Brasilien
#54
Erich schrieb:
Zitat:das verstehe ich nicht so ganz: gerade Nordkorea (Atomwaffenbesitz) und Irak (keine solche Waffen) zeigen doch, dass die Atombombe die "ultimative Abwehrwaffe" ist.
Wieso? Nordkoreas Atombombe schreckt sicher niemanden ab. Diese 1-3 Minibomben, für die nicht mal großartige Trägersysteme bereitstehen, besitzen keinerlei Abschreckungspotenzial. Eher die Tatsache, dass China (noch) seinen Nachbarn schützt und man keinen offenen Konflikt mit den Chinesen riskieren will, sichert den Machtbereich des Regimes ab. Ohne China im Rücken wäre Nordkorea wahrscheinlich längst Geschichte (bzw. das stalinistische System dort, nicht das Land selbst).
Zitat:Jede existentielle Bedrohung eines Atomwaffenstaates kann mit der Existenzvernichtung des Angreifers "geahndet" werden. Gerade diese Funktion macht die Bombe für weitere Staaten interessant.
Nein. Die meisten gerade aufstrebenden Möchtegern- oder Miniatomstaaten haben keine oder geringe Möglichkeiten, ihre Waffen (derzeit!) einzusetzen, so, dass der betreffende Angreifer betroffen wäre. Eher, und das hatte ich auch schon mal hier angesprochen, würden sie sich selbst zerstören.

Im Falle Brasiliens sehe ich nur einen Trend, dabei mache ich den Brasilianern noch nicht mal einen Vorwurf, sie steigen nur auf die gegenwärtige Proliferationstendenz auf, bestätigt. Großartig aufhalten wird man diese Entwicklung (leider) eh nicht mehr. Insofern kann man nur Gegenstrategien sich ausdenken, wenn es denn tatsächlich eventuell mal zu einem Konflikt käme, bei dem auch eine regionale Atommacht beteiligt wäre. Und dazu zählt auch das Ignorieren eines wie auch immer gearteten Potenzials. Je mehr Staaten insofern die Bombe haben, desto wirkungsloser wird sie werden in punkto Abschreckung. Mit der Atombombe wird es sich insofern vielleicht leider irgendwann mal verhalten wie mit dem Maschinengewehr, dem Streitwagen oder dem U-Boot. Sie wird einen Normalisierungseffekt durchlaufen, der der Waffe den gewünschten Effekt raubt und sie irgendwann mal Normalität werden lässt. Das ist natürlich der schlimmste anzunehmende Fall, richtig, weil die Folgen verheerend wären. Aber ich sehe, angesichts des „Runs“ nach Atomwaffen derzeit, keine großartige andere Möglichkeit der Entwicklung.

Brasilien hat mich zwar etwas gewundert, aber ich warte nur darauf, dass der Caudillo in Venezuela auch mit Bombenambitionen kommt, und dann Kolumbien, da die sich dann bedroht fühlen. Und so weiter. Letztlich allerdings werden die Proliferationsunterstützer selbst die meisten Schäden erdulden müssen, wenn es denn zum unausweichlichen Aufeinandertreffen kommen sollte. Und da sollte man sich dann entscheiden, bzw. diese Entscheidung, die über das Wohl von ganzen Völkern entscheidet, nicht Leuten wie Herrn A. in Teheran, Herrn C. in Caracas oder Herrn K. in Pjöngjang überlassen.

Da man aber nicht wirklich große Möglichkeiten haben wird, diese Leute zu hindern, kann man nur die Gegenmaßnahmen vorbereiten, die auch – in allerletzter Konsequenz – das Führen eines regional beschränkten Atomkrieges in Erwägung ziehen sollten. Natürlich nicht zwingend und auch nicht im Rahmen eines Erstschlages, aber mit der eben deutlichen Option, dass „man auch anders kann“, wenn das Gegenüber die atomare Karte spielen würde.

Schneemann.
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