Historische / Antike Schlachten
#65
Ich habe Gaugamela gewählt, weil ich in einem anderen Thread schon vor einiger Zeit zugesagt habe, darüber zu berichten, daß war noch vor deinem Eintrag, Danke für die Überleitung so passt es dann noch halbwegs zum Thema: Teil 2:

Im Verlauf seines bisherigen Feldzuges hatten sich Alexander nun auch noch zahlreiche nichtmakedonische Verbände angeschlossen, und diese stellte er auf seinem Linken Flügel unter dem Kommando von Parmenion auf. Der Kern dieser Truppen war die Thessalische und Thrakische Reiterei, unter der die aus Pharsalos besonders herausragte, dazu kamen dann die Kontingente anderer alliierter griechischer Stadtstaaten, dahinter weitere 1500 makedonische Pezhetairen. Bis dahin entsprach seine Aufstellung der des Gegners, Massierung der Kavallerie an den Flügeln und eine Phalanx in der Mitte, aber seine Reiterei war der persischen haushoch unterlegen, daher griff Alexander zu folgendem Trick: Er stellte direkt hinter seine Phalanx eine zweite Phalanx auf, die aber mit ihren Sarissen nach hinten kämpfte, so konnte er beliebige Reiterangriffe von Hinten abwehren. Diese Phalanx bestand wieder aus Makedonen aber zu über der Hälfte eben aus den Söldnern und Kämpfern die er erst später dazu gewonnen hatte. Diese Phalanx stellte er auch nicht in einer geraden Linie auf, sondern mit kleineren Lücken zwischen den einzelnen Blöcken Bogenförmig, so dass sie einen größeren Druck abfangen konnte und dass zwischen ihr und der Front der vorderen makedonischen Phalanx ein freier Platz entstand. In diesen, und an die Flanken der hinteren Phalanx stellte er Leichtbewaffnete Thraker und Peltasten, und andere, besonders bewegliche und auf Fernkampf spezialisierte Truppen auf, vor allem auch makedonisch/illyrische Bogenschützen und die berühmten Speerwerfer vom Stamm der Agrianen sowie die odrysische Kavallerie. Auf dem linken Flügel stellte er an die Seite die kretischen Bogenschützen auf. Der Troß wurde ans hintere Ende dieser hinteren Phalanx gestellt und von thrakischen Leichtbewaffneten geschützt.

Die zahlenmäßige Überlegenheit der Perser erscheint auf den ersten Moment zu erdrückend, doch trügt in diesem Fall die bloße Quantität. Die Anzahl der Truppen innerhalb der persischen Armee, die sich mit den Truppen Alexanders messen konnte war geringer als die Zahl der makedonischen Truppen, zudem war ein Gros des persischen Heeres nicht so loyal und verhielt sich während der Schlacht abwartend und beteiligte sich nicht an den Kämpfen. Im Endeffekt konnte sich der König der Könige nur auf seine Perser und die Griechischen Söldner verlassen. Auch erwies sich die Fixierung auf dieses Gelände als Nachteil, so dass dann in der Folge die Perser keine Alternative mehr zu diesem Ort und dieser Aufstellung hatten so dass sie den Angriff des Gegners dort abwarten mußten, was ihm die Initiative überließ. So konnte Alexander in den Hügeln in der Nähe der Ebene seine Truppen vor der Schlacht noch einmal ausreichend Lange ausruhen lassen und versorgen.

Eine große Herausforderung an Quellenkritik und Analyse stellt dann die Rekonstruktion der Schlacht dar. Viele Fragen bleiben offen, nur das Ergebnis ist bekannt, die Quellen liefern vom Ablauf kein kohärentes Bild. Die Schlacht von Gaugamela war aber die bis dahin größte Schlacht der Menschheitsgeschichte und Alexander gewann sie mehr durch Glück als durch Können. Neben den reinen Planungen der Strategen beider Seiten, die wir noch ganz gut kennen muß Gaugamela vom Charakter her besonders von physikalischen Phänomenen geprägt gewesen sein, zumal angesichts der Reiterei muß es in der staubtrockenen Ebene binnen kurzem eine unfassbare Menge Staubwolken gegeben haben, so dass die Sicht dadurch für alle Beteiligten auf das direkte Umfeld begrenzt wurde. Die Sichtweiten schrumpften auf maximal 40 – 50 Meter zusammen, wenn man bedenkt, dass sich die Truppen über Kilometer verteilten, erklärt das die Konfusion und Verwirrung beider Seiten und auch so manch anders im Schlachtverlauf. Diese Staubentwicklung war zudem wieder für die Perser nachteilig, da sie sich über ein viel größeres Gebiet verteilten und es bei der Umzingelung ja auf die gleichzeitige Koordination der Handlungen ankam, die Makedonen standen kompakter und konnten im Gegensatz zu den Persern auch eigenständiger operieren, Alexander ließ seinen Offizieren in der Schlacht viel Freiraum. Der Plan Alexanders war dazu im Vergleich zum Persischen viel einfacher und setzte auf einen geradlinigen Frontalangriff des gesamten Truppenkörpers der Makedonen, also im Endeffekt auf ein geradliniges berserkerartiges Vorstürmen um die persischen Linien zu durchbrechen. Die Frage ist aber, ob Alexander überhaupt eine Ahnung hatte, wie groß die Infanteriemassen noch hinter den Linien die er da vor sich sah waren, Selbst wenn er durchgebrochen wäre, wäre dieser Vorstoß dann in der Masse der dahinter stehenden Infanterie untergegangen, wie also konnte er trotzdem damit gewinnen?

Alexander begann die Schlacht noch ganz vorsichtig und bewegte seine Truppe auf der Ebene langsam nach Rechts, wo das Gelände nicht präpariert war. Das provozierte den persischen Angriff auf dieser Seite der sich dann sogleich zum erwarteten Umfassungsangriff ausweitete. Der Ansturm der Sichelwagen ging dann im Feuer der Fernkampfeinheiten, vor allem der kretischen Bogenschützen und der agrianischen Speerwerfer unter die die Pferde ausschalteten. Die wenigen Sichelwagen die die Makedonen erreichten richteten keinen Schaden an, da die Makedonen sie mit ihren Sarrissen ausschalteten während sie ihnen zur Seite auswichen. Das heftige Feuer der Makedonen an Pfeilen, Schleudergeschossen und Wurfspeeren verlangsamte auch die persische Kavallerie, da die Makedonen trotz der persischen Pferdepanzerungen viele Pferde ausschalten konnten, wodurch es zu Massenstürzen und Konfusion in den persischen Reihen kam. Wegen der Rechtsbewegung der Makedonen, die nun zeitgleich das persische Zentrum angriffen und der Bewegung des Persischen Flügels zur Seite darauf hin entstand zwischen dem persichen Zentrum und dem linken Flügel der Perser eine fatale Lücke, vermutlich hat Alexander diese gar nicht absichtlich durch diese Bewegung herbeigeführt sondern nur von dem präparierten Gelände herunter kommen wollen, die Lücke entstand also durch einen persischen Fehler. Genau in diese Lücke warf nun Alexander seine Hetairenreiterei und sich selbst, um das persische Zentrum wo sich auch der Großkönig befand von der Flanke her zu zerschlagen. Wie bei Issos zielte Alexander dabei auf den Großkönig selbst, wenn es aber so staubig war wie man sicher annehmen kann, war auch das eine Attacke die sich nur auf das Ziel ausrichtete, dass man bei der Aufstellung gesehen hatte, der Großkönig hätte seine Position ja inzwischen ändern können, das er es trotz der entstandenen Lücke nicht tat war der persische Fehler Nummer Zwei.
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