(Zweiter Weltkrieg) Deutsche Strategie im Zweiten Weltkrieg
#76
Francisco schrieb:
Zitat:Und? Auch hier sollte man differenzieren. Unter welchen Bedingungen wurden diese Waffen hergestellt? Ein Amerikaner konnte in Ruhe und in Gelassenheit (mit Pausen, Tasse Kaffe ect....) seiner Arbeit nachgehen. Während in der Sowjetunion Frauen und teilweise Kinder unter schwereren Bedinungen den ganzen Tag lang bei der Massenproduktion der Waffen schuften mussten - bis zum Umfallen. Ist ein Unterschied, nicht wahr? Desweiteren kommt noch die umständliche Verlagerung der Industriegebiete hinzu, die wiederrum den Produktionsablauf beeinflusste.
Das die Arbeitsbedingungen sehr hart, ja durchaus nach heutigen Gesichtspunkten unmenschlich waren, steht ja außer Frage. Es ging ja alleine um die Anzahl der produzierten Waffensysteme. Es stimmt, dass die amerikanischen Rüstungsanstrengungen zustande kamen, ohne das Alltagsleben des amerikanischen Volkes übermäßig zu beanspruchen, aber man kann dies ja nicht als Argument dafür nutzen, dass die einen mehr oder weniger produziert haben.
Zitat:Tja, Pech gehabt. Man holt sich meist eben alles, was zu haben ist. Und Angesichts der Plünderung und Zuerstörung der Industriegebiete durch die Deutschen - die die betroffenen Länder richtig ruiniert haben- , stand es ihnen nunmal zu. Warum sich also beschweren? Folglich ist es haltlos von Plünderungen zu sprechen. Die Behauptung, man hätte die Industrieanlagen aus mangelnden Kapazitäten demontiert und deportiert ist absolut falsch. Der Grund liegt neben der "Entschädigung" auch grundsätzlich daran, dass die Deutschen Maschinen einen moderneren und vielseitigen Standart aufwiesen als vergleichbare sowjetische Modelle.
Ich beschwere mich nicht. Es war irgendwo eine logische Konsequenz für den Kriegsverlierer und -verursacher, zumindest aus russischer Sicht. Aber was das Ruinieren der Industrien angeht: Es steht außer Frage, dass der westliche Teil der Sowjetunion schwere Verheerungen erdulden musste. Aber ich denke, dass diese Verwüstungen sich eher auf die nichtindustrielle bauliche Struktur bezogen (d. h. Landwirtschaft, zivile Gebäude, etc.) und nicht direkt auf die kriegswichtige Schwerindustrie, die ja bereits in den frühen Phasen des Krieges in Russland nach hinter dem Ural verlagert wurde.
Zitat:Der Grund liegt neben der "Entschädigung" auch grundsätzlich daran, dass die Deutschen Maschinen einen moderneren und vielseitigen Standart aufwiesen als vergleichbare sowjetische Modelle.
Das stimmt wohl.
Zitat:Sehr große Mengen an Späh- und Kampfpanzer, Kurierfahrzeuge und Lastwagen ect. wurden von den Deutschen erbeutet und wieder eingesetzt.
Korrekt. Aber was waren dies für Fahrzeuge? Der Begriff Kampfpanzer ist immerhin recht vage, wenn man z. B. die tschechischen Modelle herbeinimmt, da deren Kampfwert recht gering war (3,7-cm-Kanone). Einzig und alleine die französischen Beutefahrzeuge waren nutzbar, aber deren Zahl hielt sich in Grenzen.

Auszug aus einem englischsprachigen Wikipedia-Artikel zum Thema Char B1:
Zitat:After the German invasion several ad hoc units were formed: the 4DCR with 52 Char B1's and five autonomous companies with in total 56 tanks: 12 B1's and 44 B1 bis. Also 28BCC was reconstituted with 34 tanks. The regular divisions destroyed quite a few German tanks, but lacked enough organic infantry and artillery to function as an effective mobile reserve. A number of Char B1's (161) were captured by the Nazis during the Fall of France. These were later pressed into service as second line and training vehicles under the name of Panzerkampfwagen B-2 740 (f). Sixty became platforms for flamethrowers as Flammwagen auf Panzerkampfwagen B-2 (f). Sixteen were converted into 105 mm self propelled artillery.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://en.wikipedia.org/wiki/Char_B1">http://en.wikipedia.org/wiki/Char_B1</a><!-- m -->

Zum Somua S-35 habe ich auch was:
Zitat:After the fall of France a number of S35s (297 according to some sources) were taken into service with the Wehrmacht as the PzKpfw 35-S 739(f). The Germans modified the cupola by cutting its top off and installing a simple hatch. Some of these S35s were delivered to Italy in 1941. They were used by the Italians for training purposes and to equip a reserve unit.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://en.wikipedia.org/wiki/Somua_S-35">http://en.wikipedia.org/wiki/Somua_S-35</a><!-- m -->

Nun, in beiden Fällen wird deutlich, dass sich die Zahl der erbeuteten Fahrzeuge arg in Grenzen hält. Vermutlich dürften nicht mehr als rund 2.300 Panzerfahrzeuge aus allen Ländern Europas den Deutschen in die Hände gefallen sein. Wenn man bedenkt, dass die Kampftauglichkeit recht gering war und nimmt man die Zahl von rund 7.000 gelieferten westalliierten Tanks an die UdSSR dagegen, so werden deutliche Diskrepanzen sichtbar.

Ein relativ vernünftiges Fahrzeug war übrigens z. B. auch der französische Panhard-Panzerspähwagen, der aber auch - entgegen vieler Behauptungen - nicht arg verbreitet war bei der Wehrmacht.

Auszug:
Zitat:As the type was well-suited to German tactics, 190 Panhards were issued to German reconnaissance units for use in Operation Barbarossa in 1941 under the designation of Panzerspähwagen P204 (f), 107 would be lost that year.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://en.wikipedia.org/wiki/Panhard_178">http://en.wikipedia.org/wiki/Panhard_178</a><!-- m -->

Francisco schrieb:
Zitat:Jagdpanzer Hetzer, 2650 Stück (tschechische Basis).
Ich stimme dir auf jeden Fall zu, wenn du sagst, dass dieses tschechische 38-t-Fahrwerk ein äußerst erfolgreiches war. Keine Frage. Aber a) bestreite ich die Zahl (F. M. v. Senger und Etterlin spricht in seinem Band "Die deutschen Panzer 1926 - 1945" von 1.877 nachgebauten und für den "Hetzer" genutzten Fahrwerken) und b) muss man berücksichtigen, dass viele Fahrzeuge nicht genutzt werden konnten (Treibstoffmangel) oder gar nicht ausgeliefert wurden.
[code]Die Wehrmacht konnte eine relativ große Anzahl der sowjetischen ZIS-3 ("Ratsch Bum") Paks erbeuten, die sie auch wieder gleich in den eigenen Reihen einsetzten. Die leistungsstarken sowjetischen F-22 7,62mm Kannonen waren so begehrt, dass eine sehr große Anzahl der erbeuteten Geschütze nach Deutschland verfrachtet und für die Kompatiblität der eigenen Munition umgebaut wurden. Mit diesen Kanonnen und der 38(t) Basis (wiederrum "fremd", tschechisch) wurde eine Panzerbasis hergestellt die äußerst erfolgreich werden sollte - der Marder (siehe oben). Die sowjetischen 120 mm Mörser war von dem Deutschen Soldaten ebenso beliebt, da sehr effektiv. Derart beliebt, das die Deutschen diese Mörser kopiert haben- samt Munition. Ansonsten siehe Liste weiter oben. [/code]
Stimmt. Keine Frage. Nur musst du das in Relation setzen. Die Deutschen haben bei weitem nicht so viele Waffen erbeutet und genutzt, wie sie die Sowjetunion.

Auszug:
Zitat:In 1941-42 Wehrmacht captured hundreds of the F-22s. Initially they were adopted as field guns, designated FK 296®. In late 1941 it was decided to rebuild the gun as an anti-tank weapon, 7.62 cm PaK 36®. The modifications included rechambering for bigger cartridge, modified recoil system, elevation controls were moved to the left side of the barrel where the sights resided, the elevation was limited, most of the guns received muzzle break. New ammunition was produced for the gun. The PaK 36® reached a battlefield in the spring of 1942. 560 pieces were converted, some of them were used to arm Marder II and Marder III tank destroyers. Nine F-22s in the original configuration were mounted on SdKfz 6 halftrack tractors, resulting in SdKfz 6 mit 7.62 cm FK 36®.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://en.wikipedia.org/wiki/76_mm_divisional_gun_M1936_(F-22">http://en.wikipedia.org/wiki/76_mm_divi ... 1936_(F-22</a><!-- m -->)

Ich meine, 560 Geschütze sind nicht gerade eine Unsumme, wenn man bedenkt, dass alleine von der kaliberähnlichen ZIS-3-Pak über 100.000 Exemplare hergestellt worden sein sollen. 560 Geschütze entspricht der Ankunft eines einzigen alliierten Geleitzuges...

Auszug:
Zitat:The total number of ZiS-3s produced exceeds 103,000 pieces.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://en.wikipedia.org/wiki/76_mm_divisional_gun_M1942_(ZiS-3">http://en.wikipedia.org/wiki/76_mm_divi ... 942_(ZiS-3</a><!-- m -->)

Francisco schrieb:
Zitat:2,8 Mio. Menschen wurden alleine aus den besetzten Gebieten der Sowjetunion nach Deutschland verschickt.
Ein Verbrechen. Aber man sollte berücksichtigen, dass deren erzwungene Arbeit a) nicht sonderlich ausschlaggebend auf die Rüstungszahlen waren und b) diese Statistik in den Kriegsproduktionsleistungen Deutschlands bereits verrrechnet ist.

Zitat:Um die sowjetische Produktivität mit Zahlen zu untermauern (Quelle wiki):

T-34(mod. 40-45) über 45.000 Exemplare
JS-2 3475 Exemplare
IL-2 31 - 36.163 (schwanken)
YAK-3 14.514
ISU-152 ca. 2.000
SU-85 2-050
SU-100 1.675
SU-122 1.148

Schön und gut. Aber von den Produktionszahlen des T-34 und der IL-2 abgesehen, ist es nicht so bahnbrechend. Deutschland baute mehr als 32.000 Me-109-Jagdflugzeuge und die Amerikaner über 50.000 Sherman-Panzer (Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://en.wikipedia.org/wiki/Sherman_tank">http://en.wikipedia.org/wiki/Sherman_tank</a><!-- m --> ) sowie - so ganz beiläufig - noch knapp 100 Flugzeugträger und neue 350 Zerstörer. Von rund 36.000 B-17, B-24 und B-29 - also alles viermotorige schwere Bomber - sowie 43.000 Langstreckenjägern P-38, P-47 und P-51 mal abgesehen. Und daneben haben die USA noch die Russen mit Nachschub aufgepäppelt...

Das muss man einfach respektieren.

Schneemann.
Zitieren


Nachrichten in diesem Thema

Gehe zu: