Phönizier
#21
Nun das führt jetzt wohl zu sehr vom Thema weg. Vielleicht ganz interessant sind die Assyrisch – Phönizischen Beziehungen, da dies ja mit den Phöniziern direkt zu tun hat.

Die Assyrer waren ja von ihrem Ursprung her ebenfalls Händler, Händler an Land deren Stadt Assur mit Anatolien Handel trieb und mit der Küste. Schon im Altassyrischen Reich folgten dann Truppen den Händlern und wuschen erstmals ihre Waffen im Wasser des Mittelmeeres. Ein Ereignis das zum kulturell-religiösen Vorbild für die Könige von Assur wurde und ein ständiges Streben nach Westen zur Küste mit sich brachte um den Handelsweg dorthin ohne Zwischenhändler und Abgaben nutzen zu können.

Die Phönizier selbst blieben aber dabei stets unabhängig und Assur konnte die Gebiete zur Levante hin nie halten, es blieb daher lediglich bei Vorstößen.
Die Phönizier hatten sich bis dahin im Gegenzug völlig aus den Innermesopotamischen Angelegenheiten heraus gehalten.

Das änderte sich mit dem Neuassyrischen Reich das eine andere, imperiale Politik verfolgte und deutlich militärischer Orientiert war als eine Vorgängereiche.

Das ganze fing mit Assurnasirpal II an, dieser führte eine Assyrische Armee im Jahre 877 v Chr nach Phönizien. Die Phönizier kapitulierten sofort und entsandten reiche Geschenke und das Versprechen Tribut zu zahlen. Der König von Assur war damit hochzufrieden und beließ den Phöniziern eine weitgehende Autonomie auch wenn sie jetzt offiziell nicht mehr selbstständig sondern Teil des Assyrischen Reiches waren. Als Assurnasirpal mit Phönizischen Baumeistern und Zedernholz aus dem Libanon einen gewaltigen Palast in der Nähe von Ninive fertig gestellt hatte, lud er die Könige und Herren der Seestädte dorthin zu einem Fest ein.

Die Phönizier verhielten sich gegenüber dem Assyrern so kooperativ wie möglich, und entrichteten auch allen Nachfolgern Assurnasirpals Tribute. Dafür genossen sie eine im Assyrerreich einzigartige Autonomie und Selbstständigkeit. Das ganze ging gut bis ins Jahr 704 v Chr. Es kam heraus das einige Phönizier aufständische Aramäer unterstützt hatten, die Assyrer griffen darauf hin zum ersten Mal die Phönizischen Städte an, dabei wurde Sidon zerstört.

Da die phönizischen Schiffe aber weit überlegen waren, konnten die Assyrer die Inselstädte von Tyros und Arwad nicht erobern, die übrigen phönizischen Städte unterwarfen sich so schnell wie möglich und entsandten umfangreiche Geschenke.

Daher wurde primär Sidon bestraft und stand ab ungefähr 700 v Chr direkt unter der Kontrolle eines Assyrischen Befehlshabers. Mit Hifle von Schiffen aus den anderen phönizischen Städten versuchte dann Sanherib auch Tyros und Arwad einzunehmen, scheiterte aber dabei obwohl die Belagerung 5 Jahre dauerte. Am Ende vernichteten die Tyrer die anderen phönizischen Schiffe in Assyrischen Diensten in einer Seeschlacht.

Tyros blieb daher unabhängig, auch wenn der gesamte Landbesitz verloren ging und der Stadtstaat nur noch aus der Insel selbst bestand.

Die Assyrer zwangen aber nun in direkter Herrschaft die anderen Phönizier, eine Assyrische Flotte aufzubauen und hohe Steuern zu entrichten. Es wurden auch Phönizier ins Euphratdelta umgesiedlet und Schiffe in Einzelteile zerlegt von Phönizien in den Schatt el Arab transportiert, wo sie in den Sümpfen und entlang der Küste Aufständische Chaldäer und Babylonier jagten.

Nachdem auch im Mittelmeer eine große Assyrische Flotte fertig war, griffen die Assyrer an, jedoch nicht Tyros das sie auch die nächsten Jahre völlig ignorierten sondern das phönizische Zypern, das die Assyrer dann eroberten.

Die ganze Lage änderte sich wieder drastisch zur Zeit Asharadons. Der Assyrische Befehlshaber über Sidon rebellierte gegen den König und die Tyrer boten darauf hin ihre Hilfe gegen die Aufständischen an. Darauf hin zerstörten die Assyrer mit Tyrischer Hilfe Sidon erneut und diesmal völlig. Am Schluß des sehr heftig geführten Feldzuges reorganiserten die Assyrer Phönizien als Provinz völlig neu und forderten neue, noch höhere Steuern und Abgaben. Interessantererweise blieb Tyros wieder unabhängig und konnte sogar einige Handelsposten an der Küste für sich gewinnen.

Dennoch war auch Tyros ab diesem Zeitpunkt zumindest offiziell ein Föderat des Assyrerreiches und wurde gezwungen detailierte Verträge mit den Assyrern abzuschließen deren Einhaltung der assyrische Befehlshaber der Provinz und der Ältestenrat von Tyros überwachten. Die Verträge regelten vor allem, welche Tribute Tyros zu entrichten hatte und welche Häfen der Assyrischen Provinz die Tyrer anlaufen durften.

Nach dem Tode Asharadons wurde Phönizien in zwei Provinzen geteilt, eine nördliche und eine südliche. Zur südlichen Provinz wurden zudem die beiden de facto selbstständigen Stadtstaaten Tyros und Arwad gerechnet. Ab dieser Zeit verbesserten sich die Beziehungen rasch. Schon bald kamen Adlige und bald auch die Könige von Assur selbst nach Tyros um dort sozusagen Urlaub zu machen, man jagte dort mit Tyrischer Hilfe Delphine, die die Assyrer Nahirus nannten mit Wurfspeeren und Bögen. Ein sehr beliebter Sport.

Mit dem Ende der Herrschaft Assurbanipals wurden dann sämtliche Phönizischen Städte sehr rasch völlig unabhänigig und verhielten sich in den Kriegen die das Assyrerreich zerstörten neutral. Mit dem Untergang des Assyrerreiches stand dann Phönizien unter Tyrischer Vorherrschaft bis die Babylonier das Gebiet in ihrem Krieg gegen Ägypten wieder besetzten. Nebukadnezar der II eroberte ganz Phönizien ohne auf Wiederstand zu treffen bis auf Tyros selbst. Die Tyrer verweigerten selbst eine rein formale Unterwerfung und die Babylonier belagerten darauf hin 13 Jahre lang ohne Unterbrechung die Stadt, konnten sie aber nicht einnehmen.

Schon die Babylonier versuchten damals, einen Damm nach Tyros aufzuschütten, genau das was Alexander dann auch tat, aber die Tyrer schlugen ihre Angriffe ab und verhinderten den Dammbau über Jahre hinweg. Auch die vielen anderen phönizischen Schiffe die die Babylonier gegen Tyros einsetzten wurden von den Tyrern Flotte um Flotte versenkt.

Von 585 bis 572 v Chr lag die bisher stärkste Armee der Welt vor Tyros fest und konnte die Stadt nicht stürmen. Am Ende einigte man sich darauf, das die Babylonier abzogen, im Gegenzug dafür Tyros unterwarf sich Tyros formal. Dennoch hatte die Stadt durch die 13jährige Belagerung schwer gelitten und all ihre Kolonien verloren, auch im Westlichen Mittelmeer waren ihre Stützpunkte in dieser Zeit allesamt an ihre Tochterstadt Karthago gefallen.

Die Karthager stammen nämlich ursprünglich aus Tyros. Als dann bald nach Nebukadnezar die Perser in Phönizien auftauchten, unterwarf sich Tyros kampflos und blieb dann bis Alexander ungestört.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema

Gehe zu: