorer in das entstandene Machtvakuum. Größtenteils übrigens ziemlich langsam.

Die Dorische Wanderung fand also schon statt, jedoch um 1000, also 200 Jahre nach dem Untergang der Mykenischen Kultur. Innerhalb dieser 200 Jahre ging es dort ununterbrochen erheblich bergab, die Paläste wurden aufgegeben, die Bevölkerungsdichte sank drastisch, wir finden viele Zerstörungen und Brandstätten.

Es gibt zwei Möglichkeiten: entweder zerstörten sich die Mykener gegenseitig bzw selbst aus sozialen und gesellschaftlichen Problemen heraus, oder sie wurden von unbekannten Dritten so hart getroffen das ihre Gesellschaft in eine Abwärtsbewegung kam.

Dem folgend gibt es zwei interessante Schlußfolgerungen: 1 entweder waren die Seevölker der Grund für die Zerstörungen in Mykene oder 2 in Wahrheit bildeten die Mykener den Großteil dieser Seevölker und zwar als Folge des Niedergangs in ihrem Land.

Ich persönlich gehe davon aus, daß die Hypothese 2 stichhaltig ist, mir stellt es sich so dar: die Mykenische Kultur geriet in eine erhebliche Krise, die Paläste wurden zerstört, es herrschten Hungersnöte und Interne Kriege, in der Folge dessen wanderten viele Mykener übers Meer aus, betrieben Piraterie und fielen über fremde Küsten her. Bei ihren Aktivitäten über Meer verbanden sich dann die Mykener mit Völkern aus dem Bereich des Hethiterreiches (südküste der heutigen türkei) und bildeten mit ihnen die Seevölker.

Zitat:Die phönizischen Städte dürften schon früh ein Schmelztiegel gewesen sein, man war ja zwischen Hethitern, Ägyptern, Assyrern und Mykenern quasi eingeklemmt

Am Beispiel Ugarit wissen wird, daß es primär Kulturell Ägyptisch geprägt war, und das auch noch zur Zeit der Hethitischen Vorherrschaft dort, aber ja, man betrieb Handel mit den Mykenern auf Zypern, Ugarit war der Endpunkt der Assyrischen Handelszügen nach Westen und Teil des Ägyptischen und dann des Hethiterreiches.

Mir persönlich stellt sich die Seevölkerzeit so wie die Wikingerzeit bei uns im Frühmittelalter dar. Gruppen von Völkern die mit neuer Schiffstechnologie die Küsten verheeren, zu einer Zeit in der die umliegenden Reiche schwach sind, zerfallen und im Streit liegen.

Gleichzeitig die Ausbreitung der Aramäer im Landesinneren die die Ägyptisch beeinflußten Semitischen Völker aus Syrien verdrängten.

Alle Reiche in dem Raum gehen in dieser Zeit unter oder werden erheblich geschwächt, und überall reißt der Archäologische Befund ab, mit der Ausnahme Ägyptens.

Wir haben ab ungefähr 1000 weder in Assur, noch in Anatolien, noch in Griechenland ausreichende Funde, dafür haben wir erhebliche Zerstörungen in der Zeit von 1200 bis 1000. Es kam zu einem allgemeinen Zusammenbruch der ganzen Region des Östlichen Mittelmeeres der meiner Ansicht nach aus dem Zusammenbruch des Hethiterreiches resultierte. Der Untergang der Hethiter setzte dann eine Reihe von Dominosteinen in Bewegung.

[qute]Du meinst also, das die Seevölker indoeuropäische Stämme waren?[/quote]

Ja. Der Grund dafür ist einfach: die Seevölker entstanden aus dem Zusammenbruch der Hethiter, bisher ging man immer davon aus, daß die Seevölker den Zusammenbruch dieser beiden Gebiete der Mykener wie der Hethiter verursacht hätten, durch die neue zeitliche Einordnung der Einwanderung der Dorer kann man aber feststellen, daß die Seevölker nach dem Zusammenbruch des Hethiterreiches auftauchen. Die Frage heute ist, wie weit die Mykener dann Teil der Seevölker wurden/waren. Für die Frage Indoeuropäer oder nicht spielt das aber keine Rolle, da die Mykener auch Indoeuropäer waren.

Zitat:Inwieweit haben sie sich eigentlich vorher an die Hethiter angelehnt? Mir ist bekannt, das das proto-phönizische Ugarit mit dem Reich der Hethiter verbündet war und während des Seevölkersturms unterging, es wurde wohl durch die Sekelesch zerstört.

Politisch geriet das Gebiet Phöniziens zur Zeit Echnatons unter Hethitische Herrschaft. Kulturell blieben die Städte aber primär Ägyptisch geprägt, der Grund dafür liegt darin, daß die Hethiter andere Völker kulturell nicht sehr beeinflußten, im Gegenteil übernahmen sie die Kulturstrukturen vor Ort und ließen diese unangetastet. Auch wurden fremde Götter und Kulte immer vollständig als eigene Übernommen woher der Begriff des Reiches der 1000 Götter kommt.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema

Gehe zu: