Historische / Antike Schlachten
#66
Die schwer gerüsteten Adelsreiter der Makedonen trafen hier auf die persischen Gardetruppen der Unsterblichen, während sich die griechischen Söldner und die Pezhetairen rechts davon ein unentschiedenes Gefecht lieferten. Da Alexander die Unsterblichen gleich von mehreren Seiten attackierte und mit der schweren Reiterei in die Flanke fiel, während gleichzeitig von vorne die Phalanx angriff, konnten sich die Maekedonen optimal entfalten während die Unsterblichen arg behindert waren und zu mehreren Seiten gleichzeitig kämpfen mussten. Alexander setzte also auf eine klare Schwerpunktbildung und an diesem einen Punkt war seine Armee partiell den persischen Truppen numerisch haushoch überlegen, bei gleicher Qualität. In der Folge wandte sich Dareios III zur Flucht und verließ mit seiner Leibgarde das Schlachtfeld, Alexander verfolgte ihn direkt mit der Reiterei, der Rückzug des Großkönigs und seiner Gardetruppen löste bei den dahinter stehenden Infanteriemassen Panik aus und sie flohen ebenfalls, so dass ein Rückzug auf diese Linie nicht mehr möglich war. Wäre diese hintere Linie mit der syrisch-mesopotamischen Infanterie stehengeblieben und nicht geflohen, hätte der Großkönig dort stehen bleiben können und Alexander hätte verloren, da er mit seiner Reiterei zwischen dieser Infanterie vor ihm und der griechischen Söldnerphalanx hinter ihm eingeklemmt gewesen wäre und zudem vom linken persischen Flügel Elitereiterei zum Entsatz schon auf dem Weg war, die Alexander dann auch den Rückzug abgeschnitten hätte.

Mit der Flucht der Syrer-Mesopotamier und der Leibgarde und dem Großkönig hielt Alexander die Schlacht schon für gewonnen, aber noch immer war alles offen, und niemand auf beiden Seiten hatte mehr den Überblick. Die Persischen Elitereiter, die eigentlich auf dem Weg waren um die Lücke wieder zu stopfen entdeckten nun ihrerseits die Lücke zwischen den beiden Phalangen der Makedonen die nur noch von den Hypaspiten gehalten wurden und brachen dort durch und stießen dann mitten durch die Makedonische Armee nach hinten bis zum Troß durch, wo sie die Hintere Phalanx aufsprengten. Gleichzeitig war auch der rechte persische Flügel unter Mazaios zum Umfassungsangriff gestartet und obwohl die Perser beim Durchmarsch durchs Zentrum der Makedonen durch Bogen und Speere hohe Verluste hatten brach dann Mazaios in diese Lücke und zertrümmerte den Troß und die Spitze der dorthin ausgerichteten hinteren Phalanx. Jetzt hätte er die gesamte hintere Phalanx vernichten können, es warfen sich ihm aber die Theassalier in den Weg und diese leisteten ihm derart erbitterten Wiederstand, dass er den Angriff in den Rücken und die Flanken der Phalanx noch verschieben mußte und Zeit verlor. Zu diesem Zeitpunkt zeichnete sich aber auf diesem Teil des Schlachtfeldes eine makedonische Niederlage ab, in der dann Alexander seine gesamte Phalanx verloren hätte.

Und zu diesem Zeitpunkt stehen wir vor dem größten Rätsel der Schlacht, Parmenion soll in dieser kritischen Situation einen einzelnen Reiter mit einem Hilfegesuch zu Alexander geschickt haben. Mit Recht muß man da fragen, wie dieser Reiter überhaupt Alexander finden konnte und ob er ihn überhaupt erreichen konnte, da inzwischen die makedonischen Streitkräfte im Endeffekt durch Persische Truppen voneinander getrennt waren. Wäre er dagegen außen um die Perser herumgeritten wäre das ein kilometerlanger Umweg gewesen, er wäre nicht mehr rechtzeitig gekommen. Die Frage ist also, ob Parmenion dann doch selber mit der Situation fertig wurde, oder ob erst die Rückkehr Alexanders dann die Lage rettete, und warum Alexander dann schnurstracks die Verfolgung abbrach und ausgerechnet zum rechten Flügel eilte, was angesichts der auf dem Weg dorthin im Weg stehenden persischen Truppen nicht gerade der logischste Weg war. Man kann wieder nur annehmen, dass in dem ganzen Staub und Chaos der Großkönig Alexander abgehängt hat und dieser daher zurückkehrte. Und das ihm soviel Perser im Weg standen sah er schlicht und einfach gar nicht. Logisch wäre gewesen, dass er zu seinen Hypaspisten zurückkehren würde, denn er wusste sehr wohl um die Lücke die er dort hinterlassen hatte und mußte befürchten, dass die griechischen Söldner zur Fuß dort einbrachen und seine Phalanx aufs Spiel setzten.

Von der kritischen Lage auf dem rechten Flügel konnte er dagegen eigentlich nichts wissen, es sei denn, es hätte tatsächlich ein Reiterbote zu ihm geschafft. Noch eine Möglichkeit wäre, dass er glaubte, der Großkönig wäre in diese Richtung geflohen und das er daher in diese Richtung ritt. Also entweder aus Planlosigkeit und/oder weil er meinte, der Großkönig wäre in diese Richtung geflohen, oder weil tatsächlich ein Bote ihn erreichte drehte er nach links und fiel den Persischen Massen dort in die Flanke. Meiner Meinung nach ist die Theorie mit dem Großkönig richtig, wie ein Mann der die Wahl zwischen mehreren Wegen hat, die ein Gesuchter nehmen konnte, so stand auch Alexander da und entschied sich für den falschen Weg, so dass zwar der Gejagte entkam, aber die Schlacht dadurch gewonnen wurde.

Bei dem folgenden Ansturm gelang ihm erneut ein Coup, er durchschlug die persischen Truppen dort im ersten Angriff und war dann mitten im Kampfgeschehen um seinen linken Flügel. Allein bei diesem Durchbruch verlor er 60 seiner persönlichen Hetairen, und drei seiner höchsten Offiziere, darunter seinen engsten Freund Hephaiston. Das zeigt, wie extrem heftig der persische Wiederstand war und wie verlustreich der Kampf. Wäre der Durchbruch durch die hinteren Linien der Perser nicht geglückt, und er glückte nur durch die extrem hohe Kampfkraft der Hetairen und weil sie beliebige Verluste ohne Verlust der Moral einstecken konnten, schon wieder hätte Alexander die Schlacht verloren. Aber er brach durch, was allein ein unfassbar hoher militärischer Verdienst der makedonischen Reiterei war.

Als sich Alexander nun von hinten in die Persische Reiterei warf, die gerade zu diesem Zeitpunkt die Thessalier komplett aufgerieben hatte, brach in der Persichen Reiterei Panik aus, durch den völlig überraschenden Angriff von Alexander selbst war man völlig aus der Reihe, die Perser waren ja davon ausgegangen, dass ihr Rücken von persischen Truppen gesichert wurde, und mitten aus denen heraus griff nun die makedonische Elite an.
Zudem wurde dem Befehlshaber Mazaios die Flucht des Großkönigs bekannt und es brach in der persischen Führung Uneinigkeit aus, vor allem über die Frage der Befehlsgewalt. Zeitgleich zerbrach die griechische Phalanx in der Mitte und wurde von den Makedonischen Pezhetairen aufgerieben. Bessos nun zielte angeblich auch selber auf die Krone des Großkönigs und Mazaios hatte schon vor der Schlacht ein günstiges Arrangement mit den Makedonen im Geheimen ausgehandelt, tatsächlich wurde ausgerechnet Mazaios dann von Alexander selbst als Satrap von Babylon und Syrien wieder eingesetzt und erweiterte so sogar seinen Machtbereich und derselbe Bessos ermordete später Dareios III. Trotzdem glaube ich nicht an Verrat auf persischer Seite, die späteren Ereignisse beeinflussen da die Sicht auf die Schlacht. Mazaios war durchaus loyal, er war dazu nur ein Pragmatiker, der sich immer nach allen Seiten absicherte, am ehesten wäre von ihm noch Verrat möglich gewesen, aber gerade sein Angriff und seien Entscheidungen hätten die Makedonen die Schlacht dann trotz der Flucht des Großkönigs beinahe verlieren lassen, warum sollte er dergleichen tun, wen er ein Verräter gewesen wäre?

Bessos dagegen ermordete Dareios nicht zuletzt wegen dieser Flucht und weil Dareios den Wiederstand aufgegeben hatte und sein Reich den Makedonen überlassen wollte. Sehr gut möglich, dass Bessos den Dareios auch nach einer gewonnenen Schlacht ermordet hätte, vor allem da es auch zwischen ihm und Mazaios einen Sondervertrag gab, aber er hasste die Makedonen und Alexander noch viel mehr als den Großkönig und kämpfte ebenfalls in der Schlacht bis zum Ende und auch noch nach der Schlacht im Osten in Baktrien und Sgodien weiter gegen Alexander. Daher kann man Verrat ausschließen, dennoch entschied sich Mazaios, als ihm Alexander in den Rücken fiel, sich zurück zu ziehen und alleine konnte Bessos dann die Schlacht nicht mehr fortsetzen. Im Gegensatz zu Bessos wusste Mazaios um die Flucht des Großkönigs und da ihn Alexander auch noch von hinten angriff und er keinen Kontakt mehr mit Bessos hatte mußte er davon ausgehen, dass Alexander, wie auch immer, bereits den linken persischen Flügel vernichtete hatte, ziemlich sicher glaubte er, bereits der letzte auf dem Schlachtfeld zu sein und von makedonischen Truppen eingekreist zu werden.
So zog er sich zurück und in der Folge verließ auch die Kavallerie auf dem Linken Flügel das Schlachtfeld und Alexander hatte tatsächlich gewonnen.

Die Angaben über die Verluste beider Seiten in den Quellen unglaubwürdig. Für die makedonische Seite sind sie viel zu niedrig, für die persische viel zu hoch. Das aber beim Endkampf ein Verlust von 60 Hetairen der Garde und dreier der höchsten Offiziere gemeldet wird sollte in Bezug auf die Makedonen zu denken geben. Wenn man das mit den Verlusten anderer Kämpfe vergleicht, und dort die verlorenen Hetairen in den Kontext zu den anderen Verlusten setzt, so muß die Hälfte der gesamten makedonischen Reiterei gefallen sein. Auf persischer Seite müssen die Verluste dann noch wesentlich höher gewesen sein, wenn man da ein Drittel bis die Hälfte ansetzt, so fielen also 4000 Makedonische Reiter und auf der Gegenseite 15 000 bis 20 000 persische Reiter. Beim Fußvolk sind die tatsächlichen Verluste dagegen reine Spekulation, nur bei den griechischen Söldnern kann man einen totalen Ausfall sicher annehmen, von der großen Infanteriemasse der Perser entkam der größte Teil ohne überhaupt gekämpft zu haben. Insgesamt forderte die Schlacht von beiden Seiten einen außergewöhnlich hohen Blutzoll.

Die Folge der Schlacht war aber der endgültige Zerfall des Achämenidenreiches in einzelne, auseinanderstrebende Regionen und damit das Ende dieses Reiches. Nicht weil es schwach gewesen wäre, oder schon alt und verfallend, sondern es wurde als Staatswesen rein militärisch zerschlagen und vernichtet, als es immer noch mitten auf dem Höhepunkt seiner Macht und Möglichkeiten stand. Da die vorhergehenden Schlachten allesamt nicht entscheidend waren ging das Achämenidenreich als große Ausnahme in der Geschichte tatsächlich in einer einzigen, endgültigen Entscheidungsschlacht, der Schlacht von Gaugamela unter.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema

Gehe zu: