Historische / Antike Schlachten
#63
Teil 1 (Text ist zu lang

Gaugamela 1. Oktober 331 v Chr

Dareios zog für diese Schlacht ein ebenso riesiges wie buntscheckiges Heer zusammen, das größte das es bis dahin in der Geschichte gegeben hatte. Fußsoldaten und Reiter aus Mesopotamien, Babylonien, und von den Küsten des Persischen Golf, dazu die Kara, der Heerbann, eine ständig unter Waffen stehende Streitmacht vor allem aus persischen und medischen Reitern. Dazu noch zahlreiche weitere Reitereinheiten nach Stämmen und Völkern geordnet, häufig Völker die von ritterlichen Idealen geprägt waren, dazu die Stammesverbände ostiranischer und zentralasiatischer Herkunft, die Kappadokier und Armenier, die Hyrkaner und Parther, Areier, Arachosier, Baktrier und Sgodier. Dazu Sykthen von nördlich des Schwarzen Meeres und Indische Söldner. Die Inder brachten auch einige Kriegselefanten mit zur Schlacht, zudem setzte man wieder auf gepanzerte Streitwägen mit Sichelrädern die die gegnerische makedonische Kavallerie treffen sollten. Dazu kam noch die Garde, die Unsterblichen und ein großes Aufgebot griechischer Söldnerhopliten.

Das Gros der Kavallerie trug in der Regel als Kopfbedeckung einen Baschlik aus Filz, Obergewand und lange Hosen. Zur Ausrüstung gehörten Schilde, Helme und seltener Schuppenpanzer. Man setzte vor allem Stoßlanzen und Bögen ein, die man kombiniert je nach Entfernung verwendete. Nach den bisherigen Erfahrungen gegen die Makedonen legte man nun auf persischer Seite das Gewicht auf den Nahkampf mit der Lanze. Zunehmend wurden auch die Pferde gepanzert, nicht nur an der Front sondern auch schon an den Seiten. Den Oberbefehl übernahm Dareios III selbst, seine Kommandeure waren die absolute Führungsspitze des Achämenidenreiches. Vor allen anderen Bessos der Satrap von Baktrien und Mazaios der Herr über Syrien und Nordmesopotamien. Sie sollten die jeweiligen Flügel kommandieren. Die Planungen für diese Schlacht gingen auf persischer Seite so weit, dass man das Schlachtfeld nach langen Überlegungen und Planungen aussuchte und extra für die Schlacht präparierte. Eine breite Ebene ohne Begrenzung östlich des Tigris bei Gaugamela, heute der Tell Gomel im nördlichen Irak. Man ebnete das Gelände noch weiter ein, und schuf Fahrbahnen für die Sichelwagen, zerstörte alle Anmarschwege und vor allem die Brunnen bis auf den Weg zu dieser Ebene. In dieser würde sich nach persischer Planung die zahlenmässige Überlegenheit am ehesten auswirken und vor allem die persische Kavallerie und die Sichelstreitwagen würden ohne jede Behinderung wirken können.

Nach der etwa einen Monat dauernden Durchquerung der trocken heißen Wüstengebiete Mesopotamiens erwartet das makedonische Heer die erste Feindberührung am Tigris. Die Perser ließen jedoch die Makedonen den Fluß ungehindert passieren. Kurz danach, am 20 September 331 kam es zu einer Mondfinsternis, die auf makedonischer Seite als gutes Omen gesehen wurde. Von den Persern selbst wurde man durch erste Vorhutgefechte auf die Ebene von Gaugamela hinter sich her gezogen. Alexander marschierte vorsichtig und in permanenter Kampfformation auf die Ebene. Die Perser stellten nun dort ihre Truppen wie geplant auf. Man war nur noch rund elf Kilometer auseinander doch erst nach der Überwindung der halben Distanz geriet die riesige persische Armee in den Blick Alexanders und seiner Truppen. Die Persischen Streitkräfte umfassten um die 40 000 Reiter und 150 000 Fußsoldaten die sich in Nord-Südrichtung über 4 Kilometer entlang über die Ebene zogen. Dabei waren sie immer noch tief gestaffelt.

Etwas rechts vom Zentrum, von persischer Sicht aus befand sich der König der Könige selbst, auf einem besonders großen Streitwagen. Um ihn herum seine Verwandten und die ranghöchsten Adligen der persich-medischen Aristokratie. Davor die Elite der Leibgarde, die 1000 Apfelträger und die restlichen 10 000 Unsterblichen der Garde. Direkt rechts davon einige Tausend griechische Söldner, die genau gleich wie die Phalanx von Alexander als Hopliten kämpften. Rechts davon und links des Königs standen dann Verbände aus Indien und Karien, außerdem die hervorragenden Bogenschützen vom Stamm der Marer aus dem Zagros Gebirge. Vor dem Zentrum mit einigem Abstand dann 50 Sichelstreitwagen und einige Kriegselefanten. Hinter dieser Kerntruppe im Zentrum stand dann gesondert über die ganze Ebene die gewaltige Masse der babylonisch-mesopotamischen Truppen.

Auf beiden Flügeln, und noch vor den Mesopotamischen Fußtruppen standen dann die Kavallerieeinheiten. Rechts unter Mazaios die syrisch-mesopotamischen, die medisch und ostiranischen und die kaspischen Reiter, dazu die Armenier und die Kappadokier und weitere 50 Sichelstreitwagen. Der Linke Reiterflügel und dem Kommando von Bessos umfasstedie persische, die elamische und susische, die dahische und zentraliranische Reiterei dazu die Skythen und die Baktrischen und Sgodischen Reiter sowie insgesamt 100 Sichelwagen.

Diese Aufstellung verrät eine durchdachte Planung. Das Gefecht war von den Persern als kavalleristische Umzingelung gedacht, die die makedonische Phalanx von der Flanke und von hinten her angreifen sollte, so dass dann der zeitgleiche Angriff der Massen der Infanterie den Makedonen den Rest geben würde. Der Schwerpunkt mit den besten Truppen lag genau an der Stelle, an der dann später Alexander selbst mit seinen Elitetruppen angriff und allein zum Beispiel die Anzahl der Baktrischen und Sgodischen Reiter des linken Flügels, 9000 Mann zusammen übertraff schon die Anzahl der gesamten makedonischen Kavallerie auf der Gegenseite.

Als Alexander diese Aufstellung vor die Augen bekam, ließ er sein Heer erst mal haltmachen und nahm sich ausgiebig Zeit, das Terrain und die Persische Armee zu studieren und er ließ dabei gleichzeitig seine Truppen ausruhen. Alexander nahm dann die Herausforderung an, was eigentlich vom militärischen her eher dumm war, er hätte in ein anderes Terrain das für seine Truppen günstiger war ziehen können, aber er war von sich völlig überzeugt und sein Größenwahn der sich schon abzeichnete wollte die Sache jetzt mit einem Schlag zu Ende bringen. Obwohl die Perser das Gros ihrer Reiterei auf der Linken Flanke stationiert hatten behielt er seine eigene Stoßrichtung nach Rechts bei. Dazu plante er die, ohnehin nicht verhinderbare Umzingelung durch den Gegner von vornherein ein. Obwohl also die Perser eine Kesselschlacht wie Cannae schlugen, gingen die Makedonen trotz der Einschließung nicht unter, weil sie von vornherein darum wussten und Maßnahmen getroffen hatten.

Alexanders Heer bestand insgesamt aus ungefähr 8000 Reitern und 35 000 Infanteristen. Die Armee hatte aber, im Gegensatz zur Persischen schon eine hohe Kampferfahrung hatte mehrere Schlachten siegreich für sich entschieden. Zudem war die Ausrüstung der Soldaten, vor allem die Panzerung wesentlich besser. Auf seinem Rechten Flügel stellte dann Alexander seine Hetairenreiterei auf, insgesamt 8 Schwadronen zu je 150 Mann also 1200 Mann. In ihnen war die adlige Elite der Makedonen nach regionaler Herkunft getrennt eingeteilt, sie kämpfte als schwere Panzerreiter mit einer langen Lanze und schwer gepanzert, jedoch ohne Panzer für die Pferde, so dass diese nicht so schnell erschöpften und schneller waren als die persischen mit ihren Pferdepanzerungen. Diese Reiterei führten auch die Sarissa, also 4 m lange Stoßlanzen die eigentlich die Hopliten der Phalanx benutzten. Die absolute Speerspitze dieser Truppe bildete die Persönliche Leibgarde Alexanders, die Königsschwadron (Ile Basilike) in der auch Alexander selbst kämpfte. Im Zentrum stellte Alexander dann die makedonische Infanterie den griechischen Söldnern der Perser gegenüber. Rechts, direkt neben seinen Hetairen stellte er die Hypaspisten auf, die sehr ähnlich wie Hopliten bewaffnet waren, die aber in lockerer Formation und nicht in Phalanx kämpften. Dann folgten die Pezhetairen, die Kampfgefährten zu Fuß, die ebenfalls aus regional getrennten makedonischen Kontingenten zusammengestellt waren. Sie führten allesamt sehr lange Sarissen mit bis zu 5 oder 6m Länge. Der Wert dieser Truppen kam nur in der geschlossenen Linie zur Geltung, in der sie einen Körper bildeten, und diese Kampfweise setzte voraus, dass ihre Flanken von den Hypaspisten und der Kavallerie geschützt wurden. Alle makedonischen Truppen waren hervorragend ausgebildet und bewaffnet und die gesamte Armee extrem gut eingespielt.
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