(Zweiter Weltkrieg) Deutsche Strategie im Zweiten Weltkrieg
#51
Francisco schrieb:
Zitat:Dann würde ich dir mal raten mal die Augen zu öffnen und die Geschichten von Opa mal außen vor zu lassen. Die Verteidigung der Heimat automatisch mit Stalins Plänen zu verbinden, haut mich wirklich vom Sessel. Die Verteidigung der Heimat ist eine Selbstverständlichkeit und hat wenig mit dem Stalinismus zu tun, mein Freund. Ein Kampf gegen den blutigen Vernichtungskampf der Deutschen im 2. Weltkrieg ist also keine gerechte Sache? Städte, Dörfer vor der kompletten Vernichtung zu bewahren ist keine gerechte Sache? Frauen, Kinder, ältere Menschen gegen eine noch nie dagewesene Vernichtsungskampagne zu bewahren ist keine gerechte Sache? Die Liste der Kriegsverbrechen der Deutschen Wehrmacht im Osten ist ewig lang. Wie die Situation für die Menschheit wohl aussehen würde, wenn man die UdSSR überrannt hätte... - weiß nur Gott allein. In diesem Sinne war der Kampf der roten Armee sehr wohl eine gerechte Sache und daher zolle ich den Männern und Frauen der einfachen Soldatenklasse Respekt. Was sie trotz der auswegslosen Situation durchmachen mussten ist -wie du ja mehr oder weniger beschrieben hast - allehand.
Sagen wir es mal so, ich denke nicht, dass Quintus Fabius jetzt unbedingt komplett kritiklos die Wehrmacht loben wollte. Nur denke ich eben auch, dass es nicht ganz passend ist, wenn man nur und alleine von den unvoreingenommen kämpfenden Sowjetsoldaten spricht. Sicherlich gab es viele, die nach Stalins Aufruf zum "Großen Vaterlandskrieg" sich patriotisch angesprochen haben fühlten, aber es gab auch genug, die gezwungenermaßen - und das brutaler als auf deutscher Seite - an die Front gehetzt worden sind. Oftmals haben eben Politruks mit geladener Knarre hinten gestanden und haben Welle auf Welle von halbwegs ausgebildeten und ausgerüsteten "Soldaten" ("unbedarfte Bauern" würde es wohl eher treffen) in die Stacheldrahtverhaue der Deutschen gehetzt. Bsp. dafür gab es vor Sewastopol, bei Leningrad, bei Stalingrad oder aber auch während der Winteroffensive der Russen 1941/42, als sie über die Waldaihöhen angriffen. Auch wurden in der Sowjetunion mehr Soldaten hingerichtet wegen Desertation oder Befehlsverweigerung als bei den Deutschen (bei denen es, so mein Wissenstand, rund 15.000 waren) - vermutlich um die 70.000 (gibt da keine genauen Zahlen).

Tapfer gekämpft haben die Russen allerdings sicherlich (auch), man braucht sich nur die Berichte - auch die der Deutschen - über die Schlacht um die Zitadelle von Brest-Litowsk 1941 anzuschauen. Ohne das ein Politruk hinten gestanden hat, haben sich die dort verschanzten Russen bis zum letzten Mann geschlagen (und das über Tage hinweg).
Zitat:Die Verteidigung der Heimat automatisch mit Stalins Plänen zu verbinden...
Wer hat den wirklich richtig "für die Heimat" gekämpft? Kaukasier? Tataren? Mongolen? Wohl eher nicht. Es gab sicher viele Russen, die wirklich für "Mütterchen/Väterchen Russland" ins Feld gezogen sind, aber es gab genauso Hilfstruppen, die - wenn sie nicht deportiert worden sind - blind verheizt wurden.

Interessant ist übrigens auch die Person von Wilhelm Kube, des NS-Generalkommissars für Weissrussland, und das Verhalten der Sowjetführung. Er war ein überzeugter Nazi und anfangs brutaler Judenjäger. Im Laufe des Krieges allerdings - auch als Details des Holocaust ihm geläufig wurden - änderte er seine Meinung und sorgte sogar dafür, dass die Weissrussen, die bisher furchtbar unter Einsatzgruppen der SS/SD/Sipo gelitten hatten, Mitbestimmungsräte gründen durften und versuchte, einigermaßen erträgliche Lebensumstände zu schaffen. Dies war aber gar nicht im Sinne des Kreml, da ein allzu milder deutscher Kommissar ja zu einem Abklingen der Partisanentätigkeit beitragen könnte. Quasi wollte der Kreml einen möglichst brutalen deutschen Kommissar, weil dieser also Partisanenbestrebungen Vorschub leisten würde. Die Folge: Eine vom Geheimdienst gesteuerte Agentin der Partisanen jagte Kube im September 1943 mit seinem Bett in die Luft.

Sein Nachfolger wurde SS-Obergruppenführer Curt v. Gottberg, der gemeinsam mit dem berüchtigten "Kommando Dirlewanger" und dem "Partisanenexperten" SS-Obergruppenführer Erich v. dem Bach-Zelewski ein Schreckensregime in Weissrussland bis zur Sommeroffensive der Roten Armee 1944 ausübte (u. a. entwickelte Gottberg ein eigenes "System" zur Partisanenbekämpfung und ließ komplette Dorfzonen und Landgebiete zu - zumindest "neudeutsch" könnte man dies böse so sagen - "free fire zones" erklären; kurz: Es wurde alles ausgerottet, was dort irgendwo zuckte). Das waren Männer, die dem Kreml in seiner Politik schon viel mehr genehm waren.

Insofern: Wenn es dem Kreml nutzte, war die eigene Bevölkerung und die eigene Truppe gar nichts wert. Für Stalin waren Millionen von Toten eben nur eine Statistik...kann man da sagen, es war tapferer für ihn zu kämpfen?

PS: Und ich hoffe, jetzt kommt nicht irgendeiner und unterstellt mir, ich würde die deutschen Verbrechen relativieren wollen. In aller Klarheit: Nein, das tue ich nicht!

Schneemann.
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