Der Mongolensturm
#7
Zitat:Militärisch operierten sie hauptsächlich als leichte Reiter.
1/3 der wirklich mongolischen Truppen war schwere Kavallerie, die mit Lanzen und in Rüstung kämpfte. Diese Truppen hatten aber auch zusätzlich Bögen. Das Invasionsheer von Russland hatte sogar zur Hälfte solche schwere Kavallerie. Die Russen wurden z.B. an der Chalka 1223 von den Mongolen nach tagelanger Scheinflucht der Mongolen im Nahkampf aufgerieben, da die Russen die Kampfweise der Steppenvölker kannten fielen sie auf diese Scheinflucht nicht herein, wurden aber von dem mongolischen Nahkampfangriff überrascht, ihre Armee in zwei Teile gespalten und dann nacheinander vernichtet.

2/3 der mongolischen Truppen kämpften als leichte Reiter vor allem mit dem Kompositbogen.

Dazu kamen sehr viele ausländische Kontingente und Spezialistentruppen wie chinesische Belagerungsingenieure, so kam es, daß Chinesen in Ungarn i.A. der Mongolen ungarische Burgen zerstörten.

Zitat:Organisiert waren sie in Zehntausendschaften.
Der Name für eine solche Division war Tumen. Ein Tumen umfasste 10 000 Mann, größtenteils Beritten, es gab aber auch z.b. berittene Infanterie die dann zum Kampf abstieg und aus Koreanern oder Persern rekrutiert wurde.

Die gesamten mongolischen Truppen beim Tode Chinggis Khans umfassten 123 000 mongolische Krieger. Sie gliederten sich in Linker Flügel mit 62 000, Rechter Flügel mit 38 000, Garde und Zentrum 23 000. Insgesamt also 12 Tumen rein mongolischer Truppen.

Der Begriff Flügel entspricht unserer Heeresgruppe, der Rechte Flügel stand dabei im Westen, da für die Mongolen Süden oben war (so auch auf mongolischen und chinesischen Karten dieser Zeit). Die Garde war das persönliche Tumen Chinggis Khans, das durch ein weiteres mongolisches Tumen und 3000 Mann Belagerungsspezialisten verstärkt wurde.

Ein Tumen wurde von einem General befehligt, der den Titel Orlok trug, die Versammlung der mongolischen Generäle bildete den Generalstab der mongolischen Armee und den direkten Beraterstab des Oberbefehlshabers. Die meisten dieser Generäle waren Gefolgsleute von Chinggis aus den allerersten Tagen, als er und diese Krieger nur eine kleine Bande von 20 bis 30 Mann waren.

Das persönliche Tumen von Chinggis selbst fungierte auch als Kadettenanstalt in der die höheren Offiziere aus den besten jungen Mongolen für ihren Dienst in einem anderen Tumen vorbereitet wurden. Im Mongolenreich gab es keinen Adel mehr, allein die Befähigung und Leistung im Krieg zählte für den militärischen Rang, so war einer der mächtigsten mongolischen Heerführer, Subudai Bahadur, von seiner Herkunft her ein einfacher Schafhirte gewesen. Nach den Ideen Chinggis Khans war die einzige Leistung nach der sich der Besitz, das Ansehen und die gesellschaftliche Anerkennung herführen ließen Leistung im Krieg. Für besonders große Leistung erhielt man junge schöne Frauen, Gold, und einen höheren Rang und konnte immer weiter aufsteigen, um das aber alles zu behalten mußte man immer wieder militärische Leistung erbringen, und nur wenn man sich noch mehr steigerte stieg man weiter. Daher waren die besten Krieger die Anführer der mongolischen Truppen und alle Offiziere kamen aus dem einfachen Mannschaftsdienstgraden und hatten sich über viele Jahre ununterbrochenen Krieg hochgedient.

Die meisten Tumen hatten einen hohen Anteil nicht mongolischer Truppe in ihren Reihen, die Eliteeinheiten waren aber rein aus Mongolen rekrutiert und dienten als Speerspitze des Angriffs.

Anbei der Unterschied: Tataren und Tartaren. Die Tataren sind ein mit den Mongolen verbündetes Turkvolk gewesen, die Tartaren dagegen die Mongolen selbst, von Tartarus=Hölle, also die Reiter der Hölle.

Was hier nun berichtet wurde, daß die Tatarischen Khanate in Russland dann alle von den Russen geschlagen wurden, betrifft also Turkvölker, nicht die Mongolen selbst. Das letzte Mongolische Reich mit dem Russland zu kämpfen hatte war die Weiße Horde, die das Gebiet der Goldenen Horde (das waren Tataren !) eroberte, dann aber ihrerseits von Tamerlan geschlagen wurde, daß war 1378. Nach 1390 gab es in den Westlichen Steppen keine Mongolen mehr, (bis auf die sich 1771 teilenden Torgut, von denen ein Teil an die Wolga unter wanderte und sich der russischen Herrschaft unterstellte)

Die Gebiete der Goldenen Horde, die aber zu diesem Zeitpunkt nicht mehr mongolisch sondern türkisch war, zerfiel dann nach dem Abzug der Mongolen Tamerlans in die erwähnten Khanate von Astrachan, Kasan und Krim.






Hier noch ein Text zum Aufstieg Moskaus und den Ereignissen mit der Goldenen Horde am Ende der Mongolenherrschaft in Russland:

Zu der Zeit als der Aufstieg der Russen begann, waren die Mongolen aber selber schon in mehrere sich heftig bekriegende Staaten zerfallen. Deine Sicht impliziert, daß zerstrittene Russische Staaten eben nur gegen die Goldene Horde als einzigen Gegner gestanden hätten, tatsächlich stand auch die Goldene Horde vielen anderen Feinden gegenüber UND wurde zugleich vom Bürgerkrieg zerstört.

Dadurch, daß die Mongolische Herrschaft der Horde so schwach geworden war, hatte diese schon um 1300 Probleme, ihre Ansprüche in Rußland (=Tribute) einzutreiben, zu dieser Zeit waren die Russen noch in mehrer ca. gleichstarke Staaten geteilt! Abgesehen von Nowgorod im Norden konnte vor allem allein Twer eine Art Überlegenheit für sich beanspruchen. Daher beauftragten die Khane der Horde Twer mit dem Einzug der Steuern und Tribute unter den Russen, wobei die Stadt dann selber Prozente davon behalten durfte. Wegen der kriegerischen Unruhen, der unter mongolischer Oberhoheit stehenden südlichen und östlichen Russischen Länder flohen sehr viele aus der Landbevölkerung dann in die relative Sicherheit der Zentralrussischen Städte, vor allem Twer und Moskau.
Während des Khanats von Toktu wurde auf dessen Geheiß! Michael von Twer vom Metropoliten zum Großfürsten ganz Rußlands gekrönt. Toktu Khan reiste dabei selbst nach Norden, um die Unterwerfung von Michael anzunehmen, starb aber am Anfang der Reise im Jahre 1312. Ein Jahr später wurde sein Neffe Usbeg Khan. Er erkannte die Gefahr der sich zunehmend in den Händen von Twer häufenden Macht in Zentralrußland und beschloß daher Moskau zu protegieren und übertrug ihm die Befugniss für die Einziehung der Tribute. Der Herr von Moskau, Juri heiratete darauf Usbegs Schwester! und begann einen Krieg gegen Twer, den er mit mongolischer Waffenhilfe gewann. Dabei wurde Twer aber nicht zerstört und nur ein Teil der Bevölkerung dort umgebracht. Michael wurde auf Geheiß Usbegs hingerichtet.

Usbeg war darüber hinaus ein sehr gläubiger Muslim und versuchte nun die Russen auch zu dieser Religion zu bringen. Eine bevorstehende Zwangskonversion brachte 1327 die Restbevölkerung von Twer zum Aufstand. 15. August wurden die in der Stadt befindlichen mongolischen Steuereintreiber gelyncht. Ein mongolisches Heer und ein Russisches Heer unter der Führung von Iwan Kalita, dem Großfürsten von Moskau wie er sich inzwischen nannte vernichtete darauf hin Twer und seine gesamte Bevölkerung. Er siedelte auch 1328 den Metropoliten Theognost nach Moskau um. Dabei wurden auch viele/die meisten anderen Konkurrenten Moskaus mit mongolischer Hilfe ausgelöscht. Der Herscher von Moskau wurde zum (scheinbar!!!) loyalsten Henkersknecht der Mongolen Khane gegen das eignene Volk. Als Usbeg 1341 starb, regierte sein Sohn weniger als ein Jahr bevor er von seinem Bruder Dschanibeg umgebracht wurde. Darauf hin brachen bürgerkriegsähnliche Zustände aus, die 1359 zum Aussterben der Linie von Batu Khan führten. Genau zu dieser Zeit erstarkte zudem die Weisse Horde im Westen und Litauen westlich von Rußland suchte nach Einfluß und Macht in den West und Südrussischen Gebieten. Durch diese Probleme konnten die Mongolen die Großfürsten von Moskau nicht mehr daran hindern, zunehmend unabhängig zu werden oder ihnen wie einige Jahrzehnte zuvor Twer die Macht wieder abnehmen.
Im Gegenteil stützten sich viele Khane häufig auf moskowitische Hilfe gegen ihre äußeren Feinde und umgekehrt halfen sie den Moskowitern gegen die Litauer. In dieser entscheidenden Zeit hersche Dimitri Donskoj über Moskau (1359-1389) ihm gelang es mit mongolischen Truppen die Litauer entscheidend zu schlagen und den letzten Konkurrenten Rjasan auszuschalten. Ab 1375 herschte dann Moskau über den Gros Russlands uneingeschränkt.

Durch den Einfall der Weissen Horde unter Toktamish Khan (er eroberte Sarai, die Hauptstadt schon 1378!! also zwei Jahre vor der Schlacht bei Kulikowo Polje!) wurde die Goldene Horde so geschwächt, dass Dimitri seine Chance gekommen sah, sich für immer von der mongolischen Oberhoheit zu befreien. Daher fiel er gleichzeitig mit Toktamish Khan in die Gebiete der Goldenen Horde ein und schlug Mamai Khan am 8.September 1380! Das ist also noch VOR dem Einfall Tamerlans! Die Litauer gingen übrigens erst gar nicht auf das mongolische Bündnisangebot ein! daher schickte Jagiello keine Truppen, er hatte genug Probleme mit dem Deutschen Orden vor seiner Haustür, als das er sich um so weit östlich vom ihm gelegene Gebiete hätte kümmern können!!
Wie geschrieben konnten sich die Russen aber gegen die Truppen der Weissen Horde wiederum nicht behaupten und Toktamish Khan drängte die russichen Verbände nach Zentralrussland zurück. Er begann sogar mit der Wiedereroberung Zentralrusslands, sein klares Ziel war die Vernichtung Moskaus, nach der wahrscheinlich Russland wieder in mehrere zerstrittene Regionen zerfallen wäre.

Dies wäre aber ein so erheblicher Machtzuwachs für ihn gewesen, daß sich eben dann Tamerlan zum Präventivkrieg gegen die Weisse Horde entschloß!!!
Sein Angriff erfolge jedoch erst 1390 und dauerte bis zur Schlacht am Terek 5 Jahre also bis 1395, daß ist 10-15 Jahre nach der für die russen siegreichen Schlacht bei Kulikowo!
Zusammengefaßt: Die Einigung Russlands unter der Herrschaft Moskaus geschah auf Geheiß und Befehl und mit massiver militärischer Hilfe der Mongolen!
Die Niederlage der Goldenen Horde (nicht die der Mongolen allgemein!) 1380 kam durch den zweifrontenkrieg gegen die Russen im Westen und Toktamish Khan im Osten zustande, der bereits zu diesem Zeitpunkt über die Hälfe des Gebietes der Goldenen Horde erobert hatte! Bis dahin ist alles Fakt und keine Spekulation wie sie schreiben.
Ohne den Einfall Tamerlans wären die Moskowiter wahrscheinlich von Toktamish Khan geschlagen worden und Russland wieder zerfallen. Das ist natürlich eine Spekulation, aber die tatsächlich stattgefundenen Ereignisse implizieren ziemlich sicher einen Verlauf in diese Richtung!!!

Weil Tamerlan die Weisse Horde/Goldene Horde vernichtete blieb Moskau weiter Herscher in Zentralrußland und konnte dann sich im Laufe der Zeit immer weiter ausdehnen.
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