(Zweiter Weltkrieg) Deutsche Strategie im Zweiten Weltkrieg
#1
Zitat:Wg. Türkei:
Die Türkei war den dt. eher zu- als abgeneigt.
Das ist mir durchaus bekannt. Aber das ändert trotzdem nichts daran, daß die Türkei sich de facto weigerte, an Deutscher Seite in den Krieg einzutreten, ebenso wie Spanien. Franco war ja angeblich uns auch wie schreibst du: zugeneigt.

Zuneigung hat aber in knallharter Politik keine Bedeutung.

Zitat:Was meiner Meinung nach in dieser Diskussion etwas übersehen wird, ist, dass D./Hitler keine echte, schlüssige Gesamtstrategie hatte (wenn man mal von der Lebensraumphilosophie und dem Kampf gegen Bolschewismus und Judentum absieht),
Das Erobern von Raum im Osten ist durchaus eine Strategie (mal ohne ethische Wertung) Das Hitler in den Krieg mit den Westmächten geriet war nicht geplant, er ging davon aus, wie übrigens auch Teile des deutschen Generalstabes, daß die Westmächte auch diese Expansion noch tolerieren würden. Das war der fatale strategische Grundfehler.

In der Strategie erklärt man ein oberstes Ziel, in dem Fall war Hitlers oberestes strategisches Ziel die Eroberung der Sowjetunion, und zwar von Anfang an. Aber dann hat er 41 ebenso wie 42 in den beiden Entscheidungsjahren Zeit verplempert, herumgespielt, statt Schwerpunktbildung die Armeen verstreut.

Das hat er vor allem aus politischen und kriegswirtschaftlichen Gründen. Das war der zweite entscheidende Fehler, daß Primat in der Strategie der Politik zu kommen zu lassen.

Zitat:Die wenigsten Aktionen wurden wirklich bis zum erfolgreichen Ende durchgezogen, zudem wurden immer wieder neue Kriegsschauplätze eröffnet, z. T. auch, soe wie es scheint, ohne echte Strategische Überlegungen,
Es gab sehr wohl strategische Entscheidungen dahinter.

Beispielsweise der Balkanfeldzug sollte der Sicherung Rumäniens gegen die Briten dienen, den von den rumänischen Ölfeldern kam der Sprit. Der Feldzug in Nordafrika sollte den Suezkanal ausschalten und so daß britische Empire spalten.

Die Umlenkung des Angriffs 42 von Moskau auf den Süden und den Kaukasus sollte die sowjetischen Rohstoffvorkommen ausschalten und den Nachschub der Russen aus dem Ausland blockieren der zu über 2/3 aus Persien kam.

Der Punkt ist eben, daß man eine FALSCHE Strategie verfolgte, daß heißt aber nicht daß man keine Strategie verfolgte. Man verfolgte eine falsche Strategie weil man falsche Informationen hatte.

z.B. Kreta, man ging von ungefähr 7000 Gegnern auf der Insel aus, Maximal 8000, und setzte folglich 5000 Fallschirmjäger ein. Tatsächlich hatten die Briten über 40 000 Mann (46 000 wenn ich nicht irre) auf der Insel stehen.

Oder z.B. 42, Hitler und das OKW gingen allen Ernstes davon aus, daß die Russischen Armeen und das russische Wehrpotential völlig ausgeblutet und erschöpft wäre. Hitler wortwörtlich in mehreren Sitzungen mit dem Generalstab: „Die Russen sind fertig, die sind am Ende, die haben nichts mehr.“ Aus dieser festen Überzeugung wurde dann ein neues strategisches Ziel gesetzt.

Zitat:Zudem scheint Hilter, aber auch ein Teil der Generalität, von dem Gespenst der WW I verfolgt worden zu sein: Stellungskrieg, 2 Fronten und Revolution.....
Volle Zustimmung. Ein ganz entscheidender Punkt !! den ich vergessen habe. Deshalb stellte man eben lange Zeit nicht auf totale Kriegsrüstung um, daß ging so weit, daß man noch 2 Jahre lang im Endeffekt fast eine Friedenswirtschaft betrieb, und diese Wirtschaft mit der Beute der Feldzüge finanzierte. Absurd wenn man sich das überlegt, daß man in einem Weltkrieg steht, aber nicht alles in die Rüstung steckt.

Der Grund war die Furcht vor einem Aufstand im Inneren und einer Wiederholung von 1918, die Deutschen waren nämlich 39 überhaupt nicht begeistert als der Krieg ausbrach, erst nach dem Sieg über Frankreich und dem scheinbar damit in Kürze eintretenden Siegende zugunsten Deutschlands änderte sich das.

Zitat:Ich meinte Mansteins schlagen aus der Nachhand. Keine feste Verteidigung.
Das ist mir schon klar, aber selbst ein von Manstein konnte keine Wunder vollbringen. Wo dann schlußendlich auf jede Deutsche Division eine Russische Armee oder noch mehr gekommen wäre, hilft auch jede noch so geniale Führung der Truppe nichts mehr.

Nochmal zu dem Punkt Kursk:

In Kursk bestand einen Moment lang die Möglichkeit, 40 % der gesamten russischen Streitkräfte und darunter 90 % aller russischen Panzer in einem einzigen Schlag zu zerstören. Von Manstein träumte schon von einer Schlacht ala Cannae die in alle Ewigkeit bekannt und mit höchstem Ruhm in den Annalen der Geschichte stehen würde.

Der Verlust dieser Truppen hätte im Osten noch ein letztes Mal alles herum gerissen und hätte ein Remis ebenso wie einen Sieg im Osten ermöglicht. In der Folge hätte man nur noch im Westen kämpfen müssen, sehr vergleichbar der Situation im Ersten Weltkrieg, da ist Russland ja auch weitgehend von den Deutschen erobert worden, dann blieb man stehen, überließ das auseinanderfallende Russland sich selbst und führte nur noch nach Westen aktiv Krieg.


Noch ein interessanter Punkt der kaum bekannt ist:

Hitler als Oberbefehlshaber war völlig maßlos und schwindelfrei was seine großen strategischen Ziele anging, aber im Operativen Bereich war er übervorsichtig. Hitler war da viel vorsichtiger und zögerlicher als seine Generale und das war in Kombination mit strategischer Maßlosigkeit eine besonders schlechte Konstellation, viele Fehlentscheidungen Hitlers resulitieren aus diesem persönlichen Wiederspruch.

Dabei war Hitler ein katastrophaler Stratege, aber wieder Operativ hochbegabt, viele deutsche Generalstäbler bescheinigten Hitler ein Operatives Genie, daß ist nicht als Schleimerei zu verstehen, sondern war tatsächlich so. Aber wie gesagt war das in Kombination mit seiner Strategischen Ausrichtung eher schlecht für die Gesamtkriegsführung.
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