Der Mongolensturm
#48
Zunächts mal gibt es keine mongolischen Geschichtsschreiber die über diese Schlacht berichten. Zum zweiten fand die Schlacht im September statt und es wäre problemlos möglich gewesen, mehr als ein Tumen in dieser Gegend zu versorgen. Die Mongolen haben früher in schon in schlechteren Gegenden wesentlich größere Truppenverbände zu einer wesentlich ungünstigeren Jahreszeit versorgt. Gerade die herausragende Logistik bzw Autarktie der kämpfenden Heere bei der Versorgung war eine der überlegenen Eigenschaften der Mongolischen Heere.

Nun zur sogenannten traditionellen mongolischen Kampfweise: es gibt keine solche. Die Mongolen hatten keine eigene traditionelle Kampfweise, und der Kampf als berittener Bogenschütze sowie Scheinfluchten wurden auch von den Turkvölkern Zentralasiens auf die genau gleiche Weise mit den gleichen Waffen praktiziert. Selbst Ethnische Mongolen eigeneten sich überall die Waffen und Ausrüstung der Angegriffenen Völker an, bis hin dahin, dass sie die Bögen anderer Völker verwendeten. So waren die Bögen der Mongolen im Westen eher türkischen Typs, die der Mongolen in China eher tungusischen Typs usw

Die Kämpfer anderer Völker setzten die Mongolen zwar durchaus so ein wie du es beschreibst, aber nicht innerhalb eines Tumen. Solche Truppen wurden abseits der Tumen in eigenen Verbänden organisiert.

Den Abzug der mongolischen Hauptstreitmacht im weiteren marginalisieren zu wollen, finde ich merkwürdig. Diese Hauptstreitmacht hatte vorher in genau diesem Gebiet ohne Versorgungsprobleme operiert, und das zu einer viel ungünstigeren Jahreszeit, nämlich im Hochsommer. Und der Abzugsgrund der Hauptstreitmacht waren nicht Versorgungsschwierigkeiten sondern wie allgemein bekannt Innermongolische Zwistigkeiten die sich aus dem Tod des KaKhan ergaben.

Und genau die gleichen Zwistigkeiten verhinderten dann nach der Schlacht einen zweiten Angriff auf Ägypten, da sich die Il Khane und die Goldene Horde im weiteren feindlich gegenüber standen.

Noch mal zur sogenannten mongolischen Kampfweise: Diese wurde auch von den Mameluk praktiziert, die im Endeffekt auf die gleiche Weise kämpften wie die Mongolen. Auf der rein taktischen Ebene unterschieden sich die Mongolen was die Bewaffnung und Ausrüstung und Kampfweise angeht gar nicht oder nur geringfügig von den Turkvölkern dieser Zeit. Und die Mameluk kämpften nach Türkischen Vorbildern.

Der entscheidende Unterschied zwischen den Mongolen und den Truppen anderer Völker lag auf der psychologischen Ebene, den Fähigkeiten der mongolischen Offiziere und der Überlegenheit in der Strategie und wie schon erwähnt in der überlegenen Logistik. Die Mongolen gewannen ihre Kriege nie auf der taktischen Ebene, sondern auf der Strategischen, sie waren nicht taktisch überlegen, sondern strategisch.

Diese Schlacht ist daher vor allem deshalb besonders, ein Novum, weil die Mongolen hier erstmals auf der Strategischen Ebene ausmanövriert und besiegt worden sind. Veheerende Niederlagen mongolischer Armeen gab es schon vorher, sei es aus taktischen oder operativen Gründen. Aber der Sieg der Mameluk resultierte aus der Stategischen Lage und für diese war der wesentliche Faktor die Abwesenheit des Mongolischen Hauptheeres.

Fakten:

1 das mongolische Hauptheer hätte keine Versorgungsschwierigkeiten in dieser Gegend zu dieser Jahreszeit gehabt (es hat beispielsweise kurz zuvor im Irak in schlechterem Gelände zu einer ungünstigeren Jahreszeit operiert, und auch der Abzug der Hauptarmee erfolgte quer durch Wüsten die wesentlich schlechteres Gelände darstellten als die Gegend in der die Schlacht stattfand).

2 das Hauptheer zog ab weil der KaKhan gestorben war

3 der Abzug des Hauptheeres war überhaupt einer der primären Gründe warum die Mamluk angriffen, da sie ihre Chance erkannten den jetzt zahlenmässig gleich starken Gegner überhaupt schlagen zu können

4 die Abwesenheit des Hauptheeres und der Elitetruppen (die unter dem persönlichen Befehl von Hüughlaa standen und deshalb mit ihm abzogen) ist der primäre Grund für die Niederlage
denn ansonsten

5 wären die Mongolen den Mameluk numerisch und qualitiativ weit überlegen gewesen.

Die Mameluk selbst übrigens fürchteten nach ihrem Sieg immer noch ihre Auslöschung wenn Hüughlaa zurück kehren würde. Sehr interessant für die Einstufung der Schlacht sind daher die Maßnahmen, die die Mameluk nach ihrem Sieg ergriffen. Sie räumten beispielsweise Damaskus und andere Städte und evakuierten die Zivilbevölkerung dort. Dann brannten sie so viel Grasland in Syrien nieder wie möglich. Sie steckten auch die Wälder um Allepo in Brand und vergifteten alle Brunnen in der Gegen von Allepo. Mit großem Aufwand setzten sie alle Festungen in Syrien in Stand und legten dort möglichst große Vorräte an. Und sie ernannten einen neuen Kalifen der unter ihrer Kontrolle stand (eine diplomatische Maßnahme um die Unterstützung anderer Muslime zu erhalten) und entsandten umgehend eine Gesandschaft zu Berke Khan der vor der Schlacht bereits zum Islam übergetreten war und baten ihn um Hilfe.
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